Ich hab mich nie wirklich verknallt. Die Jungs haben sich immer irgendwie an mich rangepirscht und sind dann da geblieben. Es ist so wie mit einem Permanent Marker. Auch wenn man den entfernen will, bleibt immer eine Spur davon übrig. Auf dem höchsten Punkt der Achterbahn total hoffnungslos, ohne wenn und aber, verliebt. So ein Mist.
Die Musik von Ethan war düster, was total zum Stück passte. Nur eben nicht mehr richtig, denn ich war nicht mehr wirklich wütend auf ihn. Aber es musste aussehen, als ob ich sauer war. Für den Showcase. “Und?“, fragte ich atemlos.
“Das ist gut. Ich hab nur gedacht, die Musik müsste anders sein. Irgendwie voller.“ Ich nickte. “Ich find deine Musik gut.“, merkte ich an.
“Danke.“, lächelte Ethan und schaute nachdenklich auf seine Zettel. “Aber, mit dem richtigen Song, vielleicht auch mit Text, könnte das was bringen, weißt du? Dann wäre es besser als gut. Es wäre...“
“Perfekt.“, beendete ich seinen Satz. Ethan nickte. Seufzend stellte ich mich in Position. “Und nochmal.““Ist das dein ernst?“, fragte ich, als ich mitbekam, was Tara für Musik hörte. “Hip Hop?“ Fragend sah ich sie an. “Ich muss mehr Straße sein.“, antwortete Tara.
“Tara, du bist ein Feldweg. Ne krumme Landstraße bestenfalls. Straße, niemals.“, erwiderte ich und ließ mich auf ihr Bett fallen.
“Kayla ist echt Straße.“ Ich zog eine Augenbraue hoch.
“Christians Kayla? Da hast du keinen Grund nervös zu sein.“, lachte ich. “Bin ich auch nicht. Nur sie kennt ihn einfach gut. Sie kannte seine Mutter, seinen Bruder, sowas zählt.“ Seufzend sah ich sie an.
“Ach sie ist wahrscheinlich nur eifersüchtig. Weißt du, ihr gehört die Vergangenheit, aber dir die Gegenwart und die Zukunft. Könnten wir vielleicht etwas wichtigeres besprechen?“, schaltete sich Kat ein, “Zum Beispiel,dass ich heute hier übernachte.“ Begeistert schauten Tara und ich sie an. “Du übernachtest hier? Hurra!“, freute sich Tara.
“Oh, das war jetzt sehr daneben.“, bemerkte Kat.
“Lieber ohne Hurra?“, fragte Tara. Kat und ich nickten.
“Auf jeden Fall vor Kayla.“, sagte ich. “Abgefahren. Abgefahren, abgefahren.“ Tara probierte es in verschiedenen Variationen, doch es klang schrecklich. “Daran arbeiten wir noch.“Am nächsten Tag freute ich mich auf die Probe, denn ich hatte den perfekten Song. Lächelnd ging ich auf Ethan zu und zeigte ihm meinen iPod. “Ich hab's jetzt. Ich weiß, du glaubst nicht ans Schicksal, aber der Song muss es sein.“, sagte ich. Ethan nahm mir den iPod ab und lächelte. “Danke.“ Er widmete sich Grace und drei anderen Mädchen im Raum und ließ mich verwirrt stehen. “Was soll das?“, fragte ich.
“Pass auf, ich bin heute aufgewacht und habe erkannt, dass das Stück mit dir sehr gut ist, aber mit fünf Tänzerinnen wird es spektakulär. Verstehst du?“ Wieso musste er immer so ein Idiot sein?
“Für Änderungen haben wir keine Zeit.“, entgegnete ich kalt.
“Oh nein, die werden es alle schnell aufholen.“ Gespielt begeistert ließ ich meine Tasche sinken.
“Ist ja großartig.“, murmelte ich.
“Na los, du kannst mir helfen die Choreo zu zeigen.“, sagte Ethan und ging auf die Mädchen zu.
“Und schon hälst du mich für die große Heuchlerin.“, kam es von Grace. Verwirrt sah ich sie an.
“Wie bitte?“, fragte ich.
“Naja, erst alles kritisieren und dann alles nachmachen hinter deinem Rücken.“ Ich schüttelte den Kopf.
