Harter Alltag

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Schon von weitem konnten wir Feuerwehrfahrzeuge und Notarztwagen erkennen. Als wir näherkamen, ließ man uns nicht ins Studio. Alles war weiträumig abgesperrt. Es herrschte ein wildes Durcheinander. Dann beobachten wir, dass jemand auf einer Trage heraus gebracht wurde. Bei näherer Betrachtung erkannten wir Alex, den freundlichen Kameramann. Sein Kopf war verbunden und es sickerte Blut durch den Verband. Ich rief etwas lauter, damit er mich, trotz der großen Menschenmenge, die sich mittlerweile angesammelt hatte, verstehen konnte.

"Alex? Was ist passiert?"

Orientierungslos blickte er umher, bis er Samu und mich sehen konnte. "Ein Scheinwerfer ist runter jekommen und hat mir jlücklicherweise nur den Kopf jeschrammelt, wa!", konnte er gerade noch sagen und wurde dann in den Notarztwagen geschoben.

Entsetzt sahen wir uns an, dann klingelte Samus I-phone. Mikko war dran und teilte ihm mit, dass heute aus Sicherheitsgründen sämtliche Aufnahmen abgesagt wurden. Da standen wir nun und wussten nicht so richtig, was wir tun sollten. Natürlich wollten wir gerne erfahren, was genau passiert war und wir suchten uns eine möglichst ruhige Ecke.

Dann rief Samu noch einmal Mikko an. Nach dem Gespräch waren wir schlauer. Mikko erklärte Samu, dass die Polizei zunächst von einem Unfall ausgeht, aber hier im Studio hinter vorgehaltener Hand von Sabbotage die Rede war.

Von Mikko erfuhren wir auch in welches Krankenhaus Alex gebracht wurde.

Nach dem Gepräch mit Mikko beschlossen wir Alex zu besuchen! Er hatte aus der Nähe erleben müssen, was passiert war! Durch die ganze Aufregung vor den Studios hatte zum Glück niemand so richtig bemerkt, dass Samu dort stand und so konnten wir uns ungesehen in ein Taxi setzen und ins Krankenhaus fahren. Zunächst wollte man uns nicht zu Alex lassen. Nur nahe Angehörige durften ihn besuchen. 

Aber als eine Krankenschwester Samu erkannte, ließ sie uns zu ihm. Es war nur ein weisser Turban zu erkennen. Alex hatte sich die Decke bis zur Nasenspitze hochgezogen. Als er das Geräusch der sich öffnenden Tür vernahm, richtete er sich in seinem Krankenlager auf.

"Ach! Ihr zwee Beeden Hübschen seids, wa?" Wir wollten gerade die Tür hinter uns schliessen, als die Krankenschwester, die Samu erkannt hatte, ins Zimmer kam.

Bemüht Samu nicht anzustarren, fragte sie Alex, ob er noch eine Flasche Wasser benötigte, obwohl er noch eine volle Flasche auf dem Nachttisch stehen hatte. Was Alex auch gleich kommentierte.

"Wenn ick noch klar im Koppe bin, denn seh icke noch 'ne volle Pulle von dem Jesöff!" Er versuchte zu zwinkern, was ihm ein wenig schwer fiel, sah dann in Samus Richtung und sagte: "Aber ick kann dir verstehen, Mädel! Bei dem Anblick würde mir an deener Stelle ooch janz heiß werden!"

Er verzog das Gesicht zu einem schmerzverzerrten Grinsen.

Ich musste schmunzeln, weil sie sich ertappt fühlte. Rotanlaufend und Samu einen verschüchterten Blick zuwerfend, verließ sie auf schnellsten Wege das Krankenzimmer.

Wir traten näher an Alex heran.

Er nahm meine linke Hand in seine Hände, streichelte väterlich darüber und murmelte so dass ich es verstehen konnte.

"Is nich immer leecht, wa? Wenn man mit so 'ne Berühmheit zusammen is."

Alex hatte genau den Punkt getroffen, der mich schon die ganzen Tage in Berlin beschäftigte. Ich drehte mich zu Samu um, der ungewöhnlich ruhig war, sich zum Fenster abgewendet hatte und angespannt nach draussen sah.

Ich löste meine Hand aus Alex' und ging zu Samu. Ich folgte seinem Blick und sah, was seinen Körper so anspannte.

