Doch ich setzte mich ans andere Ende des Tisches und aß. Der Mann beobachtete mich ununterbrochen...
Das nervt langsam. Als ich fertig war räumte ich das Geschirr weg und sagte im Hinausgehen: "Machen Sie ein Bild. Hält länger!"
Oben in meinem Zimmer machte ich Musik an und hörte 'Castle of Glass' von Linkin Park auf Dauerschleife. Es spiegelt meine ganzen Gefühle wieder und so begann ich stumm zu weinen. "Warum?", wisperte ich immer und immer wieder. Die Tränen wurden nicht weniger..."Ich weiß auch nicht warum!", sagte plötzlich mein Vater und setzte sich zu mir aufs Bett. Schnell drehte ich mich auf die andere Seite um.
"Möchtest du reden?", fragte er vorsichtig und legte mir seine kalte Hand auf meinen nackten und muskulösen Oberarm. Ich schluchzte und schüttelte den Kopf. Er verstand es richtig. Mein Vater strich mir über den Kopf und sagte bevor er runter ging: "Wenn etwas ist: Ich bin unten". Ich war ihm in diesem Augenblick einfach so dankbar, dass er mich in Ruhe ließ und mir Zeit gab. Ich weinte mich mal wieder in den Schlaf...Ich wurde durch den leckeren Duft von frischen Brötchen und heißem Kakao wach. Langsam öffnete ich meine Augen. Sie brannten wie die Hölle. Trotzdem quälte ich mich aus dem Bett. Ich zog mir eine knielange Militärhose und ein enges weißes T-Shirt, welches mir bis zu den Ellenbogen ging, an. Meine Haare ließ ich gekämmt offen.
Barfuß fiel ich die Treppe runter, weil ich noch so verpeilt war. Mein Bein knackte ganz ekelhaft. "Alles Okay?", fragte die Stimme meines neuen und alten Vaters. Ich stöhnte schmerzerfüllt auf. Er kam aus der Küche und sah mich besorgt an. "Liv, geht es dir gut?", fragte er und kniete sich zu mir runter. Ich wich seinem Blick aus. Mein linkes Schienbein tat höllisch weh, doch ich versuchte mich aufzurichten. Ich schaffte es nicht und krachte mit meiner Nase nun auch zu Boden. Toll. Wirklich toll! Der Schmerz war kaum auszuhalten. Ich atmete schwer und hielt mir mein Bein. Mein Vater zog scharf die Luft ein. "Komm her!", sagte er und hob mich sanft hoch. Ich begann vor Schmerzen stumm zu weinen. Er trug mich in mein Zimmer und legte mich vorsichtig auf das Bett. Er ging noch einmal runter und fing an zu telefonieren. Toll jetzt lässt er mich allein und ich sterbe hier. Obwohl das ja auch eine Option wäre, oder?
Er kam wieder und hielt mir ein lecker, aber auch komisch aussehenden roten... Smoothie? hin. Skeptisch besah ich das Gemisch. "Vertrau mir Liv!", sagte er. Zum ersten Mal seit unserer ersten Begegnung sahen wir uns tief in die Augen. Er sah mir wirklich sehr ähnlich. "Trink das bitte! Danach geht es dir besser, Liv!", versicherte er mir. Ich nahm es vorsichtig entgegen und sah hinein. Es war flüssig, aber nicht so sehr flüssig wie Wasser. Es war blutrot und... Warte mal! Das sieht aus wie Blut... Und es roch genauso lecker... OMG, ich sollte diese unmenschlichen Gedanken aus meinem Schädel verbannen. "Vertrau mir bitte Liv!", sagte mein Vater besorgt. Ich sah noch einmal kurz zu ihm und dann wieder zu der lecker duftenden Flüssigkeit. Ich konnte nicht mehr widerstehen und trank alles in einem Zug aus. Und was soll ich sagen? Es war himmlisch. Noch nie hatte ich so etwas leckeres Getrunken. Er nahm das Glas und stellte es weg. "Geht es wieder?", fragte er besorgt und nahm meine Hand in seine. Ich zuckte kurz zusammen, aber dann genoss ich es. Und komischerweise hatte das die Schmerzen ziemlich stark gelindert. Weg waren sie dennoch nicht. "Warte kurz", sagte er und verschwand runter. Dann kam er mit einer komischen Tube, Kompressen und einem Verband wieder. Da ich nur die kurze Hose anhatte, war es theoretisch kein Problem mein Schienbein zu verbinden. "Darf ich?", fragte er. Ich sah ihn irritiert an. Mum oder Jack fragten nie. Sie taten es einfach. Ihnen war es egal, ob es mir gefiel oder nicht. Wenn sie es für richtig hielten, dann sollte es, laut ihrer Aussage, auch das Richtige sein. Mein Vater schien meinen Blick zu deuten und setzte sich noch einmal zu mir. "Liv, ich werde dir nicht rund um die Uhr Befehle erteilen", sagte er und strich mir über die Wange. "Und ich werde dich nach deiner Meinung fragen. Also erste Frage: Darf ich oder lieber nicht?", fragte er mich sanft. Ich zögerte kurz, nickte dann aber. Er lächelte mir aufmunternd zu und schmierte dann die Salbe da rauf. Ich zuckte zusammen und biss mir auf die Zähne, denn es tat noch ziemlich weh. "Wenn es nicht mehr geht und ich aufhören soll, dann sag Bescheid!", sagte er. Ich sagte nichts, sondern starrte nur die schwarze Decke an. Er legte Kompressen auf die Stellen, wo er die Salbe verteilt hatte und verband mir mein linkes Schienbein schlussendlich. Ich war ziemlich erschöpft von der ganzen Sache.
"Danke...", murmelte ich müde und war im nächsten Moment schon eingeschlafen...
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Back to Volterra {1}
FanfictionLivs Leben war perfekt. Sie hatte ihre Mutter und mehr brauchte sie nicht. Doch der Krieg zieht seine Spuren durch das Militär. So auch in Spanien... Liv lernt ihren Vater kennen, der sie aber alles andere als interessiert. Während der sie mit nach...