Es ist schon unheimlich. Wenn man jemanden kennenlernt, entscheiden beide in weniger als zehn Sekunden, was sie voneinander halten. “Er glaubt, du lässt ihn links liegen seit dem Wettbewerb.“, merkte Sammy an.
“Und das stimmt.“, antwortete Tara.
“Ach kommen Sie, Zach. Erlösen Sie uns doch!“, sagte Kat bettelnd.
Um die Sache zu erleichtern, benutzt unser Gehirn die stärksten vorhandenen Signale, um Menschen einzuordnen. “Also, in der Abschlussaufführung von Peter Pan, geht die Titelrolle an Christian Reed.“
Da gibt es den düsteren, grüblerischen Typ, der immer sehr beliebt ist bei leicht zu beeindruckenden Mädchen.
“Tinkerbell, keine andere als Katrina Kamarakov.“
Die witzige, glänzende Verkörperung der allerbesten Freundin.
“John Darling, Sir Benjamin Tickel.“
Den Klassenclown mit der Begabung immer zur falschen Zeit, das Falsche zu sagen.
“Sind Sie sicher, dass ich nicht eher Peter bin?“, fragte Ben, bekam aber keine Antwort.
“Zu guter Letzt, Wendy Darling wird getanzt von Isabella Johnson.“
Überrascht blickte ich Zach an.
Das ist der ehrgeizige, träumerische Typ. “Herzlichen Glückwunsch.“
Ist man erstmal festgelegt auf einen Typ, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Man akzeptiert es oder man wehrt sich.“Gehen wir zum Winterfestival, zum Feiern.“, sagte Kat und gab Christian einen Kuss. Angewidert verzog ich das Gesicht. “Könnt ihr das auf später verschieben?“, fragte ich und trank von meinem Saft.
“Nur, weil Ethan in Barcelona sitzt-“
“Wie oft noch? Dein Bruder interessiert mich nicht.“, unterbrach ich sie streng. “Und ich will nichts mehr hören.“ Kat hob abwehrend die Hände. Christian grinste und sah dann zu seiner Freundin. “Oder wir sehen uns einen Film an.“
“Den fünften Abend hintereinander. Ich finde bei Peter und Tink schlägt der Alltag zu.“
“Falls ihr irgendwo auf der Welt für ein Jahr leben könntet, wo würde das sein?“, warf Tara in die Runde.
“Bei Bella wäre es sicher Spanien.“, grinste Kat frech. Fast verschluckte ich mich und warf ihr einen bösen Blick zu.
“Tara, du gehst mir andauernd aus dem Weg. Also, dieser Song ist jetzt für dich.“ Ben stellte sich vor sie.
“Oh nein, bitte nicht.“, bettelte Tara, doch Ben schaltete die Musik ein und sang. Dabei tanzte er, was mich zum Lachen brachte. “Ja, küss sie!“, rief Sammy lachend. Die Leute um uns herum applaudierten. Tara erhob sich und sah Ben an. “Also, danke für den Song. Ich verzeihe dir. Mich als Provokation in eurer Konkurrenz einzusetzen, ist jetzt abgehakt.“ Dann ging sie und Ben setzte sich zu uns.
“Und Phase zwei. Ganz nahe dran bleiben. Aber mit Zuneigung geizen.“
“Ja, darauf fahren Frauen ab.“, sagte Sammy und entlockte mir ein Lachen.“Ich tanze die Wendy. Wendy Darling aus Peter Pan. Ich hab mir als Kind immer diesen Film angesehen, aber Wendy mochte ich nie besonders. Und jetzt tanze ich sie.“, erzählte ich Finn während ich Dinge in einen Karton packte. “Ich langweile dich.“, sagte ich, als ich seinen verwirrten Blick bemerkte. Finn lachte leicht.
“Nein, gar nicht. Ist doch was anderes als die andauernde Debatte über unabhängige Theaterpolitik. Und wilkommen in der Welt der überheblichen Unistudenten.“
Ich lachte leise. “Nein, ernsthaft. Worauf stehst du sonst noch außer Ballett?“ Das Ballett war immer das Einzige, das mich je interessiert hatte. Aber das konnte ich ihm schlecht sagen. “Ehm... Essen? Und Musik?“ Finn wirkte wenig beeindruckt. Und ich wusste nicht einmal, wieso mich das störte. Mein Blick blieb an seinem Shirt hängen, auf dem ein Fisch abgebildet war. “Und unsere Ozeane. Ich interessiere mich für Fische. Die Konservierung.“, fügte ich hinzu.
“Ach, du meinst die Fischerhaltung oder meinst du Fische haltbar machen?“, lachte Finn.
“Beides.“, sagte ich kleinlaut und packte den Karton weg.
“Dann geh doch mal mit mir ins Aquarium. Da war ich zuletzt als Kind.“, meinte Finn lässig.
“Das hört sich ja direkt nach einem Date an.“, bemerkte ich und lachte nervös.
“Mag schon sein.“ Finn sah mich an und lächelte leicht. Schmunzelnd widmete ich mich den Requisiten.Schnell stellte ich mich vor den Fernseher und schaute Sammy an. “Sammy, wie viel weißt du eigentlich über Fische?“, fragte ich dümmlich. Die anderen stöhnten genervt auf und wollten, dass ich verschwand. Der Film musste ja ziemlich spannend sein. Als sie mich auch noch mit Popcorn bewarfen, deutete ich mit dem Kopf zur Tür. Sammy folgte mir. “In welchem Zusammenhang?“, fragte er.
“Ich hab ein Date im Aquarium und muss jetzt Meeresexperte werden in den nächsten 24 Stunden.“
Sammy sah mich entgeistert an.
“Du hast ein Date?“, fragte er.
“Ja, warum denn nicht?“
“Nein, natürlich, ich bin nur verwirrt, wegen Ethan-“
“Können wir mal auflisten, was du mir alles schuldig bist?“, unterbrach ich ihn. Sammy schüttelte den Kopf.
Am nächsten Morgen fuhr ich dann also mit Sammy mit der Fähre. “Das Training schwänzen ohne Erlaubnis. Nur für den Probelauf einer Verabredung. Ich bin doch verrückt.“, sagte ich. So etwas hätte ich niemals für Ethan gemacht. Sammy lachte leicht. “Kannst du dich nicht mal setzen und dein schlechtes Ballettgewissen vergessen?“, fragte er und zog mich runter auf die Bank.
“Wendy ist eine Hauptrolle. Zwar 'ne kitschige, schwache Rolle, aber eine wichtige. Wenn ich Proben versäume, kürzt Zach meine Soli.“
“Zach hat zu viel um die Ohren. Ihm fällt das gar nicht auf.“ Sammy machte eine Pause. “Er lässt eine andere für dich einspringen.“
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Dance Academy
FanfictionIsabella Johnson lebt in Australien und wird an der renomierten National Academy of Dance angenommen, an der sich ihr Leben ändert. Sie lernt mit ihren Mitschülern nicht nur Ballett, sondern auch Hip-Hop-Dance und Modern Dance. Doch die Freunde müss...