44

319 30 1
                                    

In der Nacht konnte ich kaum schlafen, denn irgendwie habe ich anscheinend ein Talent dafür mich jedes mal, wenn ich eingeschlafen bin mich auf meine Kaputte Hand zu legen.

Dementsprechend bin ich am Morgen auch sehr erschöpft und bleibe etwas länger im Bett liegen.

Aber leider werde ich irgendwann aufstehen müssen, und dann darf ich wieder so gut wie möglich versuchen meine Hand zu verstecken um eine Massenpanik aus zu lösen.

Außerdem habe ich Hunger, und der macht ja bekanntlich auch böse.

Innerlich verfluche ich den gestrigen Tag, dabei hatte ich in diesen so viel Hoffnung gesetzt. Und irgendwie muss ich heute noch zu Jimin und ihm irgendwie erklären müssen was ich erfahren habe.

Wie er wohl reagieren wird, vor allem weil ich selbst noch nicht wirklich weiß wie ich damit umgehen soll.

Naja, aber jetzt habe ich wenigstens mal eine anständige Begründung wieso ich solche Angst vor Wasser habe.

Mit einem seufzen schleppe ich mich langsam aus dem Bett und schlüpfe in irgendwelche bequemen Sachen, aber ziehe mir dieses mal die Strickjacke von gestern über.

Es ist zwar draußen wirklich warm, aber da erleide ich lieber einen Hitzschlag als meine Hand zu zeigen.

Müde öffne ich meine Tür, welche ich über Nacht wieder abgeschlossen habe, und schon kommt mir der Hund entgegen, welcher anscheinend schon sehnsüchtig auf mich gewartet hat.

,, Guten Morgen Großer~", begrüße ich ihn und tätschle kurz seinen Kopf bevor ich im Badezimmer verschwinde um mich weiter für den Tag fertig zu machen.

Nach ein paar Minuten komme ich wieder heraus und schlendere schlaff nach unten um mich zu den anderen an den Frühstückstisch zu setzen.

Gekonnt entziehe ich mich jeglicher Interaktion mit meinen Verwandten und habe echt zu kämpfen mit der Linken Hand zu essen.

Aber zu meinem Glück scheint es niemanden auf zufallen, sonst hätte ich mir wieder irgendwas ausdenken müssen, und ich glaube das ich dafür viel zu müde bin.

Nachdem ich es irgendwann aufgegeben habe satt zu werden erhebe ich mich schnell und bringe meinen Teller weg.

Doch da habe ich die Rechnung ohne meine Tante gemacht, denn kurz bevor ich den Raum verlassen kann, meldet sie sich zu Wort.

,, Sag mal Jungkook.", beginnt sie und ich zucke vor Schreck leicht zusammen.

Bitte, um Himmels Willen, bitte lass sie nichts mitbekommen haben!

,, Ja?", frage ich zögerlich und drehe mich zu ihr.

,, Wärst du bitte heute so nett im Dorf einkaufen zu gehen?", fragt sie lieb und lächelt mich an, weshalb ich leise erleichtert seufze.

Wieso wird man immer gleich so paranoid wenn man etwas zu verheimlichen versucht.

,, Klar gerne~", sage ich, ebenfalls mit einem Lächeln und sie wendet sich wieder entspannt ihrem Essen zu.

Entspannt drehe ich mich wieder um und setze einen Fuß über die Türschwelle, als ihr dann wohl doch noch etwas einfällt: ,, Wann wolltest du uns eigentlich erzählen was du mit deiner Hand gemacht hast?"

Ihre Stimme klingt ruhig, sogar fast gleichgültig. Erschrocken wegen dieser Frage sehe ich über meine Schulter zu ihr, was sie breit grinsen lässt: ,, Hast du wirklich gedacht ich merke das nicht?"

,, V-vielleicht...", nuschle ich verlegen, ich weiß nicht wie sie es heraus gefunden hat, aber ich bin etwas überwältigt.

,, Ich will nicht mal deine Gründe wissen, aber gegen einen Felsen zu schlagen ist doch wohl mehr als dämlich.", seufzt sie und steht auf.

