59. Sehr selten

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"Ja, das wäre es!" murmelte ich und sah zur Seite. Vorsichtig legte er seine Hand unter mein Kinn und hob es sachte an...

"Siehst du! Und deswegen laufen wir da jetzt wieder rein und du gehst dann ohne Theater mit Marcus Frühstücken und zum Unterricht!" sagte er liebevoll, aber mit einem Unterton, der keinen Widerspruch duldet. Ich überlegte...

Plötzlich drückte er mich stark an seine Brust, sodass ich überrascht aufkeuchte. "Haben wir uns verstanden, Babygirl?" fragte er knurrend in mein Ohr. Ich wusste, dass Caius von uns beiden der Stärkere und Schlauere war. Außerdem wollte ich ihm nicht widersprechen und er hatte ja Recht. So wie bisher immer! Ich nickte und nuschelte ein "Hab's verstanden!" "Braves Mädchen! Du bist mein Babygirl!" raunte er mir ins Ohr...

Er öffnete die Tür und ließ mich zuerst eintreten. "Fertig?" fragte Marcus. Ich sagte nichts, sondern holte meine Sachen. "Ja! Sie wird mitgehen und kein Theater machen! Oder Liv?" fragte er und sah mich gleichzeitig liebevoll und mahnend an. "Ja klar!" nuschelte ich und sah zu Dad. "Bis nachher Dad!" murmelte ich und ging raus. Caius schaffte es immer wieder mich aus der Bahn zu werfen. Aber... Ich glaubte eher positiv, oder? "Was hast du mit ihr gemacht?" fragte die besorgte Stimme meines Vaters. "Wir haben uns lediglich unterhalten, Aro. Was du bis vor Kurzem ja nicht konntest!" provozierte ihn Caius. Fragt mich nicht warum, aber das wollte ich nicht mit anhören. "Marcus kommst du?" rief ich. "Eine Sekunde Kleine!" rief er und ich hörte, wie er knurrend etwas zu Dad und Caius sagte. Er wiederholte sich etwas lauter noch einmal und dann hörte es so an, als ob die anderen sich geschlagen gaben und zustimmend murmelten. Doch ich hatte kein einziges Wort verstanden. Danach kam Marcus raus. "Was hast du ihnen gesagt?" hakte ich nach. "Nicht so wichtig!" wank er ab. Doch ich wäre nicht ich, wenn ich das auf mir sitzen lassen würde. Ich hielt ihn am Arm fest, sodass er stehen blieb und ich zu ihm hoch sah. "Maaaaarcuuussss!" sagte ich und zog seinen Namen in die Länge. "Liiiivvvvvv!" machte er mich grinsend nach. "Was hast du zu Dad und Caius gesagt?" fragte ich und sah ihn süß flehend an. "Das war nicht so wichtig. Du sollst dir deinen schönen Kopf nicht zerbrechen über Dinge, die irrelevant sind!" lachte er und hob mich Huckepack auf seine Schultern. "Man Marcus! Ich will das wissen!" schmollte ich. "Ich hab dich auch lieb Schwesterherz!" schmunzelte er und setzte unseren Weg fort. Beleidigt vergrub ich mein Gesicht in seinen langen braunen Haaren, was ihn leicht Lachen ließ...

Caius:
Liv wurde ungeduldig und so ging Marcus, als wir nicht mehr widersprachen, zu meiner kleinen Prinzessin. Ich hörte wie sie ihn nach dem Gespräch fragt, doch Marcus lehnte geschickt ab. Doch sie war so einzigartig und schlau, dass sie weiter bohrte. Schließlich lachte Marcus und Liv war still. Wahrscheinlich hatte er die Diskussion gewonnen, wie so oft auch bei uns, wie gerade eben auch. Ich schmunzelte als ich hörte, wie Marcus zu ihr sagte, dass sie nicht schmollen sollte. Als sie im Klassenzimmer angekommen waren, erwachte ich aus meiner Träumerei.

Aro saß immer noch auf Livs Platz und ich stand schräg vor ihm. Sein nachdenklicher und auch etwas besorgter Blick lag auf mir. Böse funkelte ich ihn an und drehte mich um. Meine Hand lag auf der Türklinke und drückte diese runter. Gerade, als ich hinaustreten wollte, rief Aro mich: "Caius!" Ich überlegte einfach weiterzugehen, aber entschied mich, für Liv, dagegen. "Was?" zischte ich und war wirklich stehen geblieben. "Können wir reden?", fragte er besorgt und verletzt, "Bitte?" Ich seufzte angespannt und schloss die Tür wieder. Dann ging ich zurück zu Aro und sah ihn auffordernd an. Er bot mir Marcus Platz direkt gegenüber von ihm, wo ich mich auch nicht ganz freiwillig niederließ. Frustriert fuhr ich mir durch die Haare und verschränkte meine Arme dann vor der Brust. Abwartend sah ich ihn an. "Caius, es tut mir leid!" setzte er an. "Was tut dir leid? Dass du deine Stimmungsschwankungen nicht unter Kontrolle hast?" zischte ich angriffslustig und provozierend. Wenn er darauf ansprang, dann meinte er es nicht ernst. Aber dem war nicht so. Er blieb ruhig. "Ja, unter anderem! Ich war gestern einfach so verzweifelt und auch... eifersüchtig, weil du sie in den Armen halten konntest. Du hast sie getröstet und dich mit ihr unterhalten. Und du hast dafür gesorgt, dass es ihr besser ging. Ich wollte an deiner Stelle sein. Und dann kam auch noch Liv mit ihren typischen Kommentaren, die ich eigentlich hätte vorausahnen müssen, dazu und dann war ich einfach nur verzweifelt. Es tut mir wirklich Leid Caius! Ich wollte nicht meine Wut und Verzweiflung an die auslassen. Bitte!?" sagte er. Ok... Das ist nicht normal. Aro entschuldigt sich sonst nie. Vorher halt nur bei Liv, aber das würde ich ja auch machen. "Ich weiß, dass dir das sehr nahe gegangen ist und das tut mir sehr leid!" flüsterte er. Ich schloss kurz meine Augen um zu überlegen. Eigentlich war ich hier der Eifersüchtig steh. Nicht eigentlich. Ich war der Eifersüchtigste! Und ich konnte ihn verstehen. Ich selbst mochte den Anblick meiner Prinzessin in fremden oder anderen Armen überhaupt nicht. Mittlerweile konnte ich mich bei Aro und Marcus beherrschen, weil ich mir da sicher war, dass sie sie auf anderen Weisen liebten, als ich. Aber bei Felix kam jedes Mal aufs Neue die Eifersucht hoch. Und zwar mächtig!
Also ich konnte Aro voll und ganz verstehen. Außerdem war er Livs Vater und es war nicht gerade vorteilhaft, wenn ich an Liv heran wollte und zu den Problemen zwischen den beiden, auch noch Aros und meine Probleme kamen. Also wollte ich Liv nicht zusätzlich belasten. Und nach Marcus Ansage traute sich glaube ich keiner von uns beiden vor Liv zu streiten oder ähnliches. Ich stand auf und zog Aro ebenfalls auf die Beine. Der Vorteil meiner Kämpfergabe: Das Schutzschild war inklusive! Also konnte er jetzt auch nicht meine Gedanken lesen oder meine Erinnerungen. Er war überrascht, als ich ihn dann auch noch in den Arm nahm. Doch auch Aro legte seine Arme um mich und war erleichtert. "Es tut mir wirklich leid Caius!" flüsterte er nochmal. "Schon okay! Ich kann deine Eifersucht verstehen!" schmunzelte ich. "Danke! Wirklich!" hauchte er. Noch eine Weile lagen wir uns so in den Armen. Es muss mit Sicherheit komisch ausgesehen haben, denn es kam nicht oft vor, dass ich jemanden umarmte. Eigentlich war es sehr selten, nur bei Liv rief mein Gedächtnis mich immer und immer wieder dazu auf, dies zu tun...

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