Klare Worte

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Mir blieb der Mund offen stehen. Nach einem kurzen Schreckmoment war ich endlich fähig ein Wort herauszubekommen.

"Trennen?", fragte ich ihn total entsetzt und mit zittriger Stimme.

Wie konnte er plötzlich so kalt reagieren? Ich begriff noch immer nicht, was er gerade gesagt hatte.

"Wieso trennen? Was soll das denn jetzt?"

Dann setzte Samu zu einem Erklärungsversuch an.

"Ich brauche eine Frau, die fest an meiner Seite steht. Jemanden, der sich nicht in meinem Erfolg sonnt und sein eigenes Leben lebt!" Ich wollte gerade protestieren, als Samu weiter redete: "Das habe ich in Dir gefunden. Aber dieser wichtige Punkt, mich praktisch mit der Öffentlichkeit und den Fans zu teilen und mir den nötigen Rückhalt im Privatleben zu geben..." Seine Augen zogen sich zu einem Schlitz zusammen und er fuhr sich wieder einmal mit der Hand durch seine Haare. "Vielleicht muß ich versuchen, ein paar Dinge zu ändern!" Ich hörte Samu zwar reden, aber die Bedeutung seiner Worte begriff ich nicht.

So hatte ihn noch nie erlebt! Es war, als bräche eine Welt zusammen. Wo war der gefühlvolle, einfühlsame Samu?

Ich wagte gar nicht mehr ihn anzusehen! Um nicht ins Bodenlose zu fallen, versuchte ich mich mit Vorwürfen gegen ihn über Wasser zu halten:

"Du willst Dich von mir trennen? Ich fass es ja wohl nicht! Da hat man Vertrauen und spuckt aus, was einem auf der Seele brennt, weil der andere es ja hören will, und dann wird man verstoßen, weil man anderer Meinung ist. Nein, noch nicht mal. Nur weil man mal mit einer bestimmten Situation unzufrieden ist."

"Das wäre eine Möglichkeit", warf er schulterzuckend ein.

"Eine Möglichkeit? Und die andere wäre dann wohl Janne zu erschießen, was?..."

Samu grinste frech. "Daran hatte ich zwar nicht gedacht, aber du solltest mich nicht in Versuchung bringen!"

"Warum fragst Du mich eigentlich, was los ist, wenn Dir als Lösung nichts besseres einfällt, als das Handtuch zu werfen? .... " ich war außer mir und suchte nach etwas, das ich durch die Gegend werfen könnte.

"Die andere Möglichkeit wäre, Du ziehst bei mir ein."

Da waren immer wieder diese Worte von gestern Abend. "Und was ist aus deinem Forever yours geworden?", brüllte ich ihn beinahe an. Die Erinnerung daran, machte mich noch wütender als ich ohnehin schon war. "War das nur so dahin gesagt, dass ich auch ja friedlich bleibe? War das nur Mittel zum Zweck, um mich zu nem Abschiedsfick ins Bett zu kriegen?..." Jetzt war ich beinahe soweit, meine Hand in sein Gesicht zu werfen. Ich konnte mich nur mit Mühe dazu bringen, es nicht zu tun. Stattdessen suchte ich nach den Worten, die ihn so verletzen würden, wie ich es war. "Oh Mann, ihr Männer seid doch alle gleich. Erst die große Liebe schwören und dann beim ersten Problemchen das Weite suchen! In dieser Beziehung bist Du nicht viel besser als Janne!"

Bei der Erwänung von Jannes Namen im Vergleich zu ihm, zuckte Samu innerlich zusammen.Dann sprach er weiter.

"Dann wärst Du die Deutschen Fans zumindest vorerst los und ...."

"Von wegen starkes Geschlecht! Ich springe über meinen eigenen Schatten und erzähle Dir, was mir auf der Seele brennt, was mich kaputt macht und das obwohl ich weiß, dass das nicht gut ausgehen kann. Aber ich tue es trotzdem, weil ich dir vertraue und weil nur Du mir helfen kannst. Doch statt mir zu helfen und Dich dem Problem anzunehmen, schiebst Du es weit von Dir." Böse funkelte ich Samu an, der sich entspannt an die Balkonbrüstung gelehnt hat. Dieser Anblick brachte mich entgültig aus der Fassung. 

"Das scheint alles an dir vorbei zu gehen, wie ein Werbespot, oder? Sicherlich interessiert es Dich auch nicht, dass ich kurz davor war, meinen Job und meine Heimat aufzugeben. Für Dich, Samu! Aber Du behandelst mich genauso wie du es mit allen tust, die zum Problem werden. So wie Du Janne aus der Band geworfen hast, schmeißt Du mich jetzt aus Deinem Leben. Schönen Dank, Herr Haber! Und ich hab geglaubt, du bist mit den Jahren erwachsen geworden. Aber offensichtlich.... "

Ich kam nicht weiter, denn Samu hatte mich abrupt an den Schultern gepackt und mir mit seinen Lippen den Mund verschlossen. Als er sich von mir löste, mich aber noch immer fest hielt, starrte ich ihn fassungslos an. Was war das denn jetzt? 

"Darf ich jetzt auch mal wieder etwas sagen?", nutzte er die Gunst der Sekunde. 

"Du hast ja wohl genug Schaden angerichtet!", blaffte ich ihn an. 

"Offensichtlich hörst Du mir nicht zu."

"Ach, was? ICH höre DIR nicht zu?" Ich funkelte ihn wieder böse an. "Dass Du Dich von mir trennen willst, hab ich deutlich gehört! Ich höre diese Worte immer noch in meinem Kopf." 

Er nickte. "Genau. Du hast nur das mit der Trennung gehört. Hey, Sokkeri, Ich liebe Dich! Das war nur EIN Vorschlag und noch nicht mal ernst gemeint." 

"Oh... Du sprichst also nur mal eben so von Trennung, wie andere Leute vom Wetterbericht reden? Na dann kann das mit dem "Forever Yours" ja auch nicht so ernst gemeint gewesen sein. Denn zu beidem gehört ein Gefühl!". 

"Wirst du jetzt still sein?", herrschte er mich an. "Ich sage es noch einmal: ICH LIEBE DICH! Und ich hatte unter anderem vorgeschlagen, dass Du bei mir in Helsinki einziehst."

"Das ich was? Wozu?" Jetzt war ich vollkommen verwirrt. 

"Es gibt für Dein Problem nur zwei Lösungsmöglichkeiten. Entweder wir trennen uns und gehen von nun an eigene Wege, wodurch du die Fans, die Presse, aber auch mich los bist...." Er legte mir den Finger auf den Mund, um meinen aufkommenden Kommentar im Keim zu ersticken. "Oder aber du ziehst bei mir ein. Richtest Dir in Helsinki ein Leben ein, bist weit weg von den verrückten deutschen Fans und wir haben bald unsere Ruhe. Die Termine in Deutschland nehmen jetzt rasant ab. Und dann ist erst mal für eine Weile Schluss. Eine neue Tour ist noch nicht geplant. Wir haben zwar vor, den amerikanischen Markt zu erforschen, aber es steht noch nichts fest. Das heißt, wir haben in Helsinki unsere Ruhe und meine Familie wird für Dich da sein."

Wieder einmal blieb mir der Mund offen stehen. Mein Kopf war noch nicht einmal zu einem klaren Gedanken fähig. Hatte ich das jetzt geträumt? War das reines Wunschdenken? 

"Hast Du das jetzt ernst gemeint?", fragte ich kleinlaut nach. 

"Ja. Zumindest würde mir das besser gefallen, als der Unsinn, über den Du Dich gerade so aufgeregt hast." 

Noch immer schwirrte mir der Kopf. Aber endlich begriff ich und warf mich ihm entgegen. Unser Kuss vertrieb endlich auch die letzten Spuren von Wut und Verzweiflung. Noch im Kuss hob mich Samu auf die Arme und trug mich ins Hotelzimmer hinein, wo wir alles in Ruhe und sachlich bereden konnten. 

Eine Liebe auf Umwegen/ Life is a rollercoaster (F.S.K ab 18j)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt