„Jonna, Post für dich, kannst du mal kommen?"
Jonna wischte ihre Hände am Küchentuch trocken und ließ den Abwasch Abwasch sein. Was war das für ominöse Post, die Patrick nicht für sie annehmen konnte?
„Jonna Müller? Ein persönliches Einschreiben für Sie, bitte unterschreiben Sie hier, der Brief gilt damit als zugestellt."
Unschlüssig drehte sie den schmalen Brief mit dem Stempel ihres Arbeitgebers zwischen den Händen, was wollte er von ihr?
„Schlechte Nachrichten?", wollte Patrick wissen.
„Ich weiß nicht, keine Ahnung, was sie von mir wollen.", sie riss den Umschlag auf und überflog nervös die wenigen Zeilen. „Sie kündigen mir!", flüsterte sie ungläubig.
„Bitte was? Das dürfen sie doch gar nicht, du bist schwanger."
„Sie halten alle Fristen ein und kündigen mir fristgerecht drei Monate nach Ablauf meiner Elternzeit. Durch Resturlaub und Überstunden brauche ich nicht wiederkommen."
„Aber die können dich doch nicht einfach so rausschmeißen?"
„Anscheinend schon. Sie schreiben, dass meine Arbeitsleistung der letzten Monate nicht zufrieden sind, ich war zu oft krank, zu unzuverlässig und durch Umstrukturierung wird meine Stelle gestrichen werden."
„Sie streichen die Stelle? Ich denke ihr habt nie genug Personal gehabt, wie passt denn das zusammen? Sollen wir gerichtlich dagegen vorgehen?", wollte er wissen und legte tröstend seinen Arm um sie.
„Nein... Das lohnt sich nicht. Ich finde schon was Neues, ich wollte ja eh erst einmal zuhause bleiben... Also... Wenn wir es uns finanziell erlauben können. Ich muss gestehen ich habe etwas den Überblick verloren."
Er lachte laut auf. „Wir nagen schon nicht am Hungertuch, keine Angst! Ich habe zwar keine Millionen mehr auf dem Konto, aber Sorgen brauchen wir uns trotzdem nicht machen. Und wenn es hart auf hart kommt, dann stelle ich mich mit meinem Hut und der Gitarre in die Ladenstraße und mache Musik, das hat bei meinen Brüdern schließlich auch geklappt."
Jonna seufzte und drehte das Blatt nervös zwischen ihren Händen. „Eigentlich ist das nicht dass was ich will."
„Was willst du nicht?", irritiert sah Patrick sie an.
„Abhängig von dir sein. Ich habe immer für mich selbst gesorgt und genau das ist das was ich vermeiden wollte. Ich habe geahnt dass das passiert, dass ich mit dem Kind da sitze und keine Arbeit mehr habe."
„Jonna, nun hör auf mit dem Quatsch!", er sah ihr fest in die Augen. „Du tust doch was, du kümmerst dich um unser Kind und ich mich halt ums Geld und wenn du wieder arbeiten möchtest wird sich doch wohl was finden lassen oder?"
„Mmh... Bestimmt. Ich bin nur grade etwas... Traurig, dass sie mich einfach so vor die Tür setzen. Ich weiß ja, dass sich die Herren aus der obersten Etage wenig um den Menschen hinter den Namen scheren, aber es jetzt selbst zu spüren..."
„Darf ich mal lesen?", er streckte die Hand aus. Mit gerunzelter Stirn las er den Text, dann lächelte er breit. „Sie bieten dir eine Abfindung, hast du das gelesen?"
Jonna schüttelte den Kopf, das hatte sie tatsächlich überlesen. „Ich glaube, sie wissen, dass diese Kündigung nicht ganz legal ist, theoretisch hätten sie sie mir erst zustellen dürfen wenn meine Elternzeit zu Ende ist. Aber gut, einem geschenkten Gaul...", seufzend legte sie den Brief zur Seite, sie würde dringend mit Tina sprechen müssen und mit ihrer Chefin. Wie sie die obersten Chefs kannte waren beide noch nicht informiert.
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Nachbarn die bellen beißen nicht
FanfictionDer neue Nachbarn scheint direkt aus der Hölle zu kommen. Laut, unfreundlich, nachtaktiv und irgendwie komisch, das findet zumindest Jonna, die nebanan wohnt und sichmit ihm die Schlafzimmerwand teilt.