“Ist doch egal. Je mehr desto besser.“ Ich stellte mich in Position. Ethan sah mich lächelnd an. Wir begannen sofort mit der Probe und Ethan war schwer begeistert. “Das ist großartig, ja.“, lobte er uns, doch es war alles andere als großartig. “Bella, sei noch etwas lockerer. Du wirkst etwas steif. Orientiere dich an Grace.“ Sauer warf ich ihm einen Blick zu, doch er konzentrierte sich auf Grace. Als ich gegen Grace lief, stoppte Ethan mit der Musik. “Okay, hier machen wir einen Break. Fünf Minuten.“ Ethan kam auf mich zu und zog mich zur Seite. “Bella, was ist denn? Gestern bist du perfekt gewesen.“ Ich sah ihn verdattert an. “Da musste ich mich auch nicht um die anderen kümmern.“, erklärte ich.
“Ach denk gar nicht an sie.“, sagte er. “Was denn, Ethan? Soll ich perfekt synchron tanzen oder nicht an sie denken?“, fragte ich etwas gereizt. “Steigere dich da nicht rein. Ich sehe schon wie es in dir kocht.“ Belustigt sah er mich an.
“Vielleicht ist das meine Art zu tanzen.“ Grace stellte sich zwischen uns und sah uns an. “Es war meine Schuld. Sie wollte mir nur Platz lassen.“, erzählte sie.
“Also, fangen wir nochmal von vorne an. So, bitte.“,sagte Ethan und ich stellte mich wieder zu den anderen.Ich war vor jedem Auftritt nervös. Natürlich war ich das. Aber besonders nervös war ich vor dem Showcase, da es nun darum ging eine Choreografie zu tanzen, die schon bei den Proben schief ging. “Hey“, kam es von Ethan, der zu mir rüber kam.
“Wo sind Grace und die anderen?“, fragte ich, als ich keine davon entdecken konnte.
“Die kommen nicht.“, lächelte Ethan. “Was?“, fragte ich verwirrt. “Entschuldige. Ich war ein Idiot. Ich bin ehrgeizig, war zwanghaft und war in Panik. Das was wir hatten war sehr gut. Etwas ganz besonderes.“ Zunächst verwirrte mich die Tatsache, dass er zugab ein Idiot zu sein. Dann erst dachte ich darüber nach, was er eben gesagt hatte. “Das entscheidest du jetzt?“, fragte ich entgeistert.
“Na es ist einfach besser als Solo.“, erklärte Ethan entspannt.
“Ja, das war es. Bevor ich es vollkommen umlernen musste. Wie soll ich denn bitte allein auftreten, wenn der Choreograf keine Ahnung hat, was er tut?“, sagte ich aufgebracht.
“Aber du tanzt doch oder?“ Entsetzt sah ich ihn an. “Ich nehm auch deine Musik!“, rief er mir nach, doch ich ignorierte ihn.Vor dem Spiegel machte ich mich fertig und atmete tief durch. “Hey, Ethan sagt, du bist ausgerastet.“, hörte ich Grace, die auf mich zukam.
“Ich bin nicht ausgerastet. Warum denn? So ein Blödsinn.“, sagte ich sarkastisch und legte den Pinsel weg, mit dem ich mich schminkte. “Atme durch. Du, wenn du jemanden brauchst mit dem du tanzt, dann mache ich das natürlich. Ich habe auch mein Kostüm dabei.“, sagte Grace und ich war dankbar, dass sie mir ihre Hilfe anbot. “Wir sind in dreißig Sekunden dran.“, merkte Ethan an, von dem ich mich fragte, was er plötzlich hier zu suchen hatte. “Okay, ich zieh mich um.“ Aber ich hielt Grace auf. “Nein. Das ist mein Ding.“, sagte ich und begab mich zur Bühne. Manchmal ist der Augenblick, in dem man ganz aus seinem Herzen sprechen kann ohne Vorwarnung da. Und das, was du verborgen hast wird auf einmal für alle sichtbar. Und das ist viel mehr als nur gut. Das ist perfekt.
DU LIEST GERADE
Dance Academy
FanficIsabella Johnson lebt in Australien und wird an der renomierten National Academy of Dance angenommen, an der sich ihr Leben ändert. Sie lernt mit ihren Mitschülern nicht nur Ballett, sondern auch Hip-Hop-Dance und Modern Dance. Doch die Freunde müss...