"Liv, wir werden in 2 Stunden nach Volterra fahren!", brach er die Stille. Ich hatte gerade einen Schluck Wasser im Mund und verschluckte mich bei dieser Aussage. "WAS?", fragte ich und sah ihn wütend an...
"Es ist das Beste, wenn du das hier hinter dich lässt! Es sind zu viele Erinnerungen mit deiner Mutter verbunden!", sagte er. Ich funkelte ihn sauer an. "Das. Hast. Du. Nicht. Zu. Entscheiden!", knurrte ich. "Doch! Ich bin dein Vater und du wirst bei mir wohnen! Da diskutiere ich auch nicht mit dir!", sagte er streng. Toll. Und ich hab gedacht er ist anders als Jack. Aber nein! Vater nutzt seine Macht genauso aus, wie mein Patenonkel. "Bitte! Nur zu!... Ohne mich!", knurrte ich und humpelte zur Tür. "Liv was wird das?", rief er und eilte mir nach. "Ich gehe!", meinte ich und wollte gerade die Haustür aufmachen, als er mich einholt und sich in den Weg stellte.
"Lass. Mich. Durch!", knurrte ich. "Nein! Dafür bist du mir viel zu wichtig!", sagte er und legte mir eine Hand auf die Wange. Ich knurrte bedrohlich, doch er bewegte sich nicht, sondern legte seine anderen Hand auf meine andere Wange. "Was. Wird. Das?", fragte ich knurrend, aber etwas ruhiger. "Es wird alles gut Liv. So gern ich hier bei dir bleiben würde, aber ich habe 2 Freunde die auf mich warten. Wir sind schon fast Brüder. Wir sind eine Familie und du gehörst auch dazu! Marcus hat sich immer eine Tochter gewünscht, aber er hat nie eine bekommen, da seine Frau gestorben ist! Caius wartet noch auf seine Geliebte und ich habe meine verloren, als sie mit meiner Tochter abgehauen ist. Nun habe ich dich endlich gefunden. Ich werde dich nie wieder gehen lassen! Dafür bist du mir zu wertvoll!", erklärte er und strich mir liebevoll über die Wange. Keine Ahnung wieso, aber irgendwie hatte ich mich wieder einigermaßen im Griff. Aber ich kann nicht ohne meine Sachen weg!
"Ich lasse deine Messer und Schnitzereien nachholen. Du kannst alles behalten. Auch die Bücher und die Kleidung. Aber bitte weigere dich nicht mit mir mitzukommen, denn das wird nichts bringen!", sagte er. Ich hatte einen inneren Kampf mit mir selbst. Auf der einen Seite wollte ich gerne mit ihm gehen, aber auf der anderen Seite, war er genauso wie Jack. Kaum Aufmerksamkeit und eine Strenge bis zum Mond und zurück...
Aber er hatte Recht. Wenn ich weglaufen würde, dann hätten sie mich sowieso wieder gekriegt. Und dann darf ich höchstwahrscheinlich gar nichts mehr alleine machen. Also schlug ich seine Hände aus meinem Gesicht und humpelte die Treppe hoch, um zu packen.
Meine Messer, Bücher, Klamotten und all meine Sachen wurden also nachgeholt? Okay... Also holte ich nur meine Sporttasche. Dort drin packte ich ausgewählte Klamotten: drei Militärshosen, fünf weiße, enge, dreiviertel lange T-Shirts, Turnschuhe, Waschzeug und ein Handtuch. Mehr Klamotten brauch ich erstmal nicht. Ich ging zu den Vitrinen und holte noch mein Lieblingsmesser raus.
Ein Fox Military - Spear Tech Nero Messer! Neben dem KU-BAR.
Denn das mochte ich auch sehr. Ich holte mir einen extra Gürtel und schnallte mir mit dieser Hilfe das Messer mit Schutz um mein Becken. Das Messer schnallte ich mir auf den Rücken. Meinen Laptop, Aufladekabel, mein Handy, meine Schlüssel, und zwei interessante Bücher schmiss ich auf noch in die Tasche. Fehlt noch was...?
Nein, und wenn doch, dann wird es ja nachgeliefert. Also schloss ich meine Sporttasche und warf sie mir über die Schulter. Aber ich wollte nicht gehen. Ich wollte hier bleiben. Hier, wo ich gerade war. Alles wie gewohnt weiter tun. Hier leben, hier wohnen und hier bleiben! In diesem Haus und diesem Zimmer. Es war mein Heiligtum und das konnte ich einfach nicht verlassen. Ich stand in der Mitte meines Zimmer und sah mir alles noch einmal genau an. Stumme Tränen liefen mir über die Wangen... Ich wollte hier bleiben... Mit Mum!"Liv, kommst du?", riss mich die Stimme meines Vaters, der direkt neben mir stand, aus den Gedanken. Ich schüttelte den Kopf und noch mehr Tränen liefen mir übers Gesicht. "Liv, komm... Wir fahren los!", sagte er besorgt und nahm meine Hand. Ich entzog meine Hand seiner und humpelte mit der Tasche weg von ihm, die Treppe runter. "Soll ich dir was abnehmen?", fragte er und sah mir besorgt dabei zu. Ich ignorierte ihn und verließ das Haus.
Er eilte mir hinterher...
"Hier lang, Kleine!", sagte er und schob mich zu seinem Mercedes. Er öffnete den Kofferraum und ich legte meine Tasche hinein. Kopfhörer und Handy steckte ich mir aber vorher in die Hose. Mein Vater hielt mir die Tür auf, doch ich würdigte ihn beim Einsteigen keines Blickes. Er schloss die Tür und zog sein Handy raus. Er wählte eine Nummer und rief dort an. Er redete etwas, was ich nicht verstand und ging ums Auto rum. Dann nickte er schmunzelnd, seufzte und legte auf. Ich saß hinten und er setzte sich ans Steuer. "Bereit?", fragte er und drehte sich zu mir um. Ich ignorierte ihn weiterhin und drehte mich nun von ihm weg. Ich sah aus dem Fenster. "Dann los!", murmelte er seufzend und startete den Motor. Ein letztes Mal sah ich auf mein altes Zuhause. Es war so schön. Ich hatte so viel erlebt. Hier hingen so viele Erinnerungen dran... So viele Gedanken!
Ich fing wieder an stumm zu weinen. Ich hatte keine Kraft für das alles! Es war viel zu viel! Ich schloss meine Augen. Dennoch lief weiterhin die salzige Flüssigkeit über meine Wangen. Plötzlich berührte mich seine eiskalte Hand an meinem nicht bedeckten Bein und ich zuckte zusammen. "Liv, es wird alles gut! Das verspreche ich dir!", sagte er und hatte sich zu mir umgedreht. Ich schnaubte und lehnte meinen überarbeiteten Kopf an das kühle Fensterglas. Warum? Das war die einzige Frage, die ich mir immer und immer wieder stellte. Das war die Frage, die ich am sehnlichsten beantwortet hätte...
DU LIEST GERADE
Back to Volterra {1}
FanfictionLivs Leben war perfekt. Sie hatte ihre Mutter und mehr brauchte sie nicht. Doch der Krieg zieht seine Spuren durch das Militär. So auch in Spanien... Liv lernt ihren Vater kennen, der sie aber alles andere als interessiert. Während der sie mit nach...