Nachts, wenn alles schläft...

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Nachdem ich aufgelegt hatte, ließ ich  mir unser Telefonat noch einmal durch den Kopf gehen. Besonders den Hinweis von Samu, mir eine neue Simkarte zu besorgen.

Damit wäre ich zumindest telefonisch per Handy nicht mehr für Janne erreichbar. Warum war ich selbst noch nie auf diese Idee gekommen?

Ich nahm mir vor, mich darum zu kümmern, wenn ich wieder in Deutschland war. Womöglich würde ich mit einer finnischen Karte unheimlich hohe Telefongebühren zahlen, wenn ich damit in Deutschland telefonierte.

Ich beschloss ein Bad zu nehmen, um den Tag ausklingen zu lassen. Ohne Samu würde es zwar nur halb so schön werden, aber was sollte ich machen?

Nach dem Baden würde ich es mir dann auf dem Sofa bequem machen und noch einen Film ansehen. Also ging ich in's Bad, ließ mir Wasser in die Wanne laufen und tat den Badezusatz hinein, den Samu gestern benutzt hatte.

Ich erinnerte mich an unser gemeinsames Bad. Es war so wunderbar gewesen in Samu's Armen. Unglaublich zärtlich war er zu mir gewesen. Und wie er mich später in's Schlafzimmer getragen hatte. Mein Gewicht hatte ihm scheinbar gar nichts ausgemacht! Mit Leichtigkeit hatte er mich auf seine muskulösen Arme genommen. Ich hatte meine Arme um seinen Hals gelegt und er hatte so gut gerochen...mir wurde bei dem Gedanken an unsere gemeinsame Liebesnacht noch immer ganz heiß. Warum nur war Samu jetzt nicht bei mir?

Oups! Beinahe wäre das Wasser in der Wanne übergelaufen! Das war gerade nochmal gut gegangen. Ich sollte nicht an so etwas denken, wenn Samu nicht bei mir war. Jetzt würde es mir noch schwerer fallen, ohne ihn die erste Nacht in seinem Apartment zu verbringen.

Als ich mit dem Baden fertig war, zog ich mir schon meine Schlafklamotten an. Etwas bequemes, ich musste ja für  niemanden verführerrisch aussehen. Mit einer Tüte Chips auf meinem Schoß und einem Glas Cola in der Hand, sah ich mir einen Film im Fernsehen an.

Es ging um eine Dreiecksbeziehung zwischen zwei Männern und einer Frau!

Das musste ich mir nicht geben!

Ich schaltete um, vielleicht hatte ich auf einem anderen Sender mehr Glück bei der Filmauswahl.

Auf dem nächsten Fernsehkanal flimmerte mir eine Dokomentation über das Liebesleben der Pinguine über den Bildschirm entgegen.

Ich nahm die Fernbedienung und schaltete den Fernseher ab, um dem Elend ein Ende zu bereiten.

Ich legte die Chipstüte auf den Tisch und stellte mein Glas neben  der Tüte ab.

Ein Blick auf mein Handy,sagte mir dass es fast Mitternacht war.Vor Langeweile schaute ich mir Samu's Bücherregal an. Ich zog ein Buch heraus, irgendwas Finnisches. Das nächste Buch war ein Buch über Fotografie, das interessierte mich herzlich wenig.

Gab es denn nichts, was es sich lohnen würde zu lesen?

Mein Blick fiel auf die Studiotür.

Ob ich mal hineingehen sollte?

Ich würde gerne mal eine Gitarre ausprobieren...Samu konnte ja nichts dagegen einwenden.

Also öffnete ich die Tür und ging hinein, nachdem ich mich kurz umgesehen hatte, nahm ich mir eine Gitarre aus der Halterung an der Wand. Ich hängte mir die Gitarre um, der Gurt war viel zu lang für mich.

Das Verstellen des Gurtes verkniff ich mir lieber, Samu musste nicht merken, dass ich in seinem Allerheiligsten gewesen war.

Ich klimmperte ein wenig herum.

Das machte alles keinen Spaß, ich hing die Gitarre wieder in die Halterung. Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass alles in Ordnung war, schloss ich die schwere Tür wieder hinter mir.

Dann konnte ich auch gleich in's Bett gehen, bevor ich mich krampfhaft wachhielt.

Ich schnappte mir mein Handy, legte es im Schlafzimmer auf den Nachttisch und ging in's Bad.

Als ich fertig war, begab ich mich wieder in's Schlafzimmer.

Auf dem Bett lag noch ein T-shirt von Samu, dass er gestern getragen hatte. Ich nahm es in die Hand und roch daran.

Der Geruch erinnerte mich noch mehr an ihn und es wurde mir deutlich bewusst, wie sehr ich ihn vermisste. Es würde mir schwer fallen einzuschlafen!

Irgendwann musste es mir dann doch gelungen sein.

Ich war wach geworden, weil mein Benachrichtigungston mich geweckt hatte...verschlafen tastete ich nach meinem Handy, um nachzusehen, wie spät es war. Es war 3:45 Uhr.

Ich hatte eine SMS bekommen und der Absender ließ meinen Atem stocken!

Die Nachricht kam von niemand anderen als von Janne!

Was um Himmels Willen wollte er um diese unchristliche Zeit von mir? Was wollte er überhaupt von mir?

Mit klopfenden Herzen öffnete ich die SMS:

"Nachts, wenn alles schläft,

solltest du bei mir sein.

(Ich brauche deine Nähe)

Doch du bist bei ihm,

und ich bin hier allein.

(Wie selten ich dich sehe!)

Der, dem du gehörst,

zu dem gehörst du nicht.

(Ich brauche deine Nähe)

weil, das was du für mich fühlst,

einfach dagegen spricht.

(Du bist doch meine Liebe!)

Oh, Nachts,

wenn alles schläft,

solltest du bei mir sein.

(Ich brauche deine Nähe)

denn du lebst weiter in mir,

läßt du mich auch allein,

Oh Babe"

Ich brauche dich Angie, wie die Luft zum Atmen.

Ich werde auf dich warten!"

Eine Liebe auf Umwegen/ Life is a rollercoaster (F.S.K ab 18j)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt