Selbstzweifel

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Ich brauchte länger, um Samu auch nur halbwegs von seiner eingefahrenen Meinung abzubringen. Immer wieder verfiel er in Selbstzweifel.

Nur schwer konnte ich ihn überzeugen, dass er zunächst einmal die Konzerte mit dem Orchester in der Schweiz abwarten sollte. Es war ja kein wirkliches Ende in Sicht.

Und vielleicht war eine längere Pause für beide Seiten von Vorteil. Die Band entkam der eingespielten Routine und die Fans bekamen letztendlich eine Band präsentiert, die wieder Lust auf Musik, Touren und Fans hatte. Das klang doch eigentlich gut! Und je länger wir darüber sprachen, umso mehr freundete sich Samu mit dem Gedanken einer längeren Pause und einer fulminanten Rückkehr an!

Jedenfalls war seine depressive Phase fürs Erste vorüber.

Beruhigt verschwand er ins Bad und ich ging endlich in die Küche, um unser mittlerweile zum Brunch gewordenes Frühstück, vorzubereiten.

Mit mindestens 2 Stunden Verspätung saßen wir auf unserer Dach Terrasse und liessen es uns schmecken.

Quasi als Nachtisch, brachte Samu nochmal das Thema Jukka auf den Tisch!

"Ich will ja nicht unbedingt darauf herumreiten, aber ich möchte einmal Deinen Standpunkt hören. Das heute Morgen mit Jukka, meine ich. Habe ich das wirklich so missverstanden?"

Musste Samu jetzt wirklich wieder damit anfangen?

"Ich habe dir gesagt, dass da nichts war. Was sollte ich von Jukka wollen? Ein dickköpfiger Finne reicht mir voll und ganz!", versuchte ich die Brisanz aus Samus Frage zu senken.

Ein kleines Lächeln umspielte Samus Mund, aber wie ich Samu kannte, war das Thema noch nicht vollständig vom Tisch.

Jedenfalls schien ihm die Antwort für's Erste zu genügen.

Er wollte gerade etwas erwidern, als er einen Anruf bekam.

Seinem Gesicht war anzusehen, dass es ein angenehmer Anrufer sein musste. Dann nannte er den Namen Antti. Verdammt! Warum verstand ich so wenig finnisch?

Es wurde Zeit für meinen Intensivkurs.

Nach einiger Zeit beendete er den Anruf. Ich wunderte mich inzwischen nicht mehr über Samus Redseligkeit!

An ihm konnte das Vorurteil -Frauen reden zuviel- widerlegt werden!

Freudig teilte er mir mit, um was es in dem Telefonat gegangen war. "Antti von den MFB Jungs hat uns zu einen Privatkonzert nur für Freunde in einem kleinen Pub eingeladen. Heute Abend um 21:00 Uhr steigt die Party."

Erwartungsvoll sah er mich an.

Samu war wie ein Stehaufmännchen! Er lebte seine Emotionen. Die Freude über die Einladung, war ihm förmlich anzusehen!

Jede Ablenkung konnte sich nur positiv auf seine momentane Grundstimmung auswirken

"Das wird sicherlich cool!"

"Das wird es!", war seine für ihn untypisch kurze Antwort.

Dann nahm er mich in den Arm und führte einen Tanz auf.

Er wirbelte mich herum und dann spürte ich seine Lippen auf den meinigen.

Dieser Kuss liess mich spüren wie sehr er mich wirklich liebte!

Seine Hände wanderten langsam meinen Körper abwärts. Es schauerte mich förmlich. Seine Berührung machte mir deutlich,  dass er mich brauchte und ich ihn!

Ich sog seinen Duft in mich ein und drängte mich dicht an ihn.

Noch nie war es mir so bewusst, wie in diesem Augenblick!

Da war etwas, dass mich wissen ließ: er meint es ernst!

Ich atmete tief ein und aus und ließ geschehen, was geschehen musste. Wieder einmal bewies Samu mir nach allen Regeln der Kunst warum wir uns ohne Worte verstanden.

Den Rest des Tages verbrachten wir damit endlich mal völlig entspannt Dinge zu tun, für die sonst kaum Zeit blieb.

Wir vertrödelten Zeit, die insbesondere Samu kaum hatte.

Zweisamkeit pur!

Abends machten wir uns auf den Weg nach Kupio in Henry's Pub, wo die MFB Party stattfinden sollte. Am Eingang wurden nur geladene Gäste eingelassen.

Drinnen war der Pub schon gut gefüllt. Wir stellten uns zunächst an die Bar. Samu reichte mir einen Cocktail. Ich schaute mich um, ob ich jemand sah, denn ich kannte und entdeckte Jukka. Ich machte Samu auf ihn aufmerksam, damit er nicht wieder auf dumme Gedanken kam, falls Jukka zu uns kam. Aber entweder hatte er uns nicht gesehen oder aber er wollte eine erneute Diskussion nicht herausfordern. Mir sollte es nur recht sein. Ich war auch nicht darauf aus, erneut Stress zu haben. Samu war gut drauf und in seinem Element. Ständig waren Leute um ihn herum.

Irgendwann regte sich auf der Bühne etwas. Die Instrumente wurden gecheckt und allmählich formierten sich die erste Leute an der Bühne.

"Samu? Gehen wir auch näher zur Bühne? Ich würde gerne die Chance nutzen, um vorne zu sein", sagte ich direkt in sein Ohr. Es hatte gewaltig an Lautstärke zugenommen seit auf der Bühne die Jungs von MFB ihre Show vorbereiteten. Er gab mir einen Kuss auf die Wange und sagte dann: "Wenn es dir nichts ausmacht, kannst du ja schon vorgehen. Ich komme dann später zu dir!" Er hatte einige Freunde um sich geschart und fühlte sich sichtbar wohl. Sollte er das machen, was ihm jetzt gut tat. "Okay, Schatz! Bis dann!" Ich küsste ihn auf die Wange und machte mich dann auf den Weg, mir einen guten Platz an der Bühne zu sichern.

Ich freute mich schon auf die "Gute Laune Musik" von My first Band. Dann ging es los! Das Licht wechselte in ein blaues Neonlicht und dann wurde Antti angestrahlt. Der Sänger der Band war in seinem Element.

Vom ersten Augenblick an, sprang seine gute Laune auf das zahlreiche Publikum über.

Er war irgendwie speziell. Allein sein Klamottenstil.

Auch heute trug er eine schwarz/weiß gestreifte, enge Hose und ein schwarzes Shirt mit Glitzersteinen. Aber es passte einfach zu ihm! Die anderen Jungs rockten auch die Bühne.

Besonders fiel mir auch Heikki hinter seinem Keyboard ins Auge. Er hatte sichtbar Spaß.

Der andere Heikki hinter dem Schlagzeug ging ab und forderte seinen Drums alles ab.Sie vermittelten Spaß ohne Ende.

Juho und Mikko waren die cooleren auf der Bühne.

Sie begannen mit dem Song "Corazon". Ich mochte den Song.

Eigentlich gab es keinen, den ich nicht mochte. Sie rockten die Bühne. Zwischen den einzelnen Songs sprach Antti zu uns allen.

Zum grossen Teil auf finnisch.

Wieder bedauerte ich meine geringen Finnischkenntnisse.

Irgendwann hatte sich Samu zu mir durchgekämpft, ich spürte wie er mir seine Arme um meine Hüfte legte und seinen Kopf auf meine Schulter postierte. Dann bekam ich einen feuchten Kuss auf den Hals. Ich drehte meinen Kopf zu Samu und gab ihm einen Kuss auf den Mund. Glücklich lächelten wir uns an.

Endlich konnte Samu einer von vielen sein. Hier wollte keiner ein Autogramm oder sonstiges von ihm. Er genoss es sichtlich!

Wir feierten noch bis zum Abwinken. Es bot sich nach dem Gig die Gelegenheit die Jungs der Band kennenzulernen und sie waren mir sehr sympathisch!

Eine Liebe auf Umwegen/ Life is a rollercoaster (F.S.K ab 18j)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt