Klebstoff

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Es ist nun Monate her seit Sammy nicht mehr lebt. Und auch heute noch ist ein riesen großes Loch in mir, das sich einfach nicht schließen will. Aber es wird besser, Tag für Tag. Es ist nicht wie früher, das wird es nie sein, ganz egal wie sehr ich es versuche, aber es ist ein Anfang. “Meine Damen und Herren, ich freue mich Sie heute begrüßen zu können zur offiziellen Eröffnung des Samuel Liebermann Memorial Studios. Und jetzt übergebe ich an eine ehemalige Schülerin und Sammys gute Freundin Isabella Johnson. Sie hält die Eröffnungsrede.“, spricht Zach ins Mikrofon, während ich an meinem Kleid spiele. Als die Leute im Raum anfangen zu klatschen, begebe ich mich auf das Podest und schaue in die Runde. Kat lächelt mich von hinten an, also atme ich durch und beginne zu sprechen. “Eigentlich ist es so, dass von uns allen Sammy solche Reden halten sollte. Denn er hat nie das große ganze aus dem Blick verloren. Dass es beim Tanzen nicht um Auszeichnungen geht oder auch nur um Perfektion. Es geht darum Menschen zusammenzuführen. Ich habe oft daran gedacht seit ich die Akademie verlassen habe und ich weiß, dass wir im dritten Jahr die Klugheit von Sammy sehr vermisst haben.“

-18 Monate zuvor, drei Wochen nach Beginn des dritten Jahres-

Man konnte leicht den Überblick verlieren, denn ein Gedanke kreiste einem unentwegt durch den Kopf. Das wird dein ganzes Leben bestimmen. Man würde sich die Arme ausreißen für einen Vertrag mit der Company und wir waren so dicht dran, dass wir schreckliche Angst hatten, er könnte uns entgleiten. Die Company sah immer zu, jeder Augenblick war sozusagen ein Vortanzen, ein zwölf Monate langer Wettlauf bis zur Ziellinie. Und die Menschen, die einen besser kannten als sonst jemand, unsere besten Freunde, die waren jetzt plötzlich zu Konkurrenten geworden.
Zach schaltete die Musik aus. Sofort hörten alle auf zu tanzen. “Danke Zachary, wann wäre es am günstigsten nochmal reinzuschauen?“, fragte Sir Jeffrey unseren Lehrer. Er gehörte zur Company und entschied, wer einen Vertrag bekam und wer nicht. “Zufällig stehen die ersten Beurteilungen für das Jahr Freitag an.“
“Ich schätze Beurteilungen sehr. Gehen wir doch damit ins Theater.“
“Gern.“ Zach lächelte ihn und seine Assistentin an und sah zu, wie die beiden den Raum verließen. “Was läuft denn hier eigentlich?“, fragte Ben neugierig.
“Also gut, vorübergehend sind Plätze frei geworden im Chor de Ballett und die Company hat vor einige des dritten Jahrgangs für den Rest der Saison hier einzusetzen.“, teilte Zach uns fröhlich mit.
“Um wie viele Plätze geht es?“, fragte ich nach.
“Was für Tänzer brauchen sie?“, fügte Tara hinzu.
“Jungs? Mädchen?“, fragte Ben weiter.
“Ben tanzt auch als Frau.“, warf Grace ein. Zach schüttelte belustigt den Kopf und deutete an, dass wir ruhig bleiben sollten. “Hört mal, das weiß ich nicht und ich will euch auch nicht durcheinander bringen. Wenn man da einspringt, garantiert das keinem von euch einen Vertrag am Ende des Jahres.“
“Nein, das hat wirklich überhaupt keinen Einfluss darauf.“, gab Abigail sarkastisch von sich. Lachend sah ich sie an. Zach lachte ebenfalls etwas.
“Und jetzt von vorn. Vom zweiten Pas de deux, Anfangsposition.“

“Ich finde, das ist das schöne an einer Überraschungsparty. Lassen wir sie ausfallen, merkt Abigail das gar nicht.“, erklärte Grace während wir an der Stange standen.
“Es bleibt doch ihr Geburtstag. Also, wir werden gar nichts ändern.“, widersprach Tara.
“Du weißt, ich liebe Partys. Ich selbst bin sozusagen eine Party, aber in dieser Woche geht es nur um die Proben.“, fügte Ben hinzu.
“Es ist ein Pas de deux, wir tanzen miteinander, ja? Das ist kein Solo. Die nächste Gruppe.“, ermahnte Zach uns. “Ihr wisst der letzte Tag für die Einschreibung ist morgen, habt ihr was von ihm gehört?“, fragte er dann leise, als er zu uns kam. Natürlich wussten wir alle, von wem er sprach. “Er ist... Er wird noch etwas Zeit brauchen.“, erklärte Tara ihm.
“Du hast Christian erreicht?“, fragte Ollie sie, der das dritte Jahr wiederholen musste.
“Ich fühl mich echt ignoriert. Meine Nachrichten fallen in ein schwarzes Loch.“, meckerte Ben vor sich hin.
“Lange kann ich Miss Raine nicht mehr hinhalten. Er muss sich bei mir melden, sobald ihr von ihm hört. Bitte.“

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