53. Bei deinem Namen

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Ich schlug und schrie meine ganze Wut an einem Boxsack heraus. Immer schneller. Immer härter. Immer lauter. Immer wütender...

Caius:
Irgendetwas stimmt hier nicht. Es lag so eine komische Anspannung in der Luft, die sich bestätigte, als Liv kam. Sehr schnell und noch vor Beginn des Unterrichts zog sie sich an und betrat die Halle. Doch nicht mit einem Lächeln, wie ich es erwartet hätte, sondern mit einem wutverzerrten Gesicht. Ich wünschte ihr einen guten Morgen und fragte, ob alles in Ordnung sei. Sie hörte mich gar nicht, sondern ging zu den Boxsäcken, die ich eben aufgegangen hatte. Kaum war sie da begann sie auch schon auf den Ersten einzuschlagen. Ihre Schläge wurden immer fester und härter und nun verließen auch Wutschreie ihre Kehle. Ich stand die ganze Zeit wie versteinert daneben. Sie machte die ersten beiden Stunden komplett durch und ignorierte auch die Zeit zum Frühstücken. Liv zitterte richtig vor Wut und schrie immer lauter. Dazu kamen noch vereinzelte Tränen, die ihren Weg fanden. Skeptisch und zunehmend besorgte musterte ich sie. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als sie ein letztes Mal auf den allerletzten Boxsack am Ende der dritten Stunde einschlug und dieser demoliert zu Boden fiel. Liv bebte vor Wut und ihr Brustkorb hebt und senkte sich unnormal schnell. Als sie auf meine Rufe nicht reagierte ging ich auf sie zu. Doch noch auf halber Strecke, knicken ihre Knie ein und sie sackte auf die Matten des Hallenbodens. Bei mir brannten die Sicherungen durch und ich rannte in Vampirspeed zu ihr. Ich setzte mich zu ihr und zog sie auf meinen Schoß, in meine Arme. Sie schrie und schlug um sich, versuchte sich von mir wegzudrücken, doch ich ließ das nicht zu. Ich wusste, was sie jetzt brauchte und das war definitiv nicht das, was sie gerade andeutete. "Schschsch! Liv alles wird gut! Ich bin es, Caius! Alles wird gut! Ich bin hier! Ich bin bei dir, Prinzessin!" sagte ich, als sie immer noch nicht aufhörte. Doch als ich meinen Namen nannte, wurden ihre Entwindungsversuche weniger, bis sie es ganz aufgab. Ihre Wut wandelte sich in Trauer um und so liefen ganze Ströme der salzigen Flüssigkeit über ihrer wunderschönen Wangen. "Schsch! Liv alles wird gut! Du bist in Sicherheit! Ich bin bei dir! Alles in Ordnung! Ich bin da!" Ich redete ununterbrochen auf sie ein und hielt sie fest in meinen Armen. Sie hatte keine Chance hier rauszukommen, was sie im Moment auch nicht vorhatte. Denn aus dem Umherschlagen wurde ein Festkrallen. An meinem Oberteil! Ich genoss das Gefühl, dass sie mich brauchte. Das Gefühl, dass ich für sie wichtig war! Doch als mir wieder bewusst wurde, dass es ihr schlecht ging, wurde ich in die knallharte Realität zurückgezogen. Ich redete weiter auf meinen weinenden Engel ein und begann ihren Rücken zu streicheln. Wenn Aro sie damit immer entspannt und beruhigt, dann krieg ich das auch hin. Und wirklich: kaum hatte ich das erste Mal ihren Rücken umrundet, lockerte sich ihre Muskeln ein Stück und sie drückte sich enger an mich. "Liv, alles wird gut! Ich bin bei dir! Ich halte und beschütze dich!" Immer wieder wiederholte ich diese Worte und strich ihr sanft über den Rücken. Ab und zu küsste ich zärtlich ihre Stirn, ihren Kopf oder auch ihre Wange und jedes Mal entspannte sie sich ein Stück mehr. Ich hörte selbst nicht auf, als sie nur noch erschöpft und schluchzend in meinen Armen lag. Sie hatte ihren Kopf in meiner Brust versteckt und sich fest an T-Shirt gekrallt...

Auch ein Klopfen unterbrach mein Vorhaben nicht. Die Tür öffnete sich und ich hob lediglich meinen Kopf. Als ich Marcus und Aro sah, und entdeckte, dass Aro alles andere als froh aussah, wusste ich, warum mein kleiner Engel weinte. Der Grund war ihr Vater. Wütend funkelte ich diesen an. "Caius können wir mit dir und ihr reden?" fragte Marcus vorsichtig. "Vergesst es!" knurrte ich und redete weiter auf meine kleine Prinzessin ein. "Caius bitte!" flehte ihr Vater mich am. "Aro, du übertreibst es jedes Mal wieder. Und jedes Mal wird es ein Ticken schlimmer. Hast du dir eigentlich schon mal Gedanken gemacht, geschweige denn überlegt?" knurrte ich ihn an. "Rede nicht in diesem Ton mit mi-" Ich unterbrach ihn: "Und da ist es wieder. Überleg vorher, was du sagst! Es kann sein, dass du mit diesem oder noch anderen Tönen Menschen, die dir vielleicht wichtig sind, verschreckt oder gar verletzt!" Seine Augen würden größer. "Caius hat leider Recht. Aber das haben wir eben schon besprochen. Wann macht ihr Feierabend?" fragte Marcus mich. "Es ist jetzt die fünfte Stunde. Es lohnt sich eh nicht mehr weiter zu machen. Dazu ist sie nicht mehr im Stande. Sowohl seelisch, als auch körperlich nicht. Die Boxsäcke waren mehr als ausreichend!" erklärte ich ihm. "Einverstanden. Am besten bleibst du noch etwas bei ihr und passt auf sie auf. Ich rede noch einmal mit Aro und dann können wir ja morgen im Unterricht mit ihr reden!" stimmte mir Marcus zu. Ich nickte und funkelte Aro wieder böse an. "Es tut mir Leid!" begann er und wollte auf Liv zugehen. "Vergiss es! Heute kommst du nicht mehr an sie ran!" zischte ich bedrohlich. "Caius!" schluchzte Liv und sofort war ich wieder bei ihr. "Ja alles wird gut! Ich bin hier Kleine! Ich bin da, Liv!" versicherte ich ihr und redete weiter auf sie ein. "Liv, es tut mir leid!" schluchzte Aro trocken und ließ sich dann von Marcus nach draußen ziehen. Es war besser so!

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