40. Shopping

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„Weiß?", zweifelnd sah Patrick auf das Farbmuster in Jonnas Hand.

„Das ist nicht weiß, das ist Ecru!", genervt schüttelte Jonna den Kopf. Seit Stunden waren sie im Baumarkt, auf der Suche nach Farben und Tapeten und noch zeichnete sich keine Einigung ab.

Kritisch hielt Patrick den Papierstreifen ins Licht und kniff die Augen zusammen, dann schüttelte er genervt den Kopf. „Sorry Jonna, das ist weiß."

Genervt schnaubte sie und er meinte ein leises „Männer!", vernommen zu haben. Er hatte definitiv unterschätzt wie anstrengend es war mit einer Frau ein Haus einzurichten, mit einer schwangeren Frau mitten im Nestbautrieb. Jonna hatte ganz klare Vorstellungen wie das Haus eingerichtet werden sollte, aber entweder fand sie nicht das Passende oder er legte sein Veto ein. Ein rosafarbenes Kinderzimmer kam ihm buchstäblich nicht ins Haus und er wusste, dass Jonna genauso denken würde, sobald die Hormone wieder normal funktionieren würden.

„Patrick? Hallo? Hörst du mir zu?"

Er hatte natürlich nicht zugehört, aber das zuzugeben wäre einem Todesurteil gleich gekommen. „Äh... Ja, was denn?"

„Was hältst du von einer farbigen Wand hinter dem Sofa? Der Rest des Wohnzimmers in Ecru?", sie betonte das letzte Wort extrem langsam, als wolle sie einem Kleinkind etwas erklären.

„Und an welche Farbe denkst du?", er steckte seufzend seine Hände in die Hosentaschen, er hätte doch auf den Urlaub bestehen sollen. Eigentlich wollte er mit Jonna vor der Geburt noch etwas ausspannen, in den Süden fliegen, vielleicht die Malediven, er träumte schon lange von einem Urlaub dort. Leider hatte Jonna ihn recht schnell aus seinen Träumereien herausgerissen und ihn auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Sie hatten grade ein Haus gekauft, für einen Luxusurlaub blieb da einfach kein Geld, außerdem wäre es besser wenn regelmäßig jemand ein Blick auf die Bauarbeiter haben würde, sie hatte bei der Arbeit zu viele schlechte Erfahrungen gemacht. „So schnell kannst du gar nicht gucken, dann hast du den Wasserhahn im Wohnzimmer und die Toilette in der Küche. Wir sollten wirklich ein Auge auf die Arbeiten haben." Außerdem musste das komplette Haus eingerichtet werden. Beide hatten zwar einige Möbel, aber Jonna wollte keine Altlasten mit ins neue Haus nehmen und Patricks Möbel waren ein einziges Sammelsurium das er bei seinen Geschwistern zusammengekramt hatte. Für heute hatte Jonna noch einen Besuch bei IKEA geplant, Patrick konnte sich ein Stöhnen nur schwer verkneifen.

„Nun sag doch bitte mal was.", sie wedelte mit zwei neuen Farbkärtchen vor seiner Nase herum.

„Dann lass mal schauen!", er griff danach und musterte sie kritisch, wenn er ehrlich war konnte er keinen wirklichen Unterschied erkennen, aber das durfte er auf keinen Fall zugeben. Verlegen kratzte er sich am Kopf und deute dann auf die linke Karte. „Die!" Jonnas Gesichtsausdruck zeigte ihm, dass er treffsicher die falsche Wahl getroffen hatte und so zeigte er schnell auf die andere Karte. „Nein, doch lieber die hier! Ja, die ist besser!", beeilte er sich zu sagen und ein Strahlen glitt über Jonnas Gesicht.

„Wirklich? Die finde ich auch am besten!"

Er atmete erleichtert aus und ließ sofort einen Eimer der Farbe anmischen, bevor Jonna es sich wieder anders überlegen konnte.

„Meinst du, dass es schlau war die Farben zu besorgen bevor wir Möbel haben? Was, wenn es nicht passt?", wollte Jonna wissen, als sie endlich nach gefühlten Stunden im Auto saßen. Patrick schloss kurz die Augen und atmete einmal tief durch, atmen half, das hatte er in den letzten Tagen gelernt. Atmen, lächeln und winken, das konnte er mittlerweile mit absolutem Perfektionismus. „Dann werden wir die Möbel eben passend zur Farbe aussuchen. Das wird schon!", presste er hervor.

„Mmh..."

Er wusste inzwischen ganz genau was dieses „mmh" bedeutete, und es war keine Zustimmung.

Nachbarn die bellen beißen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt