22. Zu Verkrampft

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"Genau! Alles ist gut!" flüsterte er mir ins Ohr und streichelte meinen Rücken...

"Ich untersuche jetzt ihr Bein", warnte Marcus Stimme alle vor. Besonders mich! Eigentlich würde ich an die Decke gehen, doch Caius zärtliche und liebevolle Berührungen verursachten ein wohltuendes Kribbeln in meinem Bauch. Es war angenehm. Und so nahm ich nur am Rande war, dass Marcus die Schiene entfernte und sich alles genau ansah...

"Gemeinsam mit ihren Genen war das die perfekte Kombination! Ihr Schienbein ist hervorragend verheilt!" sagte Marcus, als er fertig war. "Kein Wunder, bei dem Vater!" lachte Caius leise. "Was machen wir jetzt mit ihr? Die kommenden Tage darf sie ihre Hände nicht wirklich benutzten. Und ich kann es langsam echt nicht mehr mitansehen, wie sie mich ignoriert!" seufzte die Stimme meines Vaters verzweifelt. "Sie ignoriert dich?" fragten seine Freunde im Chor. "Ja! Euch nicht?" fragte er geschockt. "Ähm nein... Ich denke ihr reicht es, wenn ich mich einfach zu ihr setzte und ihr ab und zu Essen bringe. Ich streichelte sie immer. Das beruhigt sie und sie schläft dadurch gut ein. Aber ignoriert hat sie mich nicht!" sagte Caius. "Ich setzte mich zu ihr aufs Bett...", murmelte Marcus. "Und weiter?" fragte mein Vater. "Ich erinnere mich an Dydime. Dann sehe ich sie an und sie sieht zurück... Bis wir beide anfangen zu weinen. Ich trocken, da ich ja nicht weinen kann, aber über ihr Gesicht strömen Tränen. Ich breite meine Arme aus und sie kommt zu mir. Wir weinen und liegen uns gegenseitig in den Armen... Bis wir uns beruhigt haben!" erklärte Marcus leise und ziemlich langsam. Ich spürte die ungläubigen Gesichter der anderen beiden, die mit offenem Mund Marcus anschauten.

"Sie weint mit dir zusammen? Ihr kuschelt miteinander? Sie kommt freiwillig zu dir?" fragte mein Vater ihn geschockt. "Hm", flüsterte er. "Was um Himmels Willen mache ich falsch, dass sie mich ignoriert und mich nicht an sie ran lässt?" fragte Vater verzweifelt. Wow, das war doch mal eine Stimmungsschwankung! "Ich glaube sie muss sich erst daran gewöhnen. Sie hat dich nie gehabt. Du bist neu und das muss sie erst akzeptieren. Und sie muss im Moment so viel verkraften, dass es kein Wunder ist, wenn sie Ruhe braucht...", erklärte Marcus. "Und du bist zu... Zu... Wie soll ich das sagen? Verkrampft? Ja, du bist zu verkrampft. Wenn es für dich schon neu ist, dann ist es das für sie umso mehr. Und wenn du verkrampft bist, dann ist sie das umso mehr. Entspann dich und werde lockerer. Du wirst sehen, dann lässt sie mehr zu!" erklärten Marcus und Caius meinem Vater. Ich wurde immer müder, sodass der Halbschlaf gleich enden würde. Ich kuschelte mich noch näher an Caius Körper. "Ich bin hier Kleine!" flüsterte er. "Ich bin nicht klein!" murmelte ich und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. "Für mich schon!" lachte Caius leicht. Ich spürte, wie Vater und Marcus schmunzelten, bevor ich in die Traumwelt glitt...

"...-wir müssen noch das Training vorbereiten. Oder hast du das schon gemacht?" fragte eine Stimme. Mein Vater. Ich wurde ganz langsam wach und bekam immer mehr des Gespräches mit. "Ich hab mir schon einen Plan überlegt. Also was ich mache. Aber du meintest, dass du auch noch andere Sachen nimmst?" fragte Caius Stimme neben mir. Etwas berührte meine Nase und kitzelten diese. Ich musste laut Niesen, wodurch ich endgültig wach war. Ich setzte mich verschlafen auf und rieb mir meine Augen. "Hier!" sagte Marcus sanft und kniete vor mir. In der Hand, welche er mir ausstreckte, hielt er ein sauberes Taschentuch. "Danke", nuschelte ich schlaftrunken, aber freundlich, und schnaubte mir mit seinem Taschentuch die Nase. Das war echt nötig.

Ich sah mich um und erblickte ich meinen Vater. Er stand dort und sah mich nachdenklich an. Doch so schnell, wie ich ihn ansah, wendete ich meinen Blick schon wieder von ihm. "Hast du heute schon was vor?" fragte Caius und setzte sich nun auch auf. "Ja!" antwortete ich knapp. "Und was Liv?" fragte mein Vater skeptisch. "Ich höre Musik!" erklärte ich und schaute auf meine Hände. Sie waren immer noch ihn dicke Verbände gepackt. "Liv, ich meine was Ordentliches?!" sagte er. "Musik hören ist ordentlich!" zischte ich und funkelte ihn böse an...

Mein Körper entspannte sich wieder, als Caius mir über den Rücken strich. "Ich meine das nicht böse, Liebling!" versuchte es mein Vater. "Ach das wäre mir neu!" knurrte ich ihn unmenschlich an. "Liv, ich meine es wirklich nicht böse!" "Ich denke ich gehe", murmelte ich und stand auf. Marcus stützte mich etwas, da ich schwankte. "Danke. Kommst du später zu mir?" fragte ich ihn. "Na klar!" flüsterte er und küsste meinen Scheitel. "Danke,... Bruder!" flüsterte ich und verließ den Raum. Keine Ahnung woher der Mut kam, aber er war da. Und es fühlte sich gut an. Richtig gut! Marcus hatte sich von der ersten Minute um mich gesorgt und sich in mich hineinversetzt. Er hatte verstanden, wenn ich Ruhe und Zeit für mich brauchte. Und er fühlte mit mir und ich mit ihm. Das allein reichte schon aus. Doch da gab es noch unzählige andere Dinge. Marcus verhielt sich wie mein großer Bruder... Das gefiel mir!

Ich lief durch die Gänge, bis ich auf Mini-Hulk traf. "Liv was machst du hier?" fragte er verwundert. "Mich langweilen. Machst du was mit mir Mini-Hulk?" fragte ich bettelnd. "Mini-Hulk?" fragte er verwundert. "Ja. Weil du so groß und stark, wie der unglaubliche Hulk bist!" erklärte ich. "Na dann. Aber nenn mich bitte Felix. An was hast du gedacht? Du darfst dich nicht überanstrengen oder was mit deinen Händen machen. Wenn du möchtest überlegen wir bei einem Spaziergang, was wir machen", bot er mir grübelnd an. Ich nickte und wir gingen nach draußen, die Wege durch das riesige Gelände entlang. "Woher weißt du das Felix?" fragte ich...

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