Surprise

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Alle meine Versuche herauszufinden was Samu geplant hatte, scheiterten. Wenn er dichthalten wollte, dann konnte er das auch. Aber schließlich saßen wir im Auto und waren bereits außerhalb von Helsinki. Ich war so neugierig, aber Samu schwieg! Dann bog Samu auf ein Grundstück ein. Ein rotes Steinhaus mit einem, wie es schien Stall daran und viel Grün drumherum ,stand auf dem Grundstück. Fragend sah ich Samu an, als er den Motor abstellte und geparkt hatte. "Was hat das zu bedeuten? Wo sind wir hier? Was wollen wir hier? "
Samu grinste nur und nahm meine Hand. Er half mir galant aus dem Auto und schloß sorgfältig seinen BMW ab.
Dann nahm er mich wieder an die Hand und wir bewegten uns Richtung Weide.
Es standen einige Pferde darauf.
Wieder sah ich ihn fragend an.
"Schön hier, oder? "kam von Samu.
Ich beobachte ihn von der Seite. Er hatte seine Hände auf dem Holzzaun aufgestützt und versuchte ernst zu bleiben.
Eine Zeitlang betrachtete ich die Pferde. Dann drehte ich mich wieder zu Samu und kniff ihn in die Seite.
"Sag mir augenblicklich was wir hier wollen! " Er sprang zur Seite und sagte.
"Hübsche Pferde, oder? "
Allmählich wurde ich ungeduldig.
"Du magst doch gar keine Pferde! Was soll das ganze Theater hier? "
Jetzt hielt er es vor Lachen bald nicht mehr aus und ich wurde immer wütender! "Warum lachst du so? "Er machte mich echt rasend.
"Kommt dir ein Pferd nicht bekannt vor? "konnte er jetzt nicht mehr an sich halten. Ich sah ihn ungläubig an.
"Du willst nicht andeuten... das... Du willst sagen...? "Ich konnte keinen vollständigen Satz über die Lippen bringen. Ich starrte auf die Weide und dann sah ihn ihn! Emil! Mein Emil!!!
"Emil! "rief ich ihn und schon hob er aufmerksam seinen Kopf. Ich rief noch einmal und jetzt hatte er mich wohl erkannt! Er trabte auf uns zu. Dann stand er vor mir. Ich kletterte über den Zaun und klopfte, streichelte und umhalste meinen geliebten Emil.
Es war ewig her seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Durch einen Tränenschleier aus Freudentränen blickte ich Samu an. "Das ist nicht dein Ernst? Wann hast du ihn herbringen lassen? Wieso wusste ich nichts davon? "
Samu freute sich. Seine Überraschung war ihm gelungen.
"Dann wäre es ja keine Überraschung mehr gewesen! "sagte er schlicht und ergreifend.
Nachdem ich Emil noch ein wenig geherzt hatte, stieg ich wieder über den Zaun und knuddelte Samu fast zu Tode. "Hey! Junge Dame! Nicht so stürmisch! "
Dann legte er seine Arme um mich und plazierte seine Hände auf meinen Po.
"Wie bist du auf diese wahnsinnige Idee gekommen? Hast du ihn einfliegen lassen oder ist er auf der Fähre hierher gekommen? "
Samu grinste wieder. "Hältst du mich für einen Multimillionär? Natürlich ist er mit der Fähre gekommen. "
"Du bist verrückt Samu Haber! "
Ich konnte es noch immer nicht fassen!
"Was ist das hier für ein Anwesen?
Ein Reiterhof?"bombardierte ich ihn mit den nächsten Fragen.
"Das ist ein Therapie Zentrum für Heilpädagogisches Reiten. Du hast immer gesagt, das Emil geschaffen wäre für so eine Aufgabe! Und da habe ich mir überlegt, es wäre doch ideal wenn er hier steht." Ich sah Samu skeptisch an.
"Du hast ihn doch nicht verkauft, oder?" Samu zog eine Augenbraue hoch. "Da hätte ich mich ja gleich wieder scheiden lassen können, bevor wir verheiratet sind! "Er fing laut an zu lachen! "Das hätte ich nie gewagt! "
Ich verstand das Ganze trotzdem noch nicht richtig. "Aber warum steht er hier und nicht auf einem Reiterhof? "
"Weil uns dieses Zentrum gehört! "
Mein Blick muss Bände gesprochen haben! "Wie? Warum? Ich meine... Ich verstehe das nicht! "
"Du hast mal gesagt, du möchtest hier In Finnland arbeiten und eine Zusatzausbildung zur Heilpädagogin machen. Nun die besten Voraussetzungen habe ich dir dafür geschaffen! "
Mein Mund blieb offen stehen!
"Du spinnst! "sagte ich ernst.
"Ich habe noch nicht einmal mit der Ausbildung begonnen...! Und du kaufst ein Therapiezentrum? "
Samu hatte mittlerweile ein Dauergrinsen im Gesicht.
"Was nicht Ist, kann ja noch kommen!
Jetzt hast du auf alle Fälle genug Motivation zu starten und auch deine finnischen Sprachkenntnisse solltest du vertiefen! "
Ich stand nur da und schüttelte ungläubig den Kopf. "Du bist bist komplett bekloppt Samu Haber! "murmelte ich auf Deutsch vor mich hin. "Möchtest du dich auch mal im Haus umsehen? Bis du so weit bist wird das Haus von Deinen zukünftigen Kollegen geführt. Komm'jetzt... Ich stelle sie dir vor! " Samu nahm mich wieder bei der Hand und wir gingen zum Haus hinüber. Ich warf noch einmal einen Blick zurück zu Emil. Das war alles wie ein Traum!
Jetzt gingen wir In das Haus. Freundliche Farben an den Wänden begrüßten uns beim Betreten .
Wir standen in einem langen Flur. Ein paar schlichte weiße Holzstühle standen an der Wand. Samu ging zielstrebig auf eine Tür zu, klopfte kurz an und öffnete dann die Tür. Samu zog mich mit rein und zunächst plauderten er und die etwas ältere Frau auf finnisch miteinander. Dann schob er mich vor und stellte mich auf englisch vor.
Schüchtern gab ich ihr die Hand.
Irgendwie überforderte mich die ganze Situation. Freundlich fing sie an sich auf englisch mit mir zu unterhalten.
Das Ganze hatte was von einem Bewerbungsgespräch... Nur das ich die Chefin war! Es war mir unangenehm.
Ich war noch nicht einmal in Ausbildung. Bittend sah ich Samu an.
"Können wir gehen? "fragte ich ihn leise. "Du hast doch noch gar nicht alles gesehen! "warf Samu ein.
"Bitte! "sagte ich auf Deutsch zu ihm.
Samu sprach noch ein Worte auf finnisch mit der Frau. Dann gingen wir nach draußen.
Vor dem Haus blieben wir kurz stehen.
Samu stellte sich vor mich und hob mit seinem Daumen mein Kinn an, damit ich ihn ansehen musste.
"Warum ist deine Stimmung plötzlich umgeschlagen? "fragte Samu und er klang enttäuscht.
"Samu! Schatz! Das hat mich etwas überfordert. Erst Emil und dann erklärst du mir so nebenbei das dieses Anwesen dir... "Samu unterbrach mich.
"Uns! " Ich sprach weiter"Uns..okay! Das dieses Anwesen uns gehört und ich praktisch die Chefin bin. Mit sowas hab' ich nicht gerechnet. "
Samu zog mich in seine Arme und meinte
"Wir sprechen später zu Hause nochmal über alles! Okay? "
Ich nickte nur mit dem Kopf.
"Bevor wir wieder fahren, möchte ich noch einmal zu Emil, ja? "
"Klar! "erwiderte Samu und schon lief ich zur Weide. Nachdem ich mich ausgiebig verabschiedet hatte und Samu dazu bewegen konnte, Emil auch mal zu streicheln, gingen wir zum Auto.
Ich setzte mich ins Auto. Samu ging um sein Auto herum und setzte sich auf die Fahrerseite. Er startete den Motor und fuhr vom Hof. "Wollen wir noch irgendwo was essengehen? " Wir fuhren gerade nach Helsinki rein.
Ich sah kurz zu Samu und sagte"Ich würde lieber nach Hause fahren. Wir können ja was bestellen. "Samu blickte weiter geradeaus. "Dann machen wir das! "antwortete er und ich merkte das ich ihm die Überraschung verdorben hatte. Ich versuchte zu einer Erklärung anzusetzen. "Suuri! Ich weiß ja das du es gut gemeint hast...! " Samu unterbrach mich. "Gut gemeint! "Seine Laune war gesunken. "Ich wollte dir eine Freude bereiten. "
Ich hatte wohl einen wunden Punkt getroffen. "Laß uns nachher sprechen!" erwiderte er und trat aufs Gas. Ich verkniff mir ihn zu tadeln.
Schließlich waren wir zu Hause.
Oben im Penthouse angekommen verzog sich Samu gleich auf die Dachterrasse zum Rauchen. Ich ging ihm hinterher.
Er stand mit dem Rücken zu mir.
Ich trat an ihn heran und legte meine Arme um ihn herum. Meinen Kopf legte ich an seinen Rücken.
"Schatz! Ich habe mich gefreut! Wirklich! Vor allem über Emil!
Nur der Rest hat mich überfordert.
Erzählst du mir nochmal genau wie sich das verhält? "
Er drehte sich zu mir um und sah schon entspannter aus. Er warf die Kippe auf den Boden und drückte sie mit dem Fuß aus. Dann nahm er mein Gesicht zwischen seine Hände und küsste mich.
Er schmeckte nach Zigarette, aber eigentlich war ich nur froh, das er nicht mehr so enttäuscht schien.
"Lass uns reingehen! Es ist kalt! "
Er nahm zum erneuten Mal meine Hand und wir setzten uns aufs Sofa.
"Maus! Ich dachte wirklich du freust dich darüber. Du kannst dort auch deine Weiterbildung machen und danach dort arbeiten. Das ist doch ideal! " Ich seufzte. "Das ist ja auch toll... nur es ist alles so arrangiert! Also verstehe mich jetzt nicht falsch! Aber ich hätte mich gerne irgendwo beworben. So wie jeder andere! Ich hätte mich gerne bewiesen... mit meinen Fähigkeiten! Das wäre vergleichbar als wenn deine Eltern dir gleich ein eigenes Studio geschenkt hätten und du nicht bei Plattenfirmen beweisen musstest,das ihr gut seid! Verstehst du wie ich das meine? "
Samu sah mich an und sagte dann"Okay! Darüber habe ich nicht nachgedacht! Ich wollte dir einfach den Start erleichtern.. Ich zweifle doch nicht an deinen Fähigkeiten! Soll ich es wieder rückgängig machen ?"Er sah mich jetzt verständnisvoller an.
"Nein! Suuri! Alles in Ordnung! Wir hätten das nur gemeinsam besprechen sollen. " Ich kuschelte mich an ihn ran und er legte seinen Arm um mich.
Ein tiefer Blick in seine Augen ließ mich alles vergessen!

Eine Liebe auf Umwegen/ Life is a rollercoaster (F.S.K ab 18j)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt