57. Einsicht des Vaters

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... Verstehst du?" "Ja! Bei mir sind die Strenge und die Kontrolle an erster Stelle. Das ist falsch! Es sollte die Liebe sein!"

Liv:
Ein lautes Klopfen und Rufe weckten mich am nächsten Morgen aus meinem seelenruhigen Schlaf. Ich versuchte sie zu ignorieren, doch derjenige war hartnäckiger als gehofft. "MAN JA DU SPACKO!" schrie ich angepisst und fiel halb aus dem Bett. Wütend, aber dennoch verschlafen, riss ich die Tür auf und sah in amüsiert strahlende Augen. "Was wird das wenn's fertig ist?" knurrte ich. "Heute ist Donnerstag Süße. Unterricht!" lachte Caius. Ich stöhnte genervt auf. Das war definitiv nicht das, was ich jetzt brauchte. "Muss das sein? Ich bin noch müde und will weiter schlafen!" jammerte ich und lehnte mich erschöpft an die Tür. "Ja muss sein! Da du den Wecker, wie ich vermute, auf deinem Handy hast, habe ich mich bereit erklärt dich zu wecken. Oder soll ich Aro holen?" fragte er grinsend. "NEIN!" schrie ich. Sein Grinsen wurde breiter, da er genau wusste, dass ich Dads Methoden, mich zu wecken, hasste. "Ich geh mich schnell fertig machen!" gab ich mich geschlagen, nachdem er eingetreten war, und schnappte mir schnell Klamotten zum Anziehen. "Ja klar. Lass dir aber nicht zu viel Zeit, Babe. Sonst muss ich reinkommen und dich holen!" grinste er mich dreckig an. "Träum weiter Caius!" lachte ich und schloss mich im Bad ein. Also dann...

"Ich trete sie auch ein, wenn du dich nicht beeilst!" lachte er und klopfte an die Tür. "MAN JA! EINE SEKUNDE!" schrie ich gestresst und zog mich noch schnell im Rausgehen die schwarze Lederjacke über. "Hübsch, wie immer!" grinste Caius. "Halt die Klappe!" zischte ich, schnappte mir meine Tasche und rannte los. Ein Blick auf meinen Stundenplan und ich verkrampfte mich. Italienisch bei Dad! Wütend über das frühe Aufstehen und den kommenden Tag rannte ich im Westflügel die Treppen nach oben. Bis ich schließlich laut in Dads Klassenzimmer rauschte und mich quasi vor Wut schäumend und knurrend in der letzten Reihe nieder ließ. "Guten Morgen Liv!" rief eine Stimme von vorne. Ich sah nicht auf, denn ich wusste auch so, dass sie meinem Vater gehörte. Hinter mir ging die Tür auf und Caius trat ein. "Caius, was hast du gemacht?" fragte eine andere Stimme vorne. "Sie geweckt!" antwortete Angesprochener schlicht. Mein Bruder schnaubte in Caius Richtung und kam dann zu mir. Er setzte sich neben mich auf einen Stuhl. "Liv, ich hab dich über alles lieb, kleine Schwester!" sagte er plötzlich und zog mich auf seinen Schoß in die Arme. Überrascht sah ich in diese vertrauten Rubine. "Das wird dir viel zu selten gesagt, oder? Das werde ich ändern!" flüsterte er und küsste meine Namenspitze. Ich kicherte leicht und schlang dann meine Arme um ihn. "Ich hab dich auch über alles lieb, Marcus!" flüsterte ich und vergrub mein Gesicht in seinem Anzug. Er schmunzelte, das spürte ich, und strich mir über den Rücken.

Doch Caius schien etwas zu wollen, denn er kam auf uns zu und hockte sich zu mir runter. Immer noch auf dem Schoß und in den Armen meines Bruders, bat dieser mich Caius zuzuhören. Da ich meinen großen Bruder nicht enttäuschen wollte, drehte ich meinen Kopf leicht, sodass ich Caius ins Gesicht sah und auch andersherum.

"Liv, es tut mir Leid!", begann er, "Aber ich musste dich wecken. Und von Aro wolltest du mit Sicherheit nicht geweckt werden, oder?" Zögernd schüttelte ich den Kopf. "Ich weiß, ich war nicht gerade besser als er und hätte es nicht auf die brutale Art machen müssen und das tut mir Leid. Ich hätte sanfter mit dir umgehen sollen! Verzeihst du mir?" fragte er und sah mir hoffnungsvoll in die Augen. Ohne meinen Vater oder Bruder anzuschauen, löste ich mich leicht von Marcus warmer Brust und sah Caius ernst an. Als ich in seinen Augen Reue sah, nickte ich. "Danke Liv. Wirklich! Darf ich dich umarmen?" fragte er sicherheitshalber noch einmal nach. Als Antwort zog ich ihn hoch und schlang meine Arme um ihn. Erleichtert erwiderte er die Geste und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren. "Es tut mir wirklich so Leid, Süße! Das nächste Mal werde ich ganz vorsichtig und sanft sein!" versicherte er mir leise flüsternd ins Ohr, sodass die anderen seine genauen Worte nicht verstanden. Ich nickte und strich durch sein Haar. Er knurrte kurz... ?Erregt? Auf. Was war das? Diese Reaktion ließ mich inne halten. Doch als sich Caius von mir löste, gab er mir einen Wangenkuss, der mich nun komplett aus der Bahn warf. "Danke Babygirl!" raunte er in mein Ohr, sodass nur ich es verstehen konnte. "Lass das nicht zur Gewohnheit werden!" schmunzelte ich mit leicht rosernen Wangen. "Keine Sorge!" lächelte er charmant und zwinkerte mir zu. Ich erwiderte sein Lächeln und setzte mich wieder hin. "Liv?" fragte eine dritte Stimme von der Tafel. Ich schloss meine Augen, um nicht mit meinem Blick zu zeigen, wie nahe mir allein seine verletzte Stimme ging. "Ja?" fragte ich mit brüchig. Auf einem Mal war all die Wut weg. Auf den Tag, auf den Unterricht,... auf Dad! Ich hörte Schritte, die sich von vorne auf mich zu bewegten. Dann ein Stuhlrücken und Seufzen. "Liv, es tut mir Leid! Wirklich! Ich habe gedacht, dass ich alles unter Kontrolle habe. Dass du dich hier ganz leicht eingewöhnen wirst. Und dass du mit den Umstellungen allein ganz gut klar kommst!" begann er direkt vor mir zu erzählen. Ich atmete zitternd, um die Tränen zu verdrängen. "Ich bin davon ausgegangen, dass das leicht wird. Aber dem ist nicht so. Und das war mir zu Anfang und bis vor kurzem auch nicht bewusst!" gestand er und seufzte verzweifelt...

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