Nachbarn die bellen beißen nicht

10. Streit

Jonna lachte irre auf. „Katinka, du siehst Gespenster! Was sollte ein Paddy Kelly hier in unserem Kaff? Und meinst du nicht, dass ich den erkannt hätte?"

Jonna schoss die Röte ins Gesicht als sie an ihre ersten Schwärmereien dachte, damals mit 13 als dieser rotwangige, langhaarige Typ ihr von der Bravo entgegenstrahlt hatte war es um sie geschehen und sie war augenblicklich schockverliebt. Nächtelang hatte sie sich in Traumwelten geflüchtet in denen sie und Paddy ein glückliches Paar waren und mit einem Haufen Kindern irgendwo in Irland lebten. Sie und ihre Freundinnen hatten schnulzige Geschichten geschrieben, während sie im Sommer am See in der Sonne bruzelten, sie hatten ihr eigenes kleines Leben verdrängen können und waren in ihren Vorstellungen jung, glücklich, hübsch und verliebt gewesen. Und dieser rotwangige Kerl sollte nun ihr Nachbar sein? Nein, das konnte nicht sein!

„Warte, wo ist dein Laptop? Ich beweise es dir!", Katinka ließ ihre Schwester einfach stehen und stapfte ins Wohnzimmer. Sie gab Paddy Kelly in die Suchmaschine ein und drehte den Laptop triumphierend zu ihr herum. Vom Bildschirm strahlte ihr ihr Nachbar entgegen.

„Er war ewig im Kloster, letztes Jahr ist er wieder aufgetaucht, ganz plötzlich und dieses Jahr geht er mit seinen Geschwistern auf Weihnachtstour! Ob er wohl Karten für uns hat?"

„Katinka! Nun mach mal halblang! Also... Puh... Untersteh dich ihn darauf anzusprechen! Ja? Das wird schon seine Gründe haben wenn er es mir nicht von sich aus erzählt."

Jonna starrte immer noch fassungslos auf den Bildschirm. Ja, jetzt wo sie es wusste erkannte sie die Augen, die Lachfältchen um den Mund. Noch lange Haare und rote Wangen dazu und... Sie seufzte.

„Ey, der Kerl hing als Megaposter über deinem Bett und du hast jede Nacht..."

„KATINKA! Sofort bist du still! Wehe du verlierst nur ein einziges Wort darüber wenn er hier ist!"

„Er kommt auch?", neugierig legte Katinka den Kopf schief und musterte ihre Schwester. „Und was sagt Basti dazu?"

„Was er nicht weiß macht ihn nicht heiß! Außerdem ist er morgen auch wieder mit seinen Kollegen unterwegs.", sie malte mit den Fingern Anführungszeichen in die Luft. Sie konnte nur ahnen, wer diese Kollegen waren und wenn sie ehrlich war wollte sie es auch gar nicht so genau wissen.

„Aber Patrick kommt? Du hast ihn zu unserem Mädelsabend eingeladen?"

„Ja... Ich hoffe das ist okay, das war eine spontane Idee gestern Nacht."

„Gestern Nacht?", nun sah Katinka ihre Schwester kritisch an. „Was habt ihr denn nachts miteinander zu kriegen?"

„Nicht das was du denkst! Er hat mich mit seiner Musik wachgehalten und dann war ich drüben und dann haben wir miteinander gesprochen und dann..."

„Hast du ihn eingeladen! Vollkommen okay! Wann kommt er?"

In diesem Moment klingelte es an der Tür.

„Ich würde sagen jetzt!", murmelte Jonna. „Kein Wort! Verstanden!", zischte sie und setzte ihr strahlenstes Lächeln auf.

„Hi Patrick, komm rein, Katinka ist auch schon da."

„Hi Katinka!", er lächelte ihr zu und ließ sich ganz selbstverständlich auf die Couch fallen.

Jonna warf ihrer Schwester noch einen warnenden Blick zu und verschwand in der Küche um sich um das Gemüse zu kümmern.

„Brauchst du Hilfe?", wollte Patrick wissen und kam zu ihr an den Herd.

„Du könntest mir helfen das Gemüse zu schneiden.", sie deutete auf den Küchentisch.