Zukunftstpläne

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Im Wohnraum angekommen, interessierte uns weniger das Gespräch über unsere Zukunftspläne als viel mehr unser Bedürfnis uns zu beweisen, dass wir uns sehr wohl noch liebten und von Trennung gar keine Rede sein konnte. Gerade als Samu mich auf dem Sofa abgelegt hatte und mich auszuziehen begann, klingelt sein I-Phone.

Er stöhnte gequält auf und nach einem Blick auf das Display nahm er das Gespräch an. Nur widerwillig unterhielt er sich mit dem Anrufer. Da er finnisch sprach, vermutete ich, dass Mikko dran war, was sich bald darauf bestätigte.

"Mikko, tulen...kylä!"( Mikko, ich komme gleich...ja!)

Genervt drückte er das Gespräch weg. "Warum hat Mikko eigentlich immer das Talent im falschen Moment anzurufen?"

beschwerte er sich.

"Ich muß gleich in's Studio."

Mit einem Blick zur Uhr verschwand er ins Bad. Kurz darauf war die Dusche zu hören.

Als sich nach einer Weile die Tür vom Bad öffnete, hechtete ein genervter Samu an mir vorbei und zog sich im Schlafzimmer an. Ich beobachtete ihn dabei, wie er eine seiner geliebten, schwarzen Diesel Jeans anzog und sich ein schwarzes Hemd überstreifte. Bisher hatte ich ihn eigentlich immer gerne seine Arbeit verrichten sehen. In seinem jetzigen Gemütszustand gefiel er mir aber gar nicht!

Er wirkte, als könne er dringend eine Pause und Abstand vom ganzen Musikbuisness brauchen.

Es tat ihm nicht mehr gut. Im Gegenteil, es laugte ihn aus!

Gehetzt lief er nochmal ins Bad, um einen letzten Blick in den Spiegel zu werfen. Ein müdes und erschöpftes Gesicht blickte ihm entgegen. Er seufzte noch einmal laut auf und kam dann zu mir. Wir schauten uns an und wortlos nahm Samu mich in den Arm. Dann hörte ich ihn in mein Ohr flüsternd sagen: "Ich melde mich bei dir! Vielleicht kannst du ja schon ein paar Dinge in die Wege leiten, was deinen Umzug betrifft. "Er küsste mich sanft auf die Stirn, als er sich von mir löste, dann war er fort.

Aufseufzend schaute ich zur Tür.

Ich beschloss auch erstmal ins Bad zu gehen. Eine Dusche würde hoffentlich helfen zu entspannen. Das Gespräch von vorhin, nahm mich doch noch sehr gefangen. Es hatte mir noch einmal deutlich gemacht, wie sehr ich Samu liebte.

Oder war es doch nur die Angst vor dem plötzlichen Verlust seiner Liebe und die Frage, was danach gekommen wäre?

Nein! Solchen negativen Gedanken wollte ich keinen Raum in meinem Kopf geben!

Nachdem ich wieder wie ein Mensch aussah und mich auch so fühlte, ging ich in den Speiseraum des Hotels und ließ mir das Frühstück schmecken.

Am Tisch neben mir, saßen zwei Frauen in meinem Alter. Ich bemerkte immer wieder Blicke und Getuschel.

Ich war heute nicht auf Konfrontation aus und verließ den Raum, ohne die beiden noch einmal anzusehen. Doch ich konnte ihre Blicke fühlen. Fast war ich geneigt, mich doch umzudrehen, aber ich ließ es sein und begab mich wieder in unsere Suite. Bevor ich die Karte an unsere Zimmertür hielt, vergewisserte ich mich, ob die beiden mir nicht gefolgt waren. Wurde ich langsam paranoid?

Blicke um mich werfend, trat ich ein. Ich nahm mir mein Handy und eine Wolldecke, kuschelte mich darin ein und setzte mich auf einen Stuhl auf dem Balkon. Kurz schloss ich die Augen und merkte wie meine Augen immer schwerer wurden und ich schließlich einschlief.

Ich träumte wirres Zeug. In meinem Traum hatte Samu mich rausgeschmissen! Mit Sack und Pack stand ich auf der Straße und wusste nicht wohin.

Dann sah ich plötzlich Janne auf mich zu kommen. Wir sahen uns an und es war wie eh und je.

Ohne mich zu fragen, was passiert war, nahm er mich bei der Hand und wir stiegen in ein Taxi.

Verwirrt wachte ich plötzlich auf. Mein Benachrichtigungston hatte mich aufgeschreckt.

Noch nicht ganz wach, warf ich einen Blick auf mein Handy.

Eine SMS von Samu.

- Sokkeri, es wird heute länger werden. Ich melde mich später nochmal! I miss you!-

Kurz entschlossen wählte ich die Nummer meines Vorgesetzten, der mir zum guten Freund geworden war.

"Jaaaa?", fragte er gedehnt

"Hallo , ich bin 's Angie. Du, ich würde gerne etwas mit dir besprechen! Hast du einen Moment Zeit?"

"Klar, was gibt es denn?"

"Ich hatte schon mal erwähnt, dass ich für den Rest meiner Krankschreibung in Finnland aufhalten werde. Die Umstände haben ergeben, dass ich wenn möglich zunächst für ein "Sabbatjahr" gerne nach Finnland gehen würde...!"

"Na? Steht da bald eine Heirat ins Haus?", scherzte mein Chef.

"Nein, das noch nicht... aber ich würde gerne ausprobieren, ob ich in Finnland zurecht komme und vielleicht ergibt sich ja dann noch das Ein oder Andere!"

"Ich denke, das lässt sich einrichten... es gibt ja schon eine Vertetung für dich, vielleicht möchte die noch länger bei uns bleiben."

"Das wäre optimal! Ich komme dann möglichst bald vorbei, damit wir das alles schriftlich und mit der Verwaltung abklären können. Wann passt es da am besten? Noch bin ich in Berlin!"

"Kannst du am Freitag kommen? Bis dahin könnte ich alles vorab klären und dann mußt du nur noch unterschreiben."

"Das hört sich gut an! Okay, abgemacht! Bis dann!"

Das war passend. So könnte ich das Wochenende nutzen, um in meiner Bude aufzuräumen und mir Gedanken über einen Nachmieter machen.

Und es war, glaube ich auch besser, nicht mit auf den letzten Festivals dabei zu sein. Stattdessen konnte ich weitere Schritte für ein dauerhaftes Leben in Finnland in die Wege leiten. Dabei würde mich Samus Familie bestimmt unterstützen.

Allmählich begann mir der Gedanke zu gefallen, bald in Helsinki zu leben. Es würde spannend werden! Eins meiner ersten Ziele, war ernsthaft die Sprache zu lernen. Das war das "A" und "O" in einem fremden Land. Der Schlüssel, um dort heimisch zu werden.

Eine Liebe auf Umwegen/ Life is a rollercoaster (F.S.K ab 18j)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt