Betrügen bedeutet nach Johnsons Wörterbuch jemanden täuschen oder belügen, sich hinterlistig verhalten, Betrug oder Schwindel einsetzen. Und was heißt betrügen nach Isabella Johnson? Ich dachte immer, Küssen sei die Grenze. Aber vielleicht ist es gar nicht so eindeutig. Kann man auch mit einem Blick betrügen? Einem Gedanken? Einem Augenblick der Verbundenheit? Egal wie man es definiert. Eins steht wohl fest. Wenn man das Gefühl hat zu betrügen, tut man es wahrscheinlich auch. Doch Tara kannte sich damit viel besser aus als ich. Endlich war es so weit. Es ging zurück nach Hause. Nach Sydney, wo die letzte Aufführung stattfinden würde. "Ich muss ja nicht wiederholen, dass das Festival eine Herzenssache von Sir Jeffrey ist. Damit ist es die wichtigste Aufführung der Tournee. Also blamiert mich nicht.", war das was Zach uns im Bus gesagt hatte. Doch wir hatten gar nicht vor ihn zu blamieren. Schließlich wollten wir der Company zeigen, was wir drauf hatte. Jeder von uns hoffte immer noch auf einen Vertrag mit der Company. Als wir das Wohnheim müde betraten, rannte Grace auf Ben zu und sprang ihm lachend auf den Rücken. Tara und ich hingegen gingen auf Kat zu und umarmten unsere Freundin stürmisch. Wir waren endlich wieder zu Hause.
Bei den Proben bemerkte ich gewisse Spannungen zwischen Tara, Christian und Ben. Ich wusste nicht, was vorgefallen war. Tara hatte seit der Zeremonie nicht darüber gesprochen, was mit Ben war. Doch nicht nur die drei hatten Probleme. Auch Ollie schien sich über etwas aufzuregen. Nämlich über seinen Zeh. "Sie übertreibt doch!", regte er sich auf.
"Er ist entzündet. Dr Wix sagt, du tanzt nicht.", erklärte Zack.
"Es ist doch nur ein Zehnagel."
"Oliver, die erste Regel professionellem Verhaltens: Kümere dich um deine Verletzungen bevor sie zum Problem für andere werden. Also, wer kennt noch den Mercutio?", warf Sir Jeffrey ein.
"Ich, ziemlich gut.", meldete sich Christian zu Wort.
"Christian, du bist der Romeo.", meinte Zach.
"Ja, aber Ben kann ihn tanzen.", widersprach Christian. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Ich dachte immer, Christian wollte den Romeo tanzen.
"Schön, Benjamin und Tara. Das Paar hat schon meine Gala ruiniert.", sagte Sir Jeffrey nicht gerade begeistert. Seufzend legte ich den Kopf in den Nacken. Wann würde das endlich ein Ende nehmen?Tara rückte endlich mit der Sprache raus. Zwar ausgerechnet als wir uns für die Aufführung fertig machten, aber besser später als nie. Sie hatte Christian erzählt, dass sie immer noch in ihn verliebt war. Doch dieser wies sie ab. "Denkt ihr, ich ahnte, dass Christian einen Rückzieher macht? Und mich deshalb nicht richtig von Ben getrennt habe? Um mir alle Wege offen zu halten?", fragte Tara uns.
"Ich finde, alle sollten in ihre neutralen Ecken zurück und sich an den Keine-Jungs-Pakt halten. Ich meine, seht euch Jamie an. Wir hatten eine nette, quasi geschwisterliche, Arbeitsbeziehung und dann wird durch ihn plötzlich alles peinlich." Schmunzelnd schminkte ich mich weiter.
"Aber wenn Ben nun recht hat und das mit uns einfach etwas Zeit braucht?", redete Tara weiter.
"Oder was ist wenn du wirklich Schluss mit ihm machen willst, aber du möchtest nur nicht, dass er dich hasst?", spekulierte ich und sah Tara von der Seite an.
"Ich hab auf einmal Respekt vor dir.", warf Abigail plötzlich ein. "Da steckt so viel Unsinn in deinem Köpfchen und du schaffst es trotzdem durch die Ausbildung."
"Äh, danke sehr.", meinte Tara und runzelte verwirrt die Stirn.
"Eigentlich tut er so lieb und choreografiert ein ganzes Ballett für mich und redet auf der ganzen Tournee durch Australien auf mich ein. Und als ich mich dann endlich einlasse auf ein längeres Verhältnis, dann nur 36 Stunden danach ist er so: Oh sorry, Abigail, wir sehen uns nachher im Theater. Was soll denn so ein Mist?" Sprachlos blickte ich Abigail an und tauschte dann ein paar Blicke mit Tara und Kat. Offenbar hatten nicht nur Tara und Kat Probleme in Sachen Liebe. In diesem Moment war ich froh, dass Ethan in Barcelona war. Mehr als drei Liebesdramen würde ich nicht ertragen.Die letzte Vorstellung verlief wirklich gut. Ich beobachtete zusammen mit Tara Christian, der gerade sein Solo auf der Bühne performte. "Was war denn los, Tara? In der letzten Nacht auf der Tour? Äh, hast du ihn geküsst?", hörte ich Ben hinter mir fragen. Verwirrt drehte ich mich um und sah zwischen Ben und Tara hin und her. "Und küsst er besser als ich?"
"Nein, geküsst hab ich ihn nicht, aber ich wollte es schon.", gestand Tara.
"Wieso ihn? Wieso nicht mich? Er ist nicht mal nett zu dir." Ben war wütend. Verstand nicht, wieso Tara unbedingt Christian wollte.
"Du musst zulassen, dass ich mit dir Schluss mache.", sagte Tara und sah Ben an. Mit jemandem Schluss zu machen ist nie schön. Es tut immer weh. Auch der Person, die die Beziehung beendet.
"Viel Glück.", meinte Christian zu Ben, als er von der Bühne kam und an uns vorbei ging.
"Lasst mich in Ruhe. Beide meine ich.", zischte Ben und ging.
So ist das auch mit Betrug. Es tut nicht nur demjenigen weh, der betrogen wird. Auch der, der betrügt fühlt sich meistens elend. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie Tara sich fühlte. Doch das wollte ich auch gar nicht. Und schon gar nicht wollte ich wissen, wie Ben sich fühlen musste.
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Dance Academy
FanficIsabella Johnson lebt in Australien und wird an der renomierten National Academy of Dance angenommen, an der sich ihr Leben ändert. Sie lernt mit ihren Mitschülern nicht nur Ballett, sondern auch Hip-Hop-Dance und Modern Dance. Doch die Freunde müss...