4. Hamburg

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Beschwingt kam Jonna am Donnerstagabend nach Hause, die Bandprobe war toll gewesen, sie hatten zwei neue Lieder geprobt und zum Schluss noch ein wenig improvisiert. Nächste Woche würden sie ein Probenwochenende einlegen um dann hoffentlich am Sonntag im Gottesdienst zu glänzen. Im Hausflur traf sie auf Patrick, seit Sonntag hatten sie sich nicht mehr gesehen, sie hatte fast das Gefühl, er würde ihr aus dem Weg gehen.

„N'abend!", grüßte sie freundlich, dann fiel ihr Blick auf seine Füße, die in geringelten Zehensocken und Birkenstocksandalen steckten. Kurz wollte sie laut losprusten, doch dann widerstand sie dem Drang und kniff die Lippen zusammen.

„Hi!", murmelte er und drückte sich mit seiner Mülltüte an ihr vorbei. Jonna schloss ihre Wohnung auf und verstaute ihre Gitarre im Wohnzimmer. Sie hatte den Rucksack für das Wochenende mit Basti bereits gepackt, ihre Kollegin hatte den Dienst mit ihr getauscht, so dass sie morgen schon um 13°°Uhr Feierabend hatte und somit wäre sie schon am frühen Nachmittag in Hamburg. Mit dem Zug war man in zwei Stunden da, eigentlich war es überhaupt gar kein Drama, andere pendelten regelmäßig nach Hamburg zur Arbeit, sie wusste nicht, warum sie sich immer so scheute.

Sie genoss die zwei Stunden im Zug, hatte endlich wieder Zeit ausgiebig zu lesen und Musik zu hören. In Hamburg am Bahnhof erwartete Basti sie schon ungeduldig. Sie fiel ihm lachend in die Arme und in dem Moment waren all die blöden Gefühle der letzten Tage verflogen, sie freute sich einfach nur, wieder bei ihm zu sein. Auch er schien sich ehrlich zu freuen und fragte sie nach ihrer Woche, der Bandprobe und sogar nach ihren Großeltern.

„Ich habe uns für heute Abend einen Tisch beim Inder reserviert, ich hoffe das ist okay."

Sie grinste, sie liebte indisches Essen und war mehr als begeistert.

Kaum dass die Tür zu seiner kleinen Studiowohnung zugefallen war grinste er sie erwartungsvoll an und lies seine Hände unter ihren Pulli gleiten.

„Ich habe dich wirklich, wirklich vermisst!", murmelte er und knabberte vorsichtig an ihrem Ohrläppchen, so dass Jonna leise seufzte.

Als sie sich am späten Nachmittag in Bastis Arm kuschelte und seinem regelmäßigen Atem lauschte war sie sich sicher ihn doch vermisst zu haben, die Zeit ohne ihn war schon hart. Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass sie ihn demnächst wecken werden müsste, aber erst würde sie duschen gehen.

Sie war erleichtert dass sie daran gedacht hatte, etwas schickere Klamotten in den Koffer zu packen und so stand sie zwanzig Minuten später in schwarzen Jeans und einem engen Top am Bett um Basti zu wecken.

Beim Essen fragte sie ihn nach neuen Freunden, vermied es aber den Namen Lisa in den Mund zu nehmen, irgendwie war ihr immer noch nicht wohl bei dem Gedanken, dass er mit einer fremden Frau ausgegangen war.

„Die Kollegen sind einfach super! Ich gehe mit einigen regelmäßig ins Fitnessstudio und am Wochenende sind wir oft in den Clubs unterwegs. Hamburg ist einfach genial, an jeder Ecke ist etwas los und egal wo man landet es gibt immer eine Party. Letzten Freitag zum Beispiel, da waren wir bis halb sechs unterwegs, Lisa hatte eine VIP Einladung zu irgend Promi Party, das war schon cool!"

Und da war es wieder, das komische Grummeln in Jonnas Magengegend und das Gefühl hier fehl am Platz zu sein. Sie hatte Clubs und Discos noch nie etwas abgewinnen können, sie waren ihr zu laut, es waren zu viele Menschen dort, sie hasste es vor fremden Menschen zu tanzen und wurde dann ganz still und zog sich zurück. Sie hatte eigentlich immer gedacht, dass Basti es ähnlich sehen würde, aber anscheinend mauserte er sich in Hamburg zum Partyhasen.

Einen Moment hatte sie Angst dass er sie fragen würde, ob sie morgen Abend mit ihm um die Häuser ziehen würde, aber zum Glück blieb die Frage aus.

Nachbarn die bellen beißen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt