Hitzewelle

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Ich habe einen immer wieder kehrenden Traum. Ich sitze in einer Prüfung. Der wichtigsten meines Lebens. Ich lese die Fragen durch und stelle fest, dass ich keine einzige davon beantworten kann. Ich habe die ganze Zeit für das falsche Fach gelernt. Ich war mir so sicher, ich wäre gut vorbereitet und wüsste genau worauf es ankommt. In Wirklichkeit aber weiß ich gar nichts. “Bei dieser irren Hitze müsste der Unterricht ausfallen.“, jammerte Sean. Es war der heißeste Tag des Jahres. Um uns abzukühlen standen Kat und ich vor dem Ventilator im Raum. “Benutz doch mal ein Deo, das hilft auch.“, sagte Kat und verzog angewidert das Gesicht. Sean roch unter seinen Achseln und verzog auch das Gesicht. “Das ist doch kein Name für eine Band. Freibier.“, sagte Sammy, als er mit Christian den Raum betrat. “Aber stell dir mal das Plakat vor.“, entgegnete Christian. Die beiden waren sowas wie beste Freunde geworden. Amüsiert schaute ich die beiden an. “Schon wieder so gut drauf? Wie kommt das?“, bemerkte Kat.
“Wir wollen eine Band gründen.“, erklärte Sammy. Leise lachte ich. “Dazu sollte man richtige Instrumente spielen können.“ Kat, Tara und ich hatten die beiden am Abend davor Luftgitarre spielen sehen. Zwei kleine Jungs beim Spielen. “Morgen ist das Vortanzen für die Schuljahresendproduktion. Ich werde euch die Nussknackervariation nur einmal zeigen.“, sagte Miss Raine, als sie den Raum betrat. In der einen Hand trug sie den Nussknacker und in der anderen einen kleinen Handventilator. Vorne blieb sie stehen. “Ich habe Kopfweh. Passt also ja auf.“,warnte sie uns.
“Das kann ja lustig werden.“, sagte ich murmelnd zu Tara, die zustimmend nickte.
Ich mochte den Nussknacker. Es war eines meiner Lieblingsstücke. Schon immer hatte ich geträumt einmal die Clara zu tanzen. “Als Schüler des ersten Jahres tanzt ihr im Chor de Ballet. Nur selten bekommt jemand im ersten Jahr eine Solorolle.“, erklärte Patrick.
“Katrina, auch wenn dein Herr Vater den Nussknacker hier insziniert, wirst du bestimmt in keiner Weise bevorzugt.“, sagte Miss Raine streng. Es war so warm, dass Kat eher aussah wie eine labbrige Nudel als wie eine Tänzerin. Provokant schaute Kat sie an. “Ach ja? Versprochen?“ Miss Raine sah Kat an.
“Katrina, dein Durchlauf war so schlecht. Ich schlage vor, du übst noch ein bisschen mit den Jungen.“ Kat verdrehte die Augen und ging an die Seite. Ich folgte ihr, denn nun waren die Jungs dran. “Für sie gibt es einen Haufen Papierkram, wenn ich hier vor Hitze eingehe.“, jammerte Kat. “Katrina, uns allen ist heiß und wir alle fühlen uns nicht gut.“ Die konnte leicht reden. Sie hatte einen Handventilator und saß auf einem Stuhl. Aufeinmal rutschte Sammy aus und fiel auf den Boden. Angewidert sah er auf den Boden, der völlig nass war. “Entschuldige bitte.“, sagte Sean und als Sammy realisierte, dass das Schweiß war, sah er ihn angeekelt an. “Oh nein. Dieser Schweiß...“

Patrick und Miss Raine beschlossen den Unterricht im Pool weiterzuführen. Also zogen wir uns alle um und machten die Übungen im Wasser. “Nutzt den Widerstand des Wassers. Damit trainiert ihr die richtigen Muskeln.“, sagte Patrick. Er schaute sich unsere Bewegungen genau an und korrigierte gegebenfalls. “Richtig so, Patrick?“, fragte Abigail und er nickte lächelnd. “Gut, Isabella. Das sieht wirklich gut aus.“, lobte er mich und ich lächelte. Abigail sah mich feindselig an, doch ich ignorierte sie.
Nach der Stunde blieben meine Freunde und ich noch am Pool. Dort war es deutlich kühler. Ich saß am Rand und ließ meine Beine im Wasser Baumeln. Kat lag entspannt auf einer Luftmatratze und Sammy schwomm neben ihr her. “Hoffentlich bringt Christian uns was zu trinken.“, sagte er dann.
“Ihr hängt ja ständig aneinander wie die Klette. Sollte ich Grund zur Eifersucht haben?“, fragte Kat belustigt.
“Ehm wer weiß. Wir haben Blutsbrüderschaft beschlossen.“, erzählte Sammy. “Es ist Schluss mit Mädchen, Schluss mit schmerzhaften Trennungen, Schluss damit, dass wir sofort springen, wenn ihr nur mit den Fingern schnippt.“ Lachend spritzte ich ihn mit dem Wasser nass. “Dies ist jetzt die Insel der Männer.“ Kat lachte.
“Endlich hast du einen richtigen Freund. Das hast du dir doch immer gewünscht.“, meinte sie theatralisch. “Ja, ich hab einen Freund.“, lachte Sammy.
“Das nervt. Wenn einer von uns ein Solo kriegt, dann ist es sowieso Abigail.“, kam es von Tara. Sie und Christian setzten sich zu mir an den Rand. “Meine Mum hat im ersten Jahr die Clara getanzt.“, erzählte Kat.
“Ich wär so gern mal die Clara.“, seufzte ich.
“Und sie ist die Rolle nicht mehr losgeworden. Als sie 30 war, hat sie sie tatsächlich immer noch getanzt. Ich hasse den Nussknacker.“, erzählte Kat weiter. Ich lachte leicht.
“Ich bin von mir aus eine Blume ganz hinten, wenn ich nur irgendwie mittanzen kann.“, kam es von Tara. “Ist dein Knie denn wieder ok?“, fragte Christian sie. Die beiden stritten nicht mehr, was alles viel entspannter machte. Man musste keine Angst haben einen von den beiden zu erwähnen ohne davon auszugehen, dass sie genervt mit den Augen rollten. “Ja, geht ganz gut.“, antwortete Tara. Christian nickte lächelnd. “Hast du uns was zu trinken besorgt?“, fragte Sammy und Christian warf ihm ein paar Dosen rüber bevor er ins Wasser sprang. Lachend schüttelte ich den Kopf ehe ich selbst ins Wasser sprang.

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