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Nach dem ich alle seine Fragen zu diesem Thema beantwortet habe, ziehe ich das Hosenbein wieder herunter und setzte mich in den Sand.

,, Und jetzt du." ,, Wie jetzt ich?", fragt er verwirrt und setzt sich mir gegenüber.

,, Ich wette du hast auch deine Geheimnisse. Du kennst meine, also erzähle mir deine. Wie viele Narben hast du?", frage ich direkt weswegen er mich beschämt ansieht.

,, W-woher weißt du das ich Narben habe?", fragt er und kratzt sich nervös über seine Arme.

,, Zeig mir deine Arme Minho.", fordere ich ihn ruhig auf, was er auch zögerlich tut.

Und tatsächlich, mein Instinkt hat nicht gelogen, über seinen Arm hinweg sind mehrere Schnitte verteilt. Nicht besonders viel, oder tief, aber schon schlimm genug das sie überhaupt existieren.

Aber ich bin froh das er es mir anvertraut, aber dennoch muss ich zu geben das ich leicht entsetzt bin.

,, Wie alt sind die?", frage ich ruhig.

,, Ein Paar Wochen.", antwortet er und zieht schnell wieder seinen Ärmel runter, und meine nächste Frage folgt: ,, Wieso?"

,, Wie meinst du das?" ,, Niemand tut so etwas ohne Grund, und wenn es nur der Wunsch nach Aufmerksamkeit ist.", erkläre ich und er setzt sich enger an mich.

,, Ach Jungkook... es ist schwierig zu erklären...", jammert er leise. ,, Versuche es wenigstens, ich bin der Letzte der dich verurteilen wird.", versuche ich ihn zu beruhigen.

,, Weißt du wie es ist das mittlere Kind zu sein? Entweder baut Jong-Hun scheiße oder jeder bemuttert Choi... keiner Interessiert sich für mich. Ich kann machen was ich will, ich bekomme nicht mal ärger wenn ich sitzen bleibe. Luft, ich bin einfach nur Luft. Und dabei ist das nicht mal das Größte Problem.", während er spricht kann man deutlich seine Verzweiflung heraus hören.

Es bricht mir das Herz so etwas hören zu müssen. Tante Kassi versucht sonst immer jeden gleich zu behandeln, aber das sie es genau bei ihrer eigenen Familie nicht auf die Reihe bekommt ist schon echt traurig.

Doch anstatt etwas zu sagen, ziehe ich ihn fest in meine Arme. ,, Tu das nie wieder Kleiner. Wenn du dich einsam fühlst, komm zu mir. Und wenn ich nicht da bin, dann ruf mich an.", sage ich in einem strengen Ton.

Ich weiß das jeder jetzt ein einfühlsameres Verhalten erwartet hätte, aber diese strenge Art hat auch mir geholfen. Obwohl ich jetzt gerne Rücksprache mit Namjoon zu diesem Thema halten würde... wieso musste er unbedingt mit Sira die Welt entdecken gehen.

,, A-aber-", beginnt er zu stottern doch ich unterbreche ihn. ,, Ich meine das Ernst Minho. Glaub mir, es führt zu nichts.", versuche ich ihm klar zu machen.

,, Dafür ist es zu spät Jungkook...", sagt er traurig mit glasigen Augen und steht auf.

Verwirrt sehe ich ihn an. ,, Es ist für nichts zu spät Kleiner, noch ist nichts verloren."

,, Sprich mich nicht mehr an, ich existiere nicht. Also hör auf daran zu glauben.", sagt er knapp und rennt dann schnell Richtung Haus.

Wie angewurzelt bleibe ich sitzen und sehe ihm mit großen Augen nach. Seine Worte hallen die ganze Zeit in meinem Kopf umher. Was versucht er mir damit zu sagen?

Seufzend lehne ich meinen Kopf gegen den Felsen hinter mir und versuche meine Gedanken etwas zu sortieren.

Als es langsam anfängt dunkel zu werden, bekomme ich einen Anruf von meiner Tante. Aus meinen Gedanken gerissen nehme ich an: ,, Ja?"

,, Oh gut das ich dich erreiche, ich wollte dir sagen das wir erst morgen zurück kommen werden~"

,, Hä? Wieso?", frage ich. ,, Weil wir morgen noch mal in die Stadt wollen, wir bringen dir auch was mit~ hab einen schönen Abend mein Großer~", sagt sie süß und macht ein Kussgeräusch bevor sie auflegt.

Also wieder einen Abend alleine. Ja gut Minho ist noch da... aber ich denke den sollte ich für heute besser in Ruhe lassen.

Lustlos stehe ich auf und klettere wieder auf die Felsen.

Leise meckere ich vor mich hin während ich wieder bis ans Ende balanciere und mich dort niederlasse.

Wieso kann nicht ein mal etwas einfach sein?

Erschöpft von meinen Gedanken schließe ich die Augen und genieße die kalte Brise die meine Nasenspritze umweht, bis ich wieder etwas seltsames vernehme.

Es ist wieder dieser Gesangt, leise und beinahe schwebend. Erneut nimmt er mich gefangen, aber dieses mal wehre ich mich auch kein bisschen. Dieses Gefühl was es in mir auslöst ist einfach zu schön.

Immer mehr verliere ich mich in der zarten Melodie, so das ich nicht mitbekomme das sich etwas unter mir aus dem Wasser bewegt.

Erst als die Stimme lauter erklingt als vorher öffne ich meine Augen. Es hört sich beinahe so an als würde der Gesang direkt vor mir sein.

Und zu meiner Überraschung ist er es sogar. Geschockt starre ich in das Gesicht eines jungen Mannes welcher mich genau zu betrachten scheint.

Mit einem gedämpften Schrei, da ich mir die Hand vor den Mund schlage, trete ich etwas nach ihm und klettere weiter nach hinten auf die Felsen.

Oh Gott... was zur Hölle geht hier ab?!

Wer ist das? Und was will er von mir?

Doch anstatt irgendwas zu tun beginnt er wieder zu singen. Ich kann nicht erklären wieso, aber es hilft mir mich wieder zu fangen und mich langsam zu beruhigen.

Dennoch schlägt mein Herz wie wild und das Adrenalin schießt mir durch die Wehen.

,, W-wer bist du?", stottere ich aufgeregt. Das ganze kommt mir hier vor wie ein schlechter Scherz. Vielleicht hat mir irgendwer etwas unter mein Essen gemischt, und jetzt halluziniere ich.

Sicher, das muss es sein.

,, Mein Name ist Jimin~", antwortet mein gruseliges Gegenüber sanft und lächelt mich etwas an.

,, Ich bin verrückt, eindeutig...", sage ich und kneife meine Augen zusammen, in der Hoffnung das wenn ich sie öffne, er verschwunden ist.

,, Nein, keine Sorge.", vernehme ich seine amüsierte Stimme, aber es jagd mir einen Schauer über den Rücken.

,, Was heißt hier Keine Sorge? Ich bilde mir ein das auf einmal ein Mann vor mir sitzt, und das soll mir keine Sorgen bereiten?", frage ich entrüstet und sehe ihn an.

,, Mann?", fragt er verwirrt und legt seinen Kopf leicht schief. Erst jetzt fällt mir seine Schwanzflosse auf, welche in vielen Farben schillert und in der Abendsonne glänzt.

,, Oh Gott...", ab jetzt bin ich durch mit den Nerven und krabbel aus Verzweiflung noch weiter rückwärts über die Felsen zurück, bis auf ein mal keine Felsen mehr da sind.

Mit einem lauten Platschen lande ich im Wasser und versuche mich verzweifelt oben zu halten.

Panisch strample ich umher, was ich in einem geschlossenen Raum wohl Schwimmversuch nenne würde, bis sich zwei Arme um mich schlingen und mich zu flacherem Gewässer trägt.

After LifeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt