Ein perfekter Tag

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Für meinen sechsten Geburtstag wünschte ich mir von meinen Eltern eine Prinzessinnenparty. Monatelang träumte ich von dem Kleid, der Torte und all den Geschenken, die ich bekommen würde. Aber ich weiß noch, als der große Tag dann endlich kam, habe ich nur geweint. Das lag nicht an der Party. Wir hatten vom Nachbarn ein Pony ausgeliehen und Dad hatte den Garten mit rosa Kreppbändern geschmückt. Das Problem war ich. “Na schön, stoppt die Musik.“, rief Miss Raine und jemand schaltete die Musik aus. Stille breitete sich im Raum aus. Miss Raine ging auf Tara zu. Ihr Blick war streng. Sie stemmte ihre Hände auf die Hüfte und sah Tara an. Diese wusste schon was auf sie zukommen würde. “Ich kann mir nicht vorstellen, wieso ich mir das ansehen sollte. Wo bleibt der Ausdruck?“ Tara atmete kurz durch ehe sie antwortete.
“Sie haben gesagt Konzentrier dich auf die Technik.“ Sie versuchte selbstbewusst zu sein, doch es entging mir nicht, dass sie Angst hatte.
“Es muss doch möglich sein zwei Dinge gleichzeitig zu machen.“ Taras Augen füllten sich langsam mit Tränen, doch sie unterdrückte es zu weinen. Wenn ich eins gelernt hatte dann, dass man nicht vor Miss Raine weinen sollte. Niemals.
“So weit waren wir schon mal. Wenn du weinen willst, dann verlass das Studio.“, sagte Miss Raine streng.
“Ich weine heute nicht.“, schluchzte Tara und am liebsten hätte ich sie in den Arm genommen und ihr gesagt, dass alles gut werden würde.
“Ihr tanzt jetzt vor dem Spiegel. Seid kritisch. Erwartet das beste von euch.“ Kat bot Tara eine Schachtel Taschentücher an. Das hatte sie in letzter Zeit immer dabei, falls Tara doch weinen würde. Doch Tara lehnte ab. “Gut, Musik bitte!“, rief Miss Raine, als wir alle wieder auf Position waren. Ganz gleich wie schön meine Party war, sie reichte nicht an das heran, was ich mir vorgestellt hatte. Das ist das Problem mit Erwartungen. Man wird immer ein wenig enttäuscht sein.

Am Nachmittag verabschiedete sich Sammy von seinen Spitzenschuhen, was ein großer Moment für ihn war. Wir hatten Boote aus Papier gebastelt, legten die Schuhe hinein und gingen zum Hafen, um sie ins Wasser zu legen. “Irgendwelche Abschiedsworte?“, fragte Kat Sammy. “Kein Fluch wäre furchtbar genug.“, erwiderte Sammy. Tara und ich lachten. Auf einmal rannte ein Mädchen auf Kat zu und rief nach ihr. Als Kat sich umdrehte, strahlte sie und lief ebenfalls auf sie zu. “Pummelpaige! Du süßes süßes Ding!“,lachte sie und wirbelte sie herum.
“So nennt mich jetzt keiner mehr.“, sagte das kleine Mädchen stolz und Kat lachte.
“Ja, ich seh auch wieso.“ Sie drehte sie einmal herum wie eine Ballerina und betrachtete sie.
“Kleine Schwester von Abigail?“, fragte Sammy, als wäre es offensichtlich. Jedoch war sie anders als Abigail. Viel fröhlicher.
“Jüngere Schwester.“, korrigierte Paige ihn.
“Tja du kommst gerade richtig zur Bestattung von Samuel Liebermans verhassten Spitzenschuhen.“, erzählte Kat.
“Eigentlich sind wir gerade auf dem Weg ins Studio. Komm mit.“, lächelte Abigail und wollte Paige wieder mitnehmen.
“Abigail, es ist eine Bestattung.“, widersprach Paige und schien Kat nicht mehr loslassen zu wollen. “Okay, es ist soweit.“, rief Sammy und stellte sich in Position. Auch wir anderen stellten uns neben ihn. “Lebt wohl ihr alten Feinde. Ich habe euch leider viel zu gut gekannt.“ Er legte das Boot vorsichtig aufs Wasser. Da schwammen sie davon.
“Hoffentlich erstickt kein Pelikan dran.“, lachte Kat. Das hoffte ich auch.

Paige war alles andere wie Abigail. Sie war aufgedreht, fröhlich und nett. Abigail hingegen war bissig und hinterlistig. Dass durch sie das selbe Blut floss, war kaum vorstellbar. Um Paige ein wenig zu bespaßen, holten wir ein rotes Band, damit sie damit tanzen konnte. Da ich nicht anders konnte, musste ich einfach zusehen. Das letzte Mal hatte ich damit getanzt, als ich zwölf war. “Ich war die beste mit dem Band auf meiner alten Schule.“, erklärte ich Paige. Nicht weil ich angeben wollte. Ich war einfach stolz darauf. “Ehrlich?“, fragte sie. “Zeig doch mal.“ Überrascht sah ich sie an. “Wirklich?“, fragte ich begeistert. Paige drückte mir das Band in die Hand und schon begann ich einfach damit zu tanzen. “Los Bella!“, feuerte Kat mich an. Es fühlte sich an, als wäre ich wieder zwölf. Als wäre alles andere egal. Es zählte nur das Tanzen.

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