LXXXIV. Sign of the times

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Lang, lang ists her! Ich weiß, ich habe mich eine ganze Weile nicht blicken lassen. In der Zeit, in der ich weg war, sind einige Schicksalschläge passiert, die mich aus der Bahn geworden haben.

Ich bemühe mich, jetzt wieder regelmäßig zu posten.

Herzliche Grüße

Ladychaos96

***
Why are we always stuck in running from the bullets?
(Sign of the times – Harry Styles)

Neben mir hörte ich ein überraschtes Keuchen. Mein Blick drehte sich nach rechts, wo meine Mutter meinen Gesichtsausdruck exakt spiegelte.
Wir tauschten unsere Blätter mechanisch und warfen einen Blick darauf. In meinen Händen lag eine offizielle Vaterschaftsurkunde.
Was zum...?
...stimmt zu 99,9% überein...

Der Spender der DNA-Probe wurde mit keinem Wort erwähnt. Hatte Mike herausgefunden, dass seine Eltern nicht blutsverwandt waren und hatte auf eigene Faust Nachforschungen angestellt?

Langsam schaute ich von den Formular auf, fand Harrys Blick und konnte nur ungläubig den Kopf schütteln. Er gab mir einen anderen Zettel, es war ein rausgerissenes Blatt aus einem Karoblock, deren winzige Kästchen auf dem alten, ehemals weißen und nun eher gelblichen Blatt kaum noch zu sehen waren.

In meinen Händen hielt ich einen der beiden Briefe. Es war der in Schönschrift verfasste, aufgrund der Sorgsamkeit und mit Vorliebe für Schnörkel geschriebenen Buchstaben stammte dieses Schriftstück vermutlich aus der Feder einer Frau.

Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Harry sich zu mir vorbeugte um über meiner Schulter mitzulesen. Sein Kinn legte er auf meiner Schulter ab, die Wärme, die von ihm ausging schenkte mir Trost und Kraft.

Ich kann das Baby nicht behalten, wir sind nicht zusammen und die Schwangerschaft ist aus einer Affäre ohne Zukunft entstanden. Du weißt, dass mein Mann sofort wissen würde, dass das Kind nicht von ihm ist, weil er keine Kinder zeugen kann. Ich bereue nicht, was zwischen uns passiert ist, aber unsere Affäre ist vorbei, ich muss mich um Heath kümmern. Mir ist bewusst, dass ich dich damit überrumple, aber es ist besser, das Pflaster mit einem Ruck abzuziehen, damit der Schmerz schnell vergeht.

Bitte ruf mich nie wieder an und komm auch nicht mehr vorbei, das würde es unnötig kompliziert machen.

Unsere Zeit war schön, aber sie gehört nun der Vergangenheit an.

Ich will nicht, dass du das Baby nach der Geburt siehst, damit du keine Bindung aufbauen kannst. So ist es leichter.

Danke für alles.

In Liebe,

E.

Puh...

Ich las den Brief ein zweites Mal. Und auch nach dem dritten Lesen versuchte ich die Frau, die diesen Brief geschrieben und abgeschickt hatte, mit der scheinbar gleichen Frau zu vergleichen, die ich seit meiner Kindheit kannte. Es war schwer zu begreifen, dass das ein und die selbe Frau war. Nie hätte ich gedacht, dass die schroffe und doch liebevolle Evelyn ihr eigenes Baby, ihr Fleisch und Blut, einfach abgeben konnte. Dass sie ihren kranken Ehemann betrogen, ihm die Affäre verschwiegen und uns allen weißgemacht hatte, sie hätte eine Fehlgeburt erlitten. Heaths Krankheit war zu dem Zeitpunkt noch nicht so weit fortgeschritten, dass gemeinsame, leibliche Kinder durchaus im Bereich des Möglichen gelegen hätten. Also war die Rehaklinik, in der Eve gewesen war, nicht, um ihren Verlust zu verarbeiten, sondern um unbemerkt ihr Kuckuckskind auszutragen und dann zu anderen Eltern abzuschieben, die sich mehr als alles andere ein Baby wünschten.

Ich gab mir Mühe, die Zusammenhänge zu begreifen, auch wenn mir gerade unendlich viele Fragezeichen auf der Stirn standen. Harry schien es wohl ebenso zu gehen, denn er gab ein hohles „Huh" von sich und kratzte sich am Kinn, welches er kurzzeitig von meiner Schulter gehoben hatte.

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