Es war bewölkt und kaum jemand war draußen. "Marcus?" fragte ich und blieb stehen. "Ja Kleine?"...
Er blieb ebenfalls stehen und sah mich interessiert an. "Ähm könntest du mir eventuell die Stadt zeigen? Ich finde es wunderschön hier, aber habe keine Ahnung... Verstehst du?" fragte ich und kratzte mir am Hinterkopf. "Ja klar! Komm mit!" lächelte er und legte mir einen Arm um die Schultern. Dann begann meine Tour durch das Dorf. Marcus erklärte mir alles. Die Brunnen, die Läden, die Gebäude. Einfach alles. Wir waren in einem Restaurant und einem Café. Außerdem in einem Bäcker und und und... Doch selbst für mich war das einfach zu viel nach 3 Stunden laufen. Müde trottete ich neben meinem Bruder her.
Plötzlich blieb er stehen, was ich nicht vorhersah und gegen ihn lief. Er drehte sich lachend um. "Alles klar Kleine?" fragte er und musterte mich. "Ja alles super!" versuchte ich es, doch Marcus sah mich mit einem Röntgenblick an. "Und du bist nicht müde? Oder erschöpft?" fragte er skeptisch. "Na gut... Vielleicht ein bisschen!" murmelte ich. "Sag doch Bescheid. Dann drehen wir um. Sonst hat das doch keinen Sinn und du quälst dich!" sagte mein Bruder. "Marcus, ich kann nicht mehr!" jammerte ich und fiel ihm um den Hals. "Das weiß ich Schwesterherz. Und deswegen gehen wir jetzt zurück und dann ruhst du dich aus!" lächelte er und hob mich hoch. Ich kuschelte mich in seins Halsbeuge und schloss die Augen...
"Liv, wir sind da. Ich würde vorschlagen, dass du ein Bad nimmst und den Abend langsam ausklingen lässt. Was hältst du davon?" fragte er mich. Ich öffnete die Augen einen Spalt und sagte: "Klingt super". Er lachte und ging weiter. "Wenn du möchtest, dann spielen wir noch was...", überlegte Marcus. "Schach!" bestimmte ich. "Na dann. Gehst du jetzt in Ruhe baden, während ich alles vorbereite und nochmal mit Caius und deinem Vater rede. Einverstanden?" erkundigte er sich. "Klar!" meinte ich. Marcus stellte mich in meinem Zimmer ab und sagte: "Dann bis später." Ich schleppte mich ins Bad und ließ mir Wasser ein. Dazu gab ich noch Badezusatz. Nun war das ganze Bad erfüllt von herrlichem Milch- und Honigduft. Ich schmiss meine Sachen auf den Boden und ließ mich langsam in die volle Wanne sinken. Es war herrlich! ...
Mit feuchten Haare und einem Handtuch über die Schultern verließen ich das Bad pfeifend. "Na, wie war's?" Ich zuckte zusammen und drehte mich um. "Marcus!" grinste ich meinen Bruder an. "Na Kleine. Ich bin fertig und du?" fragte er schmunzelnd. "Ich auch! Wir können spielen!" rief ich und strahlte ihn über beide Ohren an. "Wollen wir uns aufs Bett setzen?" fragte er lachend. Ich hüpfte fröhlich zu meinem Bett und schmiss mich mit Schwung drauf. Zu meiner Überraschung knackte es nicht, sondern federte. Marcus kam lachend mit einem Schachbrett und Figuren zu mir. Wir setzten uns gegenüber und bauten auf. "Bereit?" fragte er grinsend. Siegessicher nickte ich und begann mit dem Springer...
Es war nicht überraschend, aber Marcus gewann eine Partie nach der anderen. Es wurde immer dunkler und die Nacht brach ein, als ich zur Seite kippte. Marcus schob das angefangen Spiel beiseite und legte sich neben mich. "Es ist gleich 23.00 Uhr. Du musst langsam schlafen. Komm her!" liebevoll zog er mich in seine Arme. Fast schon sehnsüchtig kuschelte ich mich in die Halsbeuge meines großen Bruders. Er hielt mich fest und begann meinen Rücken leicht zu streicheln. Erleichtert atmete ich aus und knurrte zufrieden. Er schmunzelte und küsste meine Wange. "Ich hab dich lieb, Liv!" flüsterte er. Ich war kurz vorm Einschlafen, doch murmelte ich: "Ich dich auch, Marcus!"...Aro:
Marcus war nach dem Meeting einfach so verschwunden. Er meinte, dass Liv auf ihn warten würde. Ich konnte sie verstehen. Die beiden waren schließlich auch in der Stadt gewesen und hatten den halben Tag zusammen verbracht. Und jetzt brachte er sie hoffentlich ins Bett. Caius war nicht gerade zufrieden damit. Seit wir wieder da waren, hatte er noch nicht einmal mit ihr gesprochen. Merkwürdig fand ich das schon. Ich meine er will sie mindestens einmal im Bett haben. Laut seiner eigenen Aussage und der von Marcus, waren sie für einander bestimmt. Aber bis Caius es schafft Liv für sich zu begeistern, dauert das wohl noch eine Weile. Nicht nur, weil sie irgendwas mit Marcus besprochen hatte, sondern auch wegen ihrer Sturheit. Wenn sie ihre Gefühle, falls sie überhaupt welche für ihn hat, bemerkt, dann dauert es noch einige lange Zeit, bis sie sich damit abfindet. Tja. Das ist Liv. Aber Caius tat mir irgendwie auch Leid. Er saß gerade zweifelnd neben mir im Thronsaal, während Marcus bei meiner Tochter war. "Caius?" fragte ich meinen Bruder und schenkte ihm meine ungeteilte Aufmerksamkeit. "Ja?" fragte er fast schon traurig. "Du denkst an sie, stimmst?" hakte ich nach. Er nickte und sah mich traurig an. "Ich weiß einfach nicht weiter. Verstehst du? Ich weiß nicht, wie ich mich ihr gegenüber verhalten soll, sodass es richtig ist!" "Caius!", begann ich, "Morgen wird für Liv wieder Alltag einkehren. Du hast ihren Lehrplan schon. Und dann regeln wir auch morgen sonstige Sachen. Und dann wird wieder alles normal und sie gewöhnt sich an dich. Lass ihr Zeit! Das musste ich auch. Und ich kann dir sagen, als ich verstanden habe, wie sie denkt, da habe ich mich auch richtig verhalten. Also gehe es ruhig und bedacht an. Nichts überstürzen. Dann kommt die Annäherung von ganz allein!" Caius sah mich an und schien die Worte erst einmal zu verdauen...
"Also meinst du, wenn sie ihre Regeln bekommen hat, sich hier eingelebt hat und wieder unterrichtet wird, dann gewöhnt sie sich an mich?" fasste er alles zusammen. "Allerdings!" nickte ich. "Und wenn ich nichts überstürze und ihr Zeit lasse, dann kommt alles von allein?" fragte er. "Wenn du das tust, dann wird dich das Schicksal auf die Probe stellen und schauen, ob du für sie geeignet bist. Aber keine Sorge. Marcus und ich werden dir helfen!" versicherte ich ihm. "Okay... Kann ich nachher, wenn du sie wecken gehst bitte mitkommen?" bat er mich. "Wenn du nicht über sie her fällst, dann ja!" schmunzelte ich. "Danke!" lächelte Caius und lehnte sich glücklich, aber dennoch nachdenklich zurück. Ich tat es ihm gleich. Ja Liv! Abe morgen wird sich hier einiges ändern. Und ich glaube, das ein oder ändern gefällt ihr nicht! Lächelnd schloss ich meine Augen. Mit dem Gedanken an Liv entspannte ich mich...

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Back to Volterra {1}
Fiksyen PeminatLivs Leben war perfekt. Sie hatte ihre Mutter und mehr brauchte sie nicht. Doch der Krieg zieht seine Spuren durch das Militär. So auch in Spanien... Liv lernt ihren Vater kennen, der sie aber alles andere als interessiert. Während der sie mit nach...