,, Woher weißt du das?", frage ich entsetzt und drehe mich wieder zu ihr, und langsam kommt sie auf mich zu.

,, Eine Freundin von mir war gestern am Strand spazieren als sie gehört hat das du nach jemanden gerufen hast, und hat dann gesehen was du angestellt hast.", sagt sie ernst als sie vor mir stehen bleibt und mir deutet ihr meine kaputte Hand zu reichen.

Zögerlich ziehe ich diese aus der Jackentasche und lege sie in ihre Hände.

Mit geschickten Handgriffen entfernt sie meine impovisierte Bandage und zum Vorschein kommt meine wirklich nicht gesund aussehende Hand.

Mein Handrücken ist überseht mit großen blau-grünen Flecken und an meinen Fingerknöcheln klebt getrocknetes Blut.

Mitleidig seufzt sie aus und streicht sanft über die Flecken woraufhin ich schmerzlich zische.

,, Was machst du nur für Sachen Kookie...", flüstert sie leise und lässt dann von mir ab, weshalb ich meine Hand schlaff neben meinem Körper hängen lasse.

,, Wir gehen gleich rüber zu Herrn Kim, er ist Arzt, mal sehen was er hier mit einer gebrochenen Hand anstellen kann.", sagt sie ruhig und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.

Überrascht blinzele ich sie an.

Was geht hier gerade ab? Wer ist das und was hat sie mit Tante Kassi gemacht? Ich habe gedacht sie rastet total aus, und nicht sowas.

Als sie meinen Blick bemerkt seufzt sie erneut und schmunzelt dann leicht: ,, Hör auf so zu gucken Jungkook. Ich weiß das du sicher einer andere Reaktion erwartet hast, aber ich habe eingesehen das es nichts bringt dich zu sehr zu bemuttern. Im Endeffekt passiert dir ja trotzdem irgendwas, wie man sieht."

Wow. Was anderes kann ich einfach nicht dazu sagen, außer, Wow.

,, Na los, geh dir was vernünftiges anziehen, so gehe ich mit dir auf Garantie nicht dahin.", sagt sie trocken mit einem leichten Grinsen im Gesicht und nimmt mir den Teller ab bevor sie mich sanft in Richtung Treppe schubst.

Immer noch etwas verwirrt gehe ich wieder nach oben und suche mir etwas anderes zum Anziehen raus.

Ist zwar weniger bequem, aber na gut, solange gleich irgendwas passiert das meine Hand aufhört mir den Verstand zu rauben nehme ich es gerne in Kauf.

Nach dem ich mich umgezogen habe, schlurfe ich wieder nach unten, wo meine Tante schon auf mich wartet.

,, Ich hab angerufen, er wartet schon auf uns.", sagt sie knapp bevor sie meine gesunde Hand nimmt und mich vorsichtig mit nach draußen zieht.

Herr Kim wohnt auf der anderen Seite der Insel, in einem der kleinen Schnöselviertel, welche sogar einen kleinen Privatstrand besitzen.

Den ganzen Weg dort hin schweigen wir beide, und ich bin wirklich sehr erstaunt das meine Tante nicht weiter nachfragt wieso ich so etwas dummes gemacht habe.

Naja, wohl eher bin ich sogar etwas stolz auf sie, denn jetzt merke ich erst wirklich das ich ihr sogar so viel bedeute das sie mir trotz ihrer Ängste meinen Freiraum lässt.

Als wir vor einem sehr modernen Einfamilienhaus stehen bleiben, klingelt meine Tante direkt, während ich mich erst mal umsehe.

Es ist alles irgendwie sehr schick hier, und vor allem ruhig, da das Haus doch etwas abgelegener von dem Rest steht.

,, Hallo Herr Kim, vielen Dank das sie uns so kurzfristig empfangen~ das ist mein Neffe Jungkook.", begrüßt meine Tante die Person welche gerade die Tür geöffnet hat.

Leicht desinteressiert sehe ich kurz zu ihm, aber dieser eine Blick reicht aus um mein komplettes Leben wieder auf den Kopf zu stellen.

Das... das kann nicht sein! Das ist unmöglich!

After LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt