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Friedlich schlafe ich eng an meinen Choi gekuschelt, als mich ein lautes Klirren aus meinem Schlaf reißt.

Erschrocken fahre ich hoch und sehe mich um. Jedoch wurde Choi davon zum Glück nicht wach, denn dieser schläft zum Glück tiefer als ein Stein.

Als es nach einigen Sekunden immer noch ruhig ist, lege ich mich wieder hin. Anscheinend halluziniere ich schon wieder irgendwas.

Doch als ich ein Wimmern und ein erneutes gläsernes Klirren höre, stehe ich auf. Egal wer in der Nacht auf die Idee kommt mit Glas zu hantieren, soll damit gefälligst aufhören.

Im Halbschlaf verlasse ich mein Zimmer und torkel langsam die Treppen runter ins Erdgeschoss.

Mir ist wirklich kalt, da ich wie immer zum Schlafen nur eine Boxershorts trage.

Also wandere ich schlaftrunken durch das Haus, als ich sehe das auf der Terrasse Licht brennt, und auch von dort der Lärm kommt.

Als ich jedoch dichter komme, kann ich meinen Augen kaum trauen. Meine Tante sitzt dort, anscheinend volltrunken und umklammert weinen eine Flasche Rum. Eine andere Flasche liegt vor ihr in Scherben.

Das war also dieses Klirren, sie hat die Flasche zerbrochen.

Kopfschüttelnd schleiche ich mich näher, doch als ich sehe das sie in den Scherben wühlt und sich beinahe hinein legt, beginne ich zu laufen und bleibe schnell hinter ihr sitzen, presse ihre Arme an ihren Körper während sie versucht sich aus meinem Griff zu befreien.

,, Lass mich los!“, lallt sie lautstark und der Geruch von Alkohol steigt mir in die Nase.

,, Vergiss es! Du bist ja nicht mehr du selbst.“, entgegne ich und ziehe sie weiter zurück da sie beinahe mit ihren strampelnen Beinen auf die Scherben knallt.

,, Ich kann nicht mehr! Ich kann einfach nicht mehr Jungkook! Lass mich gehen!“, jammert sie und tritt wie wild um sich.

,, Und mich und deine eigene Familie alleine lassen?!“, frage ich angestrengt und habe nun wirklich alle Mühe sie noch weiter so zu halten.

,, Du hast doch keine Ahnung! Keine Mutter will ihr eigenes Kind beerdigen!“

,, Ich weiß! Aber du hast noch zwei andere Kinder, die dich jetzt mehr denn je brauchen.“, langsam erreiche ich langsam die Wand und wechsel so die Positionen das ich sie dagegen drücken kann.

,, Weißt du wie es ist dein Kind zu verlieren? Ich habe ihm das Leben geschenkt, ihm all die Liebe und Zeit gewidmet die er brauchte, war immer für ihn da... und was wird daraus? Er ist tot! Und nichts kann mir meinen Jungen zurück bringen!“, jammert sie und weint bitterlich.

,, Und das ist ein Grund zu flüchten? Du bist so feige Tante Kassi! So verdammt feige!“, sage ich wütend, wofür sie mir eine Ohrfeige verpasst.

Mein Kopf dreht sich zur Seite und auf meiner Wange kann ich einen deutlichen Handabdruck erkennen.

,, Du hast kein Recht so etwas zu sagen! Ich bin nicht feige! Ich habe einfach nur keine Kraft mehr zu kämpfen!“

,, Und du glaubst ich verstehe dich nicht? Ich, der schon so oft am Boden lag! Den so viele schon für so gut wie tot halten! So oft habt ihr mir gesagt das ich nicht aufgeben darf! So verdammt oft wollte ich einfach nur noch sterben weil ich dachte der Kampf sei verloren! Aber so auf zu geben wie du es gerade wolltest... das ist einfach nur eine Flucht. Du hast so eine Angst davor das Spiel zu verlieren, das du dich nicht mal richtig traust es zu spielen.“, sage ich ernst und spanne meinen Unterkiefer an.

,, Tu nicht so als ob du weißt was in mir vorgeht! Du bist noch jung und hast das ganze Leben vor dir!“, brüllt sich mich an und versucht mich von sich zu schubsen.

,, Stimmt. Ich habe keine Ahnung was in dir vorgeht, und ich will es auch nicht wissen, denn ich habe genug eigene Probleme die mir Tag für Tag den Boden unter den Füßen weg reißen. Aber du hast viel zu viel in diesem Leben erreicht als es jetzt weg zu werfen... siehst du denn nicht wie sehr wir dich alle brauchen? Ich habe doch selbst schon den Tod eines wichtigen Menschen mit erlebt und bin daran zerbrochen, aber glaub mir... irgendwann wird es dir besser gehen. Der Schmerz wird vielleicht nie komplett vergehen, aber das zeugt doch von seiner Existenz, das ist der Beweis das dieser Mensch ein ma gelebt hat.“

,, Wie kannst du nur irgendeinen Freund mit meinem Minho vergleichen?!“, fragt sie bissig, und ich verkrampfe meine Hände an ihren Schultern.

,, Taehyung ist nicht nur irgendein Freund gewesen...“, sage ich leise.

,, Das kann man trotzdem nicht vergleichen!“

,, Ich habe ihn geliebt verdammt!“, platzt es auf ein mal aus mir heraus, und ich brülle es ihr schon beinahe ins Gesicht: ,, Ich habe meine erste große Liebe an einen scheiß Hirntumor verloren! Er war mein Leben, und das wurde mir von einem auf den anderen Tag genommen! Aber siehst du mich weglaufen? Ja! Ich habe Narben die das Gegenteil beweisen, ich habe Antidepressiva genommen und war in einer Klinik! Aber ich würde niemals mein Leben beenden, weil ich weiß welchen großen Schmerz ich hinterlassen würde! Und du als jemand der das ebenfalls erlebt hat, müsstest genau so wenig wollen das jemand wegen dir so leidet, wie du jetzt!“

Auf meine Worte hin verstummt sie, aber bricht unter Tränen in meinen Armen zusammen.

Das einzige was ich tun kann ist sie mit, vor Wut und Aufregung, zitternden Armen fest zu halten.

,, Es tut mir so leid Jungkook...“, schluchzt sie.

,, Ist schon ok... Abstürze gehören dazu... aber wage es nie wieder auch nur an so eine dumme Sache zu denken. Und wenn du es nur für deine Kinder tust, aber du musst am Leben bleiben. Das Leben ist viel zu kostbar um es einfach weg zu werfen.“, versuche ich so ruhig wie möglich zu sagen, aber trotzdem zittert meine Stimme etwas.

,, Mama?“, höre ich plötzlich eine zarte Stimme an der Terrassentür.

Erschrocken drehe ich mich zu Choi um, welcher dort steht und sich verschlafen mit seinem Teddy in der Hand die Augen reibt.

,, C-Choi“, stottert meine Tante und sieht zu ihrem kleinen Jungen, der jetzt die Scherben bemerkt und natürlich eins und eins zusammen zählen kann.

,, Du wolltest mich alleine lassen?!“, fragt er entsetzt.
So schnell wie möglich versucht Tante Kassi auf zu stehen, was aber nicht so gut geht wegen dem vielen Alkohol intus.

,, Choi ich...“, sagt sie leise und geht einen Schritt auf ihn zu.

,, Nein! Komm mir nicht zu nahe! Ich hasse dich!“, brüllt er und rennt davon.

After LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt