49. Besuch

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„Du hast was?", fassungslos starrte Jonnas Vater sie an.

„Ich habe ihn eingeladen herzukommen! Zu Talia und mir!", sie reckte das Kinn etwas in die Höhe und schaute ihm fest in die Augen.

„Du hast den Kerl wirklich hierher eingeladen? Den Kerl, der meiner Tochter wehgetan hat?", er spannte sich an und tigerte auf der Terrasse auf und ab. „Jonna versteh mich bitte nicht falsch, aber meinst du, dass das eine gute Idee ist?"

„Papa, er ist mein Freund, der Papa von Talia und..."

„Genau! Erst schwängert dich dieser Kerl kurz nachdem ihr zusammen gekommen seid, hat er noch nie was von Verhütung gehört? Und dann, dann lässt er dich mit dem Baby alleine um in der Weltgeschichte umherzugondeln und bringt dich dazu als Häufchen Elend hier aufzutauchen. Du musst zugeben, dass das nicht unbedingt der Schwiegersohn ist, den man sich als Vater wünscht. Wenn ich da an Basti denke, er war einfach immer so vernünftig Jonna! Er hat einen guten Job, er hat sich sehr verantwortungsvoll um dich gekümmert, er war immer da wenn du ihn brauchtest. Ich habe ihn als sehr verantwortungsvollen, bodenständigen jungen Mann kennengelernt. Was ist zwischen euch passiert Jonna? Du warst immer so glücklich mit ihm, was hat dich dazu getrieben 15 Jahre Beziehung einfach so für einen dahergelaufenen Kerl den du kaum kennst wegzuwerfen?"

Jonna wurde kurz schlecht, ja, ihr Vater hatte Basti immer gemocht, sie hatten sich gut verstanden. Sie hatten sich für die gleichen Themen interessiert, waren gemeinsam angeln gegangen und hatten am Wochenende die Bundesliga geschaut. Kurzum, Basti war der Traumschwiegersohn gewesen und ihr Vater war ehrlich schockiert gewesen, als Jonna ihm von der Trennung berichtet hatte. Natürlich konnte er das Warum nicht verstehen, denn Jonna hatte niemals sein Wort darüber verloren, was wirklich geschehen war. Vielleicht war es an der Zeit das zu ändern, sonst würde er Paddy niemals akzeptieren. Sie seufzte schwer und fuhr sich mit der Hand über die Augen, es fiel ihr immer noch schwer darüber zu reden und bei ihrem Vater wusste sie, dass er vor Wut explodieren würde, sie musste also aufpassen, wie viel sie preisgab.

„Dein ach so geliebter Schwiegersohn in Spe hat mich geschlagen, er hat mich mit seiner Kollegin betrogen und mich am Ende die Treppe hinuntergestoßen, so dass ich fast gestorben wäre!"

Ulf erstarrte in seiner Bewegung, er starrte Jonna fassungslos an, seine Hände ballten sich zu Fäusten und sein Gesicht färbte sich dunkelrot.

„Er hat was?", seine Stimme war nur noch ein gefährliches Flüstern. Oh ja, Basti konnte froh sein, dass er sich nicht in seiner Reichweite befand.

„Er hat mich geschlagen, immer wieder. Mal aus Wut, mal aus Eifersucht, mal einfach so, weil ihm grade danach war. Paddy... Paddy war einfach da, er hat versucht mir zu helfen, hat versucht mir klarzumachen, dass ich mich von Basti trennen soll, aber ich habe nicht hören wollen. Einmal hat er sich Basti in den Weg gestellt als der mich schlagen wollte, er hat seine Faust abgefangen, die eigentlich für mich bestimmt war. Als ich... Als ich... Ich habe lange im Krankenhaus gelegen, ich wäre fast gestorben und Paddy hat mir geholfen, er hat mich aufgefangen, damit ich nicht in ein Loch falle, er hat mich gesund gepflegt, meine Verletzungen verarztet. Er ist derjenige der gut für mich ist Papa! Und egal was auch immer in dieser einen Nacht passiert ist, ich liebe ihn!"

Die letzten Sätze hatte Ulf anscheinend gar nicht mehr mitbekommen, denn er schimpfte nun lautstark über Basti. „Wenn ich den Kerl zwischen die Finger bekomme, dann Gnade ihm Gott! Der wird seines Lebens nicht mehr froh werden! Niemand, niemand verletzt ungestraft mein Kind! Vielleicht sollte ich Deutschland mal wieder einen Besuch abstatten."

Jonna musste etwas schmunzeln, früher war es ihr peinlich gewesen wenn ihr Vater so geredet hatte, jetzt, wo sie selbst Mutter war konnte sie seine Gedankengänge gut verstehen und sie wusste, dass Paddy genauso reagieren würde, niemand tat seiner Tochter ungestraft weh. „Du brauchst nicht deswegen nach Deutschland kommen Papa, er sitzt im Gefängnis. Ich habe ihn angezeigt und Paddy hat für mich ausgesagt.

Nachbarn die bellen beißen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt