They don't know about us

XLIII. If I could fly

Long time no see😇
Viel Spaß!😋
***
I've got scars
Even though they can't always be seen
(If I could fly – One Direction)

Ich wusste nicht, warum ich Veronica meine Geschichte mit Harry erzählte, aber ich hatte das Gefühl ihr vertrauen zu können. Eigentlich hätte ich nicht so leichtsinnig sein sollen und einer Wildfremden etwas derart Persönliches über mich anzuvertrauen, aber jetzt war es ohnehin zu spät. Außerdem sparte ich mir so eine Menge Kohle für Therapiekosten.
Zwischendurch erzählte sie mir, dass ich ihr vertrauen konnte. Es hörte sich nach einem Standartspruch an, aber ich glaubte ihr. Erst recht, nachdem sie mir ihren vollen Namen, Veronica Anne Perez, gesagt hatte. In Australien war sie ein ziemlich gefragtes Model und gerade dabei, ein großer Stern am Promihimmel zu werden. Also kannte sie sich mit dem Business aus und wusste, wie wichtig Privatsphäre war. Ich hätte echt in der Tinte gesessen, wenn sie eine versteckte Klatschreporterin gewesen wäre.

Meine neue Bekanntschaft hörte mir zu und unterbrach mich nicht. Sie nickte hier und da und gab auch mal ein Raunen von sich, zum Zeichen, dass sie mir folgen konnte und noch dabei war.

Als ich meinen Monolog beendet hatte und sie erwartungsvoll anschaute, blies sie die Backen auf und fuhr sich durch den Scheitel.

„Puh, so etwas hört man auch nicht alle Tage.", resümierte sie schließlich ungläubig.

„Was denkst du?", hakte ich nach, als sie weiterhin ihre Gedanken für sich behielt und ich es nicht mehr ausheilt, still und leise daneben zu sitzen. Oder viel mehr gegenüber.

„Ich denke...", fing sie an und kratzte sich nachdenklich am Kinn. „... bei euch ist es ziemlich verfahren."

„Erzähl mir was neues.", grummelte ich sarkastisch und verdrehte die Augen.

„Wenigstens redet ihr miteinander und schweigt euch nicht zu Tode an. Ihr geht damit um, das ist schon mal ein Anfang."

„So weit war ich auch schon. Aber was sollen wir jetzt machen?" Es war eines der wenigen Male, in denen ich wirklich um Hilfe bat, anstatt es mit mir selbst auszumachen oder, dass mir jemand, meine Schwester zum Beispiel oder Bree, seine Meinung einfach ungefragt aufquatschte.

„Das müsst ihr zwei miteinander ausmachen. Ich kann euch da nicht reinreden.", antwortete sie zerknirscht. „Du solltest dir darüber klar werden, was du willst und wie du dir eure weitere Beziehung vorstellst."

„Als ob das so einfach wäre.", schmollte ich und schob unschlüssig die Unterlippe nach vorn. Ich dachte einen Moment nach und schaute dann mit schief gelegtem Kopf zu Veronica. „Woher wusstest du, was mit mir los ist?"

„Ich habe eine gute Menschenkenntnis, das ist alles.", eröffnete sie und lächelte mich entschuldigend an. „Du machst das komplette Beautyprogramm, bist allein hier und ich sehe dir an, dass du geweint hast. Alles Hinweise auf ein gebrochenes Herz."

„Sehe ich wirklich so schlimm aus?"

„Es geht, seitdem du vorhin kurz untergetaucht bist, hat sich dein Vogelnest geglättet und das Spa hat sein Übrigens getan."

„Oh, danke. Wirklich lieb von dir." Schon wieder Sarkasmus.

Sie lachte leise und enthielt sich einer Antwort.

Veronicas Gesellschaft hatte mich gut abgelenkt. Meine Gedanken rasten zwar immer noch wie eine Achterbahn, aber ich hatte das Gefühl, etwas klarer zu sehen.

Harry hatte ich den ganzen Tag nicht gesehen und nach meinem Whirlpool Gespräch mit Veronica, gingen wir beide noch zusammen shoppen. Eigentlich hasste ich das wie die Pest, aber während ich ihre Kleiderauswahl beurteilte, schüttelte sie fortwährend ihren Kopf, als ich sie danach in sämtliche Buchläden schleppte und mir den einen oder anderen Wälzer kaufte, anstatt ebenfalls meine Garderobe zu erweitern. Es wurde langsam mal wieder Zeit, in eine andere Realität abzutauchen. Dort schien alles so viel leichter als in meinem eigenen Chaos, das sich Leben schimpfte.