Willst Du mit mir gehen ?

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Mit zum Hals klopfenden Herzen und einer recht schockierten Angie an der Hand, stürmte Samu die Treppe zum Backstagebereich hinunter und beeilte sich, auch diesen durch den Hintereingang zu verlassen. Von den Profikameras einmal ganz abgesehen, hatten auch viele der Zuschauer ihre Smartphones auf ihn und Angie gerichtet. Alle hatten es gesehen und morgen, oder besser gesagt, in zwei Minuten würde die halbe Welt davon Kenntnis haben, was hier passiert war. Er war nicht nur sauer auf Janne. Er war genauso sauer auf sich selbst, weil er es zugelassen hatte, dass Angie nun im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen würde. Hätte er gar nichts gemacht, hätte kein Mensch gewusst, wer diese Angie sein würde, die er angesprochen hatte. Niemand hätte ihn selbst gesehen. Na gut. Ein paar Fans vielleicht. Aber dann, als er hörte, was dieser Typ von sich gab und als er ihre Tränen sah, konnte er einfach nicht mehr klar denken. In diesem Moment war alles egal. Wenn Janne nur endlich seinen Rand halten und Angie in Ruhe lassen würde!

Er wollte sie trösten und legte ihr den Arm um die Schulter. Aber sie wehrte sich dagegen und blieb wie ein trotziges Kind plötzlich stehen.

„Das also ist Deine Art Probleme zu lösen?“, fragte sie und brachte ihn dazu, ebenfalls stehen zu bleiben. Er sah sie an. Ihre Augen funkelten im Schein der Straßenlaternen noch immer feucht, aber auch wütend.

„Nun, Deine Art hatte offensichtlich nicht funktioniert!“

„Aber ihm gleich die Nase brechen?“ Zornig ging sie weiter. Samu folgte ihr.

„Was hast Du erwartet? Dass ich hin gehe und ihn auf ein Bier einlade?“

„Na zumindest hättet ihr dann eher geredet, als euch geprügelt!“

„Geredet?“ Er konnte es nicht fassen, dass sie es scheinbar immer noch nicht begriffen hatte. „Angie! Ich rede seit 10 Jahren an den Mann ran! Grad, wenn ich der Meinung bin, ich wäre ihn los, taucht er wieder aus dem Nichts auf. Egal, was ich tue, ob ich rede, ob ich ihn ignoriere... es nützt nichts!“

„Hach!“, fluchte sie, während sie die Arme durch die Luft warf und wieder stehen blieb „Du – Du – wieso bist Du der Meinung, dass er das alles nur wegen Dir macht? Womöglich liebt er mich ja wirklich! Zumindest hatte er den Schneid, das zu sagen, was Du noch nicht geschafft hast!“

Touche – Das war ein Treffer! Angie sah ihn mit einer Mischung aus Angst, Verzweiflung und Enttäuschung an. In ihm sah es nicht anders aus. Alles, woran er in den letzten Monaten gedacht hatte, war Angie. Wie konnte sie dann so etwas sagen? Aber sie hatte recht. Er hatte es ihr tatsächlich nie direkt gesagt. Dabei hatte er angenommen, er müsste das gar nicht.

„Ich wollte Dir so etwas nicht zwischen Tür und Angel sagen!“, verteidigte er sich. „Ich wollte Dich richtig kennen, bevor ich dir das sage und ich dachte, du würdest bis dahin an meinen Taten erkennen, dass ich es tue. Ich meine, ich bin hier, oder?“

Endlich rang sie sich ein Lächeln ab. „Ja, das bist Du!“, sagte sie leise. Aber ihm war der traurige Ton nicht entgangen, der in diesen Worten mitschwang. Er beeilte sich, sie zu überholen und sich dann vor sie zu stellen. Das zwang sie wieder zum Stehenbleiben.

„Was ist los?“, fragte er sie direkt, aber freundlich, wobei er seine Hände an ihre Schultern legte. „Gefällt es Dir nicht, dass ich hier bin? Soll ich wieder gehen?“

Sie schüttelte energisch den Kopf. „Nein.... ich meine Ja. Es gefällt mir, dass Du hier bist und nein, ich will nicht dass Du gehst.“ Sie warf sich in seine Arme und begann wieder zu weinen.

Behutsam streichelte ihr Samu über den Kopf.

„Halt mich einfach nur fest, ja?“, schluchzte sie an seine Brust. „Dann kann ich spüren, dass Du wirklich da bist.“

Eine Liebe auf Umwegen/ Life is a rollercoaster (F.S.K ab 18j)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt