LXXI. Never Enough

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Moin, allerseits!
Der heutige Song erinnert mich jedes Mal so an McLeod's Töchter😍 Ich hab diese Serie geliebt!
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You burn like fire
You burn like ice
Your heart tears, your heart tears
You be strong and hold it in
But your heart still cares
(Never enough – Rebecca Lavelle)

Lady lebt!
Das war der erste Gedanke, der mir nach dem Lesen durch den Kopf schoss, zusammen mit einer kleinen Fontäne der Erleichterung, die die Bestürzung für einen winzigen Moment überschattete.

Meine süße Stute war zwar immer noch in Gefahr, aber zumindest wurde sie nicht schlecht behandelt und es ging ihr gut. Es musste ja nicht heißen, dass das Mikes Verdienst war.

In dem kleinen Umschlag den ich geöffnet hatte, war neben einer Nachricht auf einem Stück Papier auch ein kleiner Datenstick dabei, den ich sogleich an meinen Laptop angeschlossen und durchgecheckt hatte. Es war genau ein Foto und ein Video darauf, beide zeigten Lady, in einem improvisierten Paddock stehend, in guter Verfassung. Nur das war mir vorerst wichtig, alles andere würde sich regeln. Ich schielte zu dem grünen Umschlag mit der Nachricht, die ich in den letzten zehn Minuten nicht mehr angeschaut hatte. Musste ich auch gar nicht, ich kannte den Inhalt bereits Wort für Wort auswendig.

Hast du mich vermisst, Süße?
Triff mich übermorgen. Bath Road 1, Colnbrook.
Komm allein.
Wäre doch schade um deinen kostbaren Klepper.
M.

In meinem Inneren lieferten sich meine Gefühle einen heftigen Faustkampf um die Vorherrschaft. Einerseits herrschte da diese sengende Wut in mir, die kochend heiß vor sich hin schwappte und scheinbar alles daran setzte, so viele aufgebrachte wie möglich zu versengen, wie sie erreichen konnte.

Andererseits war da diese Eiseskälte, die sich fast mühelos gegen die Hitze der Wut aufzubäumen schien und die feuerheißen Teile zu vereisen schien. Die Wut wollte das jedoch nicht auf sich sitzen lassen und ihr Territorium zurückerlangen, doch das Eis blieb hartnäckig, sodass die beiden Emotionen mein Gehirn komplett überforderten und es gar nicht wusste, welchen Gedanken es zuerst denken sollte.

Nachdem ich mich etwas abgeregt und meine Familie aus meinem Zimmer beordert hatte, zog ich mich um und nahm dann meine Autoschlüssel von der Kommode neben meinem Schreibtisch.

„Ich fahre zu Rocks um ihm die frohe Kunde zu überbringen.", rief ich sarkastisch im Gehen über meine Schulter. Ich war schon halb durch die Haustür verschwunden, da ertönte die besorgte Stimme meiner Mutter aus der Küche.
„Soll ich nicht lieber mitfahren? Du bist ziemlich aufgewühlt." Ihr brauner Haarschopf schob sich um die Ecke und ihr besorgter Blick heftete sich auf mich.

„Brauchst du nicht, mir geht es gut." Ich versuchte sie anzulächeln, scheiterte und zog bloß meinen linken Mundwinkel ein Stück nach oben, sodass es mehr nach Grimasse als nach Lächeln aussah.

„Ich fahre mit dir." Harry, der bisher nur stiller Zuhörer gewesen und im Gang Richtung Wohnzimmer gestanden hatte, machte sich jetzt bemerkbar. Auf mich zu schlendernd und mit einem Blick, der keine Widerrede duldete, überreichte ich ihm ohne zu protestieren meine Autoschlüssel. Nach sechs Jahren Freundschaft Harry kannte mich in und auswendig, er wusste, dass ich ihn insgeheim dabeihaben wollte. Also hatte ich das Theater gleich bleiben lassen und die Kontrolle guten Gewissens in die Hände meines Freundes gelegt, welcher mir diese nur zu gern abnahm. Er war einfach ein einzigartiger Mensch.
Ich folgte ihm zur Garage, wo mein schwarzer Audi geduldig auf mich wartete.

„Nein, auf gar keinen Fall!", protestierte ich entschieden. „Keine Polizei!"

Seit nunmehr einer Dreiviertelstunde diskutierten Detecive Rocks und ich uns die Münder fusselig um unsere jeweiligen Standpunkte deutlich zu machen. Das hatten wir beide zwar schon mehrfach getan, das Problem an der Sache war jedoch, dass diese in die komplett gegenteilige Richtung abzielten. Weil ich Angst um meine Stute hatte, wollte ich unter keinen Umständen irgendeine Art von Begleitschutz riskieren, weder offensichtlich noch im Verborgenen. Rocks hingegen war um meine Sicherheit besorgt, Harry war in diesem Punkt auf seiner Seite und verlangte eine mindestens dreiköpfige Unterstützung, die im Notfall einspringen konnte.

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