Vor dem Eingang der Klinik, den man von hier oben gut im Blick hatte, stand ein ganzer Pulk junger Mädchen. Neugierig beobachteten sie, wer ein und ausging. Plötzlich musste eine von ihnen Samu am Fenster erkannt haben und fing wie wild an zu winken und kreischen!

Das ließ die anderen auch aufmerksam werden. Samu trat einen Schritt zurück und mir auf die Füsse, was mich nun widerum aufkreischen ließ!

Aufgeschreckt drehte er sich zu mir um, nahm mich in den Arm und küsste mich auf den Haaransatz. Die Anspannung war uns beiden deutlich anzumerken. Die letzten Tage waren auch an Samu nicht spurlos vorbei gezogen und heute nun diese Sache im Studio. Aufseufzend setzten wir uns auf zwei Stühle, die an einem Tisch standen.

Ich beobachtete Samus Mimik.

Er wirkte nachdenklich und müde. Gerade rieb er über seine Augen, setzte eine nachdenkliche Miene auf und fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar.

"Hoffentlich harren die jetzt nicht den ganzen Nachmittag aus... mir ist so gar nicht nach Autogramme geben und Fotos machen!", murmelte Samu vor sich hin.

"Suuri? Weisst du noch,  was du vorhin im Speisesaal zu mir gesagt hast? Du kannst deine Fans nicht einfach stehen lassen. Du hast ihnen zu verdanken, dass du da bist, wo du heute sein darfst... also, Augen zu und durch!", versuchte ich ihn aufzumuntern.

"Mir fällt da noch was anderes ein, was ich gesagt habe!", grinste Samu mich jetzt wieder an. Jetzt wandten wir uns Alex zu und befragten ihn, wie es denn zum Unfall gekommen war.

Er berichtete, dass er schon, bevor der Scheinwerfer herunter gestürzt war, einen eigenartigen Geruch nach verschmorten Plastik wahrgenommen hatte.

Also deutete doch alles auf einen Unfall hin. Das war trotz allem beruhigend, obwohl es ja schon der zweite Vorfall dieser Art war. Beim ersten Mal wurde glücklicherweise niemand verletzt. Samu ging noch einmal zum Fenster, um nachzusehen, ob die Luft rein war, aber die Horde wilder Mädchen stand immer noch da.

Als wir an der Tür standen und uns von Alex verabschiedet hatten, nahm Samu mich an die Hand und raunte mir draussen zu: "Sie sollen ruhig sehen, dass du zu mir gehörst. Wir werden da jetzt Arm in Arm rausgehen." Er gab mir einen Kuss und wir begaben uns Richtung Ausgang.

Ich holte noch einmal tief Luft, bevor wir hinausgingen. Arm in Arm schritten wir hinaus.

Ich bemerkte einige neidische Blicke, andere hatten nur Augen für Samu. Natürlich wollten alle Bilder und Autogramme. Samu erklärte, dass er sich im Moment nicht in der Lage sah, Autogramm Wünsche zu erfüllen oder Bilder zu machen.

Ein guter Freund sei verletzt worden und die Ereignisse der letzten Tage hätten dazu beigetragen,dass er ein wenig erschöpft sei und das er dankbarwäre, wenn sie als wahre Fans darauf Rücksicht nehmen würden. Sobald sich die Gesundheit seines Freundes stabilisiert hätte, wäre er für seine Fans wieder da sein.

Wir blickten in enttäuschte, aber überwiegend in verständnisvolle Gesichter. Daraufhin bahnten wir uns einen Weg durch die Fans.

Glüchlicherweise stand gerade ein Taxi bereit, in das wir einstiegen.Wir fuhren zurück zum Hotel.

Als wir endlich in unserem Zimmer angelangt waren, ließ Samu sich erschöpft auf das Bett fallen. Er sah verdammt müde aus. Ich beugte mich über ihn und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. "Weißt du was, Schatz? Du gehst jetzt entspannt duschen, dann bestellen wir uns Essen auf unser Zimmer und lassen später den Abend ruhig ausklingen!"

Samu wirkte jetzt schon wieder etwas munterer. Schmunzelnd sah er mich an. " Das klingt alles nicht schlecht...allerdings hätte ich für den ruhigen Ausklang einen anderen Vorschlag!"

Und mir war sehr bewusst, was er damit meinte...!

Eine Liebe auf Umwegen/ Life is a rollercoaster (F.S.K ab 18j)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt