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Am nächsten Morgen liege ich eng an etwas flausiches und warmes gekuschelt, was mir an der Nase kitzelt.

Leicht grummelnd werde ich dadurch wach und kratze mich an er Nase. Doch als ich das Flauschige etwas als Hypnos identifizieren kann, war es das mit meiner Seelenruhe, verwundert streichle ich über seinen Körper und beobachte ihn wie er seelenruhig da liegt und gleichmäßig atmet.

Das ist offiziell ein perfekter Morgen, ok mit dem Morgen zusammen an dem ich mit Choi aufgewacht bin, diese beiden wird niemand mehr toppen können.

In meinen Gedanken versunken bekomme ich nicht mit wie sich leise die Tür öffnet und sich eine Person hinein schleicht.

Leicht hebe ich meinen Kopf an und beobachte meine Tante wie sie leicht gebückt zum Fenster schleicht, es öffnet und dann meine Wäsche vom Boden sammelt.

,, Ähm... guten Morgen?", sage ich und sehe wie meine Tante vor Schreck leicht zusammen zuckt und sich zu mir dreht.

,, Du bist ja doch schon wach.", sagt sie überrascht und ich setze mich aufrecht hin.

,, Joar, aber wieso schleichst du durch mein Zimmer wie ein Einbrecher?", frage ich verwirrt und reibe mir etwas die Augen.

,, Wollte dich nicht wecken. Wir wollen nach dem Frühstück zum Friedhof und etwas Grabpflege machen, möchtest du mitkommen?", fragt sie vorsichtig, und ich muss ehrlich stark überlegen.

Bin ich schon bereit dafür? Immerhin bin ich nach Taehyungs Beerdigung nicht mehr auf einem gewesen... und jetzt auch noch Minhos Grab zu sehen, irgendwie scheint mir das doch etwas... naja... sehr deprimierend. Aber dennoch reizt es mich ja zu sagen.

,, Hab ich noch etwas Bedenkzeit?", stelle ich als Gegenfrage und sehe sie unsicher an.

,, Aber klar, ich verstehe das, und würde auch nicht meckern wenn du Nein sagst~", sagt sie lieb und küsst sanft meine Stirn bevor sie mein Zimmer wieder verlässt.

Seufzend sehe ich ihr nach, das ist wirklich eine Entscheidung die ich am liebsten so lange wie möglich vor mich her geschoben hätte.

Aber vielleicht könnte ich es auch als eine Art Schocktherapie nutzen? Ich weiß nicht, am liebsten würde ich jetzt mit Jimin Rücksprache halten, oder Namjoon... aber den kann ich nicht schon wieder aus dem Schlaf reißen, und dann nur um ihn mit meinen Problemen voll zu heulen.

Am besten ich denke einfach nicht weiter darüber nach und mache es zu einer Spontanentscheidung.

Zumindestens erscheint es mir sinnvoller, als mich hier deswegen verrückt zu machen.

Also jage ich den Hund auf die Beine und stehe dann ebenfalls auf, um mich fertig zu machen.

Nachdem mein Atem nach Minze riecht, und ich etwas mehr als nur eine Boxershorts trage, schlendere ich entspannt nach unten und setze mich zu den Anderen an den Frühstücksstisch.

Während des Essens schweigen wir den größten Teil, und so versinke ich wieder in meinen Gedanken.

Ich weiß immer noch nicht wie ich mich entscheiden soll.

,, Sag mal Tante Kassie... wenn ihr gleich da hin wollt, wo lasst ihr dann meine Lieblingsnervensäge und den Winzling?", frage ich woraufhin sie erst ihr Essen herunterschluckt bevor sie mir antwortet: ,, Die beiden wollten zu Freunden, aber das würde ich ihnen auch nicht zu muten"

,, Verstehe...", sage ich nachdenklich.

,, Hast du Schwierigkeiten dich zu entscheiden?", fragt sie worauf hin ich mit einem Nicken antworte.

,, Wie wär's... wenn du erst mal mit kommst, und wenn es dir zu viel wird dann gehen wir.", schlägt sie vor und lächelt mich an.

,, Das würdest du tun?", frage ich überrascht.

,, Klar, am Anfang habe ich es auch nie übers Herz gebracht. Aber nach einer Weile geht es schon, man muss sich nur Zeit geben und den Mut haben sich zu stellen.", erwidert sie mitfühlend und legt eine Hand auf meine.

Und tatsächlich stehe ich jetzt mit ihr vor dem Eingang des Friedhofs bei der kleinen Inselkirche. Mein Onkel musste noch zu Hause bleiben da der Bretterhaufen den sie liebevoll Schuppen genannt haben, meinte auf ein mal auseinander zu brechen.

Aber um genau zu sein wundert es mich eher wieso das Teil nicht schon vorher zusammen geklappt ist, so gebrächlich wie es aussah.

Mein Herz klopft wie wild, und meine Hände werden leicht feucht, während ich nervös auf der Innenseite meiner Wange rumkaue.

,, Alles ok bei dir Jungkook?", fragt mich Tante Kassie besorgt, aber ich kann nicht wirklich antworten.

Meine Gedanken kreisen immer wieder um das was ich an Strand gesehen habe, und um den Tag als mein Bester Freund verstarb.

,, Ist ok, wir können auch gerne wieder zurück gehen wenn dir das lieber ist.", sagt sie verständnisvoll, nachdem ich ihr eine Weile nicht geantwortet habe.

,, Nein, ich will das durchziehen.", flüstere ich und sehe entschlossen auf das Friedhofstor.

Ohne ein weiteres Wort greift meine Tante nach meiner Hand und zieht mich langsam mit in das kleine Labyrinth aus Gräbern.

Minhos liegt weiter hinten, sehr nach am Ende der Friedhofsmauer vor einer Klippe.

Auf zwei Metern Entfernung bleibe ich stehen und atme erst mal tief durch. Alles was ich vermeiden will ist einfach nur ein weiterer Nervenzusammenbruch. Den kann ich gerade am wenigsten gebrauchen, und vor allem nicht jetzt wo es mir gerade besser geht.

Geduldig wartet meine Tante bis ich mit ihr weiter gehe und ehrfürchtig an das Grab meines Cousins heran trete.

,, Hallo Minho~ ich habe heute Jungkook dabei. Er ist gerade hier um seine Ferien bei uns zu verbringen, ich bin mir sicher das es dir mit ihm hier gefallen hätte.", beginnt meine Tante mit dem Grab zu reden als sie sich etwas um die Planzen kümmert welche drum herum stehen.

Sie erzählt wirklich alles mögliche angefangen von Choi und Jong-Hun bis hin was es heute Abend zum Essen geben wird.

Ich selbst beobachte einfach nur und höre meiner Tante zu, zwar habe ich schon davon gehört, aber noch nie selbst gesehen wie sich jemand mit einem Grabstein unterhält.

Als sie fertig ist hockt sie sich vor das Grab und starrt gedankenverloren nach unten auf den Boden.

Ich traue mich nicht wirklich auch nur daran zu denken etwas zu sagen, zu mal ich nicht mal wüsste was.

,, Weißt du, ich rede immer mit ihm wenn ich hier herkomme...", sagt meine Tante leise und ich hocke mich zu ihr runter um sie besser verstehen zu können: ,, Irgendwie habe ich dann das Gefühl ihn wieder bei mir zu haben, so wie früher. Du musst mich jetzt sicher für verrückt halten.", seufzt sie.

,, Aber nein... ich denke solange es dir hilft ist es das Beste was du tun kannst.", versuche ich sie auf zu munteren und lege einen Arm um sie.

Wieder ist es still zwischen uns, bis sie eine Frage stellt die mir beinahe den Atem raubt: ,, Bin ich eine schlechte Mutter?"

After LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt