Selbstsabotage

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Manchmal komme ich mir immer noch vor wie das typische Mädchen vom Lande. Der Gedanke im Ausland zu leben, wo niemand meine Sprache spricht, ist mir fast unheimlich. “Bonjour, wünsche Madame sich vielleicht ein paar frische Croissants?“, fragte Sammy mit einem französischen Akzent.
“Es ist unglaublich, dass ich die jetzt bald jeden Tag frühstücke.“, begann Kat aufgeregt.
“Kat, hör auf. Schrecklich genug, dass du nicht mehr in der Akademie bist, ich bin völlig fertig, dass bald ein Ozean zwischen uns liegt.“, jammerte Tara und umarmte Kat fest.
“Och, hab keine Angst, Schatz. Du kannst mich noch zwei Wochen lang anhimmeln.“ Lachend schüttelte ich den Kopf. Die Chance besteht, wenn ich nur hart dafür arbeite, ein paar Jahre hier in der Copany und dann längere Zeit als Gast in irgendeiner faszinierenden Stadt in Europa. Obwohl ich weiß, was alles auf dem Spiel steht, bin ich im Unterricht immer noch verträumt. Lasse mich von Freunden ablenken, von Jungs, vom Leben. Sowas nennt man wohl Selbstsabotage.

Das Solo, das Saskia für Tara ausgesucht hatte war langweilig. Ich wusste nicht, wieso sie nicht die roten Schuhe tanzen durfte, denn die passten viel mehr zu ihr. “Man, Schätzchen. Das war so langweilig, stell dir vor ich hätte dich die roten Schuhe tanzen lassen.“, sagte Saskia, woraufhin Tara bedrückt zur Seite ging. “Bedenkt bitte, wir wollen nicht, dass die Jury ins Koma fällt. Isabella, weck mich auf.“ Ich nickte und stellte mich in Position, um das Solo zu tanzen, welches Ethan für mich choreographiert hatte. “Ja, ich liebe das Intro.“, begann Saskia. “Das passt total zu dir. Wunderbar.“

Am nächsten Morgen schaute ich mir ein Video an, in den Saskia Tara fertig macht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht einfach so im Netz gelandet ist. Dahinter mussten einfach Grace und Tara stecken. “Die Kamera verzeiht wirklich nichts. Ich würde mir einen Abdeckstift zulegen vor der zweiten Folge.“, begann Abigail, als wir Tara und Grace vor der Stunde begegneten.
“Abigail.“, zischte ich, sah Tara entschuldigend an und zog sie mit ins Studio. Wir stellten uns an die Stange, um uns aufzuärmen. Verwirrt betrachtete ich Sammy, der in den Raum kam. “Sammy, arbeitest du an deiner weiblichen Seite?“, scherzte Saskia.
“Ich brauch nur noch mehr zusätzliche Übung. Das ist alles.“, sagte er und gesellte sich zu Tara. “Deine Woche scheint genau so gut zu laufen wie bei mir.“, sagte Sammy leise.
“Hast du es gesehen? Was sagst du?“, fragte Tara.
“Was er denkt, ist doch unwichtig.“, kam es von Grace.
“Du hast sie reingelegt. Es ist schwer sich durchzusetzen, das verstehe ich schon, aber...“, begann Sammy,doch Tara unterbrach ihn.
“Nein, ich hatte vergessen, auch wenn Kat weg ist, ihr seid ja noch da.“ Ich sah Tara leicht lächelnd an. “Ich sage Miss Raine jetzt, dass ich es war.“ Aber sie wusste es bereits, denn in dem Moment kam sie in den Raum und redete kurz mit Saskia. Dann widmete sie sich Tara. “Tara, ich glaube, wir müssen uns unterhalten.“
Bevor ich hier herkam, hatte meine frühere Ballettlehrerin davor gewarnt, mich in irgendwelche Machenschaften verstricken zu lassen. Denn das ist die schlimmste Form der Selbstsabotage.

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