Dance Academy

Endlich fliegen

Bei mir Zuhause gibt es eine Milliarde Sterne am Himmel. Deshalb habe ich immer an Magie geglaubt. Ich glaube nicht an Zauberer und Hexen. Meine Magie ist eher die von vierblättrigen Kleeblättern. Und ich weiß, dass ich in einem früheren Leben fliegen konnte. “Hey, warte komm mit.“, sagte Kat und zog mich mit sich. Sie blieb vor einer Tür stehen,auf der ein roter Stern zu sehen war. “Deine Garderobe.“, grinste sie. Kat öffnete die Tür und ließ mich eintreten. Es fühlte sich alles so unwirklich an. “Das ist doch nicht alles für mich.“, sagte ich ungläubig.
“Für dich und für...“, begann Kat, doch da kam schon Abigail rein und grinste mich fröhlich an.
“Das ist mein Spiegel.“, sagte sie und ging an mir vorbei. Früher war es sehr leicht an Magie zu glauben. Heute fällt es mir schon schwer an mich selbst zu glauben.

“Es ist ja kein Geheimnis, dass die Proben für Clara ein wenig Glückssache waren. Ich hoffe, das wird sich jetzt hier in der Oper ändern.“, sagte Mr Kamarakov,während ich alleine mit Abigail auf der Bühne stand. “Isabella, ich will dir nichts vormachen. Die zweite Besetzung war bei den Proben zuverlässiger. Ich treffe die Entscheidung erst bei der Generalprobe, aber bereitet euch beide darauf vor, dass ich möglicherweise die Rollen tausche.“ Es fühlte sich an wie ein Schlag in die Magengrube. Ich schaute zu Ethan, der mich entschuldigend ansah. Ich lächelte ihn nervös an und ging dann von der Bühne. Ich musste kämpfen.

Bei der Probe gab ich mir große Mühe alles richtig zu machen, doch Ethans Vater war nie zufrieden. “Es ist ein großes Opernhaus,Isabella. Du musst die Geschichte mit deinem ganzen Körper erzählen.“ Ich tanzte weiter und fing an zu lächeln. “Nein, ich meinte nicht mehr lächeln. Das hier ist kein Dorffest. Besser.“ Er machte mich wahnsinnig. “Wann kriegst du das Kostüm dafür?“, fragte Mr Kamarakov. “Heute Nachmittag.“, antwortete ich beim Tanzen.
“Und halten.“ Ich drehte mich und stockte dann. “Ich verstehe nicht, wieso der erste Akt nur so gut läuft bis du zum Solo kommst.“, meckerte Ethans Vater. Unbeirrt fuhr ich fort und stockte dann wieder. “Na schön. Das war's.“, rief Mr Kamarakov. Die Musik stoppte und ich hörte auf zu tanzen. “Wir arbeiten später daran. Wir machen weiter mit den Schneeflocken.“ Kurze Zeit später stieg ich bei den Schneeflocken mit ein. Ich tanzte mich durch die Mädchen hindurch, doch lief dann fast in eines der Mädchen hinein. “Clara soll sich durch die Schneeflocken hindurch schlängeln und sie nicht anrempeln.“, kam es wieder von Ethans Vater. Und wenig später verließ ich die Bühne. Kurz machte ich eine Pause. Ich ging dann durch die Gänge in die Garderobe, wo Kat schon an Abigails Kleid zupfte, das sie sich für die Clara ausgesucht hatte. “Bella, suchst du dir schnell ein Kleid aus und bringst es nach unten zum ändern?“, fragte sie mich. “Okay.“,sagte ich, lächelte leicht und machte mich an der Kleiderstange zu schaffen. “Ich habe das neuste ausgesucht. Ich habe nämlich eine Stauballergie.“, merkte Abigail an. Genervt rollte ich mit den Augen. Meine Hände griffen nach einem Kleid, doch dann blieben meine Augen an einem ganz bestimmten hängen. “Wie schade,deine Eltern kommen extra her und du tanzt vielleicht gar nicht.“,machte Abigail weiter, doch ich ignorierte sie. Das Kleid, das ich in der Hand hatte war einfach wunderschön. Es war weiß und hatte eine dunkelblaue Schleife um die Taille. Sofort probierte ich es an und zeigte mich dann den anderen. Mittlerweile war sogar Tara in der Garderobe. Das Kleid sitzte, als wäre es für mich gemacht worden. “Wow.“, kam es von Tara und ich lächelte. Kat kam staunend zu mir und sah es sich genauer an.
“Toll, das sitzt wirklich perfekt. Das muss gar nicht geändert werden.“ Wenige Sekunden später tauchte Miss Raine auf. “Kinder, hört mir mal zu.“ Ihr Blick war streng, doch als sie das Kleid sah, änderte sich ihr Gesichtsausdruck. Ihre Züge wurden weicher. “Oh entschuldige. Ich habe das Kostüm schon lange nicht mehr gesehen.“, sagte sie nach ein paar Sekunden Stille.
“Oh es ist uralt. Meine Mutter hat es getragen und Olga Boranski und Dame Josie Doran.“, erzählte Kat, indem sie auf das Ettiket sah.
“Ja, es ist mit den Ballett Russes zu uns gekommen, 1936.“, lächelte Miss Raine. “Es gibt das Gerücht, dass bei dem Kostüm noch nie ein Faden gerissen ist. Also pass gut drauf auf.“ Lächelnd betrachtete ich mich im Spiegel. “Es ist hinreißend.“, schwärmte Tara. Vielleicht würde ja doch noch alles gut werden.