Idole

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Die Wände in meinem Schlafzimmer waren früher voll mit Bildern meiner Lieblingstänzer. Ich habe sie mir stundenlang angesehen und ich habe geglaubt sie zu kennen. So als wären sie meine Freunde, nur viel perfekter. Dann kam ich auf die Akademie und lernte einige meiner Idole persönlich kennen. Erst aus der Nähe stellt man fest, dass sie auch nur Menschen sind. Und das ist auch gar nicht so schlecht. Denn wenn sie menschlich sind, dann besteht immerhin eine kleine Chance, dass man später auch mal auf ein Poster kommt. Miss Raine schaltete die Musik ab und ging nach vorne. Saskia Dunkan kam auf Krücken in den Raum und sah uns alle an. “Zweites Jahr. Bitte begrüßt bei uns Saskia Dunkan. Sicher kennen die meisten von euch sie dem Namen nach, weil sie die jüngste Solotänzerin ist, die es je in der Company gegeben hat.“ Saskia lächelte uns alle freundlich an. “Hallo allerseits.“, begrüßte sie uns. Tara neben mir schien leicht auszuflippen. “Saskia kuriert eine Verletzung aus, aber in den nächsten Monaten ist sie bereit euch im Repertoire zu unterrichten.“, erklärte Miss Raine.
“Bleib ruhig, Sport-BH.“, sagte Christian leise und grinste.
“Ihr seid bei ihr in sehr guten Händen.“ Saskia lächelte Miss Raine an und widmete sich dann uns. “Okay, Leute. Zu eurer eigenen Sicherheit sage ich euch gleich, ich habe sowas noch nie gemacht. Also, ja. Ich muss mich da irgendwie reinfinden.“,erklärte sie.
“Möchten Sie mit Saskia oder Miss Dunkan angesprochen werden?“, fragte Abigail und lächelte zuckersüß. “Saskia ist okay.“ Abigail nickte.
“Im Namen von uns allen darf ich sagen wie toll es ist, dass Sie uns unterrichten.“, kam es von Tara und ich verkniff mir ein Lachen. Saskia lächelte. “Oh danke sehr.“

“16 Dollar?“, fragte Sammy entsetzt, als wir zu Mittag aßen. “Wann habe ich denn schon mal 16 Dollar in der Tasche? Auch wenn ich die jetzt abheben wollte, dann kriegt man so eine kleine Summe gar nicht aus dem Automaten, also...“ Sammy fehlte es an Geld, was niemandem von uns entging.
“Katrina, ich wusste gar nicht, dass du noch eingeschrieben bist.“, bemerkte Miss Raine, als sie vor unserem Tisch stehen blieb. “Oh nein, nein, nein. Ich bin bloß wegen der hervorragenden Küche hier. Es ist ungehuer hart sich davon zu trennen.“, entgegnete Kat und entlockte mir ein Lachen. “Samuel, ich habe mit unserem Finanzberater über deine Studiengebühren gesprochen. Die sind immer noch nicht eingegangen.“ Sammy kratzte sich nervös am Hinterkopf. “Oh ja, klar. Ich weiß. Ich habe Oma Liberman gestern angerufen. Die Gebühren, die warten drauf. Und ja, das Geld kommt auf jeden Fall.“, erklärte Sammy vorsichtig.
“Dann bis morgen.“, sagte Miss Raine und ging.
“Sammy, nichts als Lügen.“, bemerkte ich und trank einen Schluck aus meinem Becher. Sammy seufzte.
“Ich weiß.“ Plötzlich erhob sich Tara und lief zu Saskia rüber. Ich verdrehte die Augen. “Manchmal ist sie echt unglaublich...“, murmelte ich.

“Ich habe mich heute Mittag mit Tara und Andrea unterhalten.“, begann Saskia in der Nachmittagsstunde.
“Ich heiße Abigail.“, merkte Abigail an. “Abigail.“, korrigierte Saskia sich. “Auch über das Prix de Fontayne Auswahlverfahren. Und ich habe vor euch frei zu geben für den Rest des Tages, damit ihr über eure Soli nachdenken könnt. Und glaubt mir, der Wettbewerb kann über eure Karriere entscheiden. Also geht jetzt in die Bibliothek und lasst euch was einfallen. Ich werfe diese Krücken nach euch, wenn ich mir was Langweiliges ansehen muss. Und morgen früh möchte ich sehen, was ihr euch ausgedacht habt.“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und verließ schnell den Raum.

Tara wollte die roten Schuhe tanzen. Daher saß sie im Aufenthaltsraum und bemalte ein Paar Ballettschuhe mit einem roten Filzstift. “Du hast wohl gar nicht daran gedacht wie kriecherisch es wirkt,wenn du dir das Solo aussuchst, das Saskia Dunkan berühmt gemacht hat.“, giftete Abigail sie an. “Deshalb habe ich es mir nicht ausgesucht.“, antwortete Tara.
“Ach ja,entschuldige. Es spricht dich einfach emotional an.“, entgegnete Abigail und verdrehte die Augen. “Hey.“ Ethan kam um die Ecke und blickte Grace an. “Grace, kann ich dich mal kurz sprechen? Allein.“, fragte er. “Sag's ruhig laut, Ethan. Hier bist du unter Freunden.“, sagte Grace fröhlich. Ethan schnappte sich einen Stuhl und setzte sich drauf. “Okay, ich denke an das Show Case. Agenten sitzen im Publikum, eine tolle Chance für werdende Choreografen.“ Grace verzog das Gesicht.
“Ich choreografiere nicht.“, sagte sie. “Nein, ich versuche da was zu machen, weißt du? Du warst großartig bei der Einführung und ich suche eine Tänzerin, also...“ Ethan lächelte sie an. Dieses verdammte Lächeln. “Schade, aber ehm ich bin wohl nicht die richtige für dein Projekt.“ Ethan sah sie fragend an. “Wieso nicht?“
“Kein Interesse. Aber frag doch mal die drei.“ Grace stand auf, nahm ihr Tasche und ging. Erwartungsvoll sah Tara Ethan an. War das ihr ernst? “Abigail.“ Tara sah ihn genervt an. “Danke.“, sagt sie, woraufhin Ethan die Augen verdrehte. Er war nicht über sie hinweg. “Nein, kein Bedarf.“, sagte Abigail und klappte ihren Laptop zu.
“Bella?“ Ethan sah mich an. “Wow,dritte Wahl? Wie nett.“, sagte ich spöttisch.
“Komm schon, bitte. Oder bist du etwa immer noch sauer?“, fragte er. “Du meinst, dass du mich durch Grace ersetzt hast? Nein, bin drüber hinweg.“ Meine Anspielung schien ihm nichts auszumachen.
“Ich bin verzweifelt.“, fügte er hinzu. “Offensichtlich...“, murmelte ich. Seufzend sah ich ihn an, dann kam mir eine Idee. “Darf ich es im Repertoire zeigen?“ Ethan nickte. “Okay, ich mach's.“

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