31. Unsicherheit

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"Einverstanden!" nickte ich. "Siehst du! Alles gut!" flüsterte er und strich mir über die Wange...

Ich verbrachte den Rest des Tages und die kommenden zwei Tage nur in der Bibliothek. Ich schlief dort und trank und aß kaum. Zu spannend waren die Bücher. Sie fesselten mich. Ab und zu schauten mein Vater, Marcus oder Caius nach mir, aber dass nahm ich nur am Rande war. Denn jedes Buch war ein Meisterwerk der Literatur! ...

Aro:
Ich musste sie jetzt fragen. Auch, wenn sie die Bücher zu sehr fesseln. Aber wenn sie zu der Beerdigung möchte, dann müssten wir morgen in aller Frühe schon los fahren. Denn die Beerdigung war am späten Nachmittag, um 17.00 Uhr. "Aro wann willst du sie fragen?" erkundigte sich Marcus. "Ich habe gerade einen Kampf mit mir selbst!" seufzte ich. "Wann hast du das nicht?" fragte Caius grinsend. "Hahaha!" gab ich ironisch zurück. Caius lachte. Marcus sagte schmunzelnd: "Je früher desto besser. Ich meine ihr müsstet morgen in aller Früh schon los, also solltest du sie noch heute Fragen!" "Aber sie ist im Moment so glücklich!" wisperte ich verzweifelt. Ich wollte ihr die Freude nicht wegnehmen. "Aro, sie versteckt die Trauer hinter einer Mauer und verdrängt sie. Das ist nicht gut. Sie muss die Möglichkeit bekommen sich richtig von ihrer Mutter zu Verabschieden. Es zerstört sie sonst!" erklärte Marcus mir. Ich riss meine Augen auf und schaute ihn panisch an. "Das darf nicht passieren! Dann verliere ich sie!" rief ich und man hörte deutlich heraus, dass ich Angst um meine einzige, zurück gewonnene Tochter hatte. "Und warum fragst du sie dann jetzt nicht?" fragte er mit hochgezogen Augenbrauen. "Es ist 21.00 Uhr. Ich glaube sie schläft. Lesen ist anstrengend!" flüsterte ich besorgt. "Ja, aber sie ist vor mehr als 4 Stunden schon eingeschlafen. Über einem Buch der griechischen Mythologie. Geschmack hat sie, dass muss ich ihr lassen. Aber was ich eigentlich damit sagen wollte: Aro sie muss gleich aufwachen, wenn sie es nicht schon längst ist!" erläuterte Caius. Mit großen Augen sah ich ihn an. "Woher weißt du das?" fragte ich ihn fassungslos. "Was denkst du, was ich in meiner Freizeit mache? Ich war die letzten 7 Stunden in der Bibliothek und habe ihr zugesehen... Sie wurde müde und ist dann über dem eben erwähnten Buch eingeschlafen. Ich konnte nicht anders, als sie im Schlaf beobachten. Sie ist so süß!" schwärmte er. Meine Fassungslosigkeit steigerte sich. "Du hast sie beobachtet?" rief ich. "Ja, aber ich bin ihr nicht zu nahe gekommen. Ich habe es aus der Ferne getan. Sie wusste, dass ich da war. Und es hat sie nicht gestört. Also alles im grünen Bereich!" schmunzelte er. Ich beruhigte mich wieder. Denn bei Caius Lust war ich mir nie sicher. Doch dann starrte er verträumt auf einen Fleck und schwebte im siebten Himmel...

"Durch die Bücher hat sie Schlafstörungen bekommen und schläft unregelmäßig!" erklärte Marcus und riss mich dadurch von Caius verträumter Gestalt los. "Das ist schlecht. Sehr schlecht. Aber ich denke, dass wir das nach der Beerdigung erledigen sollten. Sonst ist es für sie zu viel auf einmal. Verstehst du?" fragte ich ihn. Er nickte und sagte: "Ich stimme dir zu. Und deswegen gehst du jetzt zu ihr und fragst sie!" bestimmte er. Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare. "Was ist wenn sie mich ignoriert? Was ist wenn sie zu sehr in das Buch vertieft ist, dass sie mich gar nicht wahr nimmt?" fragte ich ihn und man hörte deutlich meine Sorge und Zweifel. "Du schaffst das! Du bist ihr Vater und euer Verhältnis hat sich in den letzten 3 Tagen so gut verbessert, dass sie dich niemals ignorieren würde". "Sicher?" fragte ich. "Wenn doch, dann tut sie nur so. Also hört dir aufmerksam zu, aber tut so, als wenn sie liest. Vertrau mir!" redete mir Marcus Mut zu. Ich atmete tief durch, was ab und zu wirklich hilfreich war. "OK... Ich schaff das... Ich geh jetzt zu ihr!" sagte ich zu mir selbst. "Genau. Falls du Hilfe brauchst, bring sie her!" sagte Marcus. Ich nickte und erhob mich von meinem Thron. "Auf geht's!" rief ich und ging los...

In der Bibliothek angekommen hörte ich den regelmäßigen Herzschlag meiner Tochter. Sie war im hinteren Teil des großen Labyrinthes. Doch was ich dort sah, machte es mir nicht gerade leicht ernst zu bleiben. Denn Liv saß in einem Sessel mit einem Buch über... Griechische Mythologie in der Hand. Sie war aber keineswegs wach, sondern schlief. Und das sah unglaublich süß aus. Ich setzte mich auf die Couch ihr gegenüber und musterte sie. Ich musste zugeben, dass Caius Recht hatte. Es war amüsant ihr beim Schlafen zu zusehen. Aber dennoch konnte ich es nicht fassen, was Marcus mir mit seiner Gabe gezeigt hatte...

Ich wurde aus meinen Gedankengängen gerissen, weil sie sich langsam bewegte. Sie schien offenbar wach zu werden...

"Hey,... Na?" fragte ich sie liebevoll. Liv rieb sich wie ein Kleinkind müde den Schlaf aus den Augen. "Was machst du denn hier?" fragte sie nuschelnd. "Ich wollte nach dir sehen!" sagte ich, denn gelogen war es nicht. Sie gab gähnend ein "A-ha!" von sich. Doch als sie Anstalten machte sich wieder dem Buch zu widmen, räusperte ich mich erkennbar. Sie hielt in ihrer Bewegung inne und überlegte. Doch anstatt weiter zu lesen, drehte sie ihren Kopf ganz langsam in meine Richtung. Skeptisch sah sie mich an und wartete...

"Und ich möchte kurz mit dir reden!" sagte ich. "Ich hab keine Lust auf Reden!" brummte sie und begann wirklich zu lesen. Ich überwand mich, was mich wirklich viel Mut kostete, und flüsterte: "Es geht um deine Mutter!"...

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