30. PK - JPM - MPK

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Jonna kuschelte sich in das Sofa und schaute Patrick erwartungsvoll an, heute Abend würde er ihr Rede und Antwort stehen, er hatte versprochen, dass sie alles fragen durfte.

Er grinste sie an, ihr war anzumerken, dass sie nervös war. „Also, wo sollen wir anfangen?"

Sie lag mit ihrem Kopf auf seinen Oberschenkeln, während er ihren Kopf kraulte.

„Warum bist du ins Kloster gegangen?"

„Uff... Darf ich etwas ausholen? Das kann ich nicht mit zwei Sätzen beantworten."

„Klar."

„Bis wann hast du unsere Musik gehört?"

„Puh, ich weiß nicht... 1997 war ich noch in Kiel auf einem Konzert, danach nicht mehr. Also wahrscheinlich habe ich irgendwann 98 aufgehört."

„Okay, also genau zur richtigen Zeit. Es gab damals die ersten Streitigkeiten in der Band, nicht jeder war mehr mit dem Weg den wir eingeschlagen hatten einverstanden. Wir waren gesundheitlich alle angeschlagen, waren die meiste Zeit des Jahres auf Tour und man war nie alleine. Entweder war meine Familie um mich herum oder Bodyguards oder irgendwelche Fans, ich hatte nie Zeit für mich, Zeit für Urlaub, für eine Freundin oder irgendetwas das mir Spaß gemacht hätte. Wenn ich mal eine Freundin hatte, dann hat sie dem Druck nie lange standgehalten, wir mussten immer auf der Hut vor Paparazzi sein, uns immer verstecken, konnten uns nie öffentlich zeigen, das hat kein Mädchen lange mitgemacht, ich kann es ihnen nicht verübeln, sie sind alle wahrscheinlich viel glücklicher ohne mich gewesen. Der Druck der auf uns lastete war enorm, wir mussten liefern und konnten nicht, wir waren alle aufgebraucht. Ich habe mich mit Medikamenten aufgeputscht um über den Tag, über die Konzerte zu kommen und abends dann mit Alkohol und Schlaftabletten abgeschossen um ein paar Stunden zu schlafen. Ich war kaputt, durfte es aber nicht zeigen, von mir wurde erwartet der Sunnyboy zu sein, lächeln, winken, Arschloch denken. Irgendwann konnte ich nicht mehr, ich wollte so nicht mehr weiterleben, ich konnte so nicht weiter machen."

„Und dann bist du ins Kloster gegangen?"

Er schluckte und schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte mich umbringen! Ich bin in Köln auf ein Hochhaus gestiegen und stand oben auf dem Dach und wollte springen."

Erschrocken rappelte Jonna sich auf und starrte ihn an. „Du wolltest was? Warum nicht? Wer hat dich gerettet?"

Er zeigte mit dem Daumen nach oben. „Der da oben... Das denke ich zumindest. Ich stand da und habe nach unten geschaut, war bereit zu springen und dann war da auf einmal eine Stimme die gesagt hat, dass ich es nicht tun soll. Also bin ich wieder runter vom Dach und habe weitergemacht. Aber ich wusste, dass es mehr geben musste, dass ich meinen Platz finden musste. Ich habe mich viel mit Religionen beschäftigt, verschiedene Klöster und Orden besucht. Nebenbei habe ich versucht mich von meiner Familie unabhängig zu machen, ich habe ein Solo Album rausgebracht, mit Musik die mir gefallen hat. Die Arbeit mit meinen Geschwistern war zu der Zeit schwierig, fast unmöglich, wir haben uns immer wieder gezofft, die Beziehung zwischen einigen hat große Risse bekommen in der Zeit. Aber wir mussten Alben abliefern, hatten Verträge die erfüllt werden mussten, Mitarbeiter die ihr Geld haben wollten. Mein Vater hatte Schloß Gymnich für uns gekauft und uns damit ins finanzielle Verderben gestürzt."

Jonna nickte. „Ja, das habe ich damals in der Bravo gelesen und mich gefragt ob ihr eigentlich alle wahnsinnig geworden seid. Was euch da geritten hat."

„Tja... So wirklich weiß das keiner, wir hatten auf jeden Fall diesen riesigen Kasten an der Backe und gewohnt hat dort auch keiner mehr nachdem mein Vater gestorben war. Es gab auch niemanden mehr der uns Geschwister zusammengehalten hat, wir hatten Verträge die wir erfüllen mussten, das war das Einzige, was uns noch zusammengehalten hat. In mir ist der Wunsch gewachsen dem Ganzen zu entfliehen, ich wollte raus aus dem Hamsterrad, wollte meine Ruhe. Mein letztes Konzert mit meinen Geschwistern war schrecklich, ich wusste dass es das letzte sein würde, meine Geschwister wussten es, aber von den Fans wusste es niemand. Ich habe auf der Bühne so geweint, ich war auf der einen Seite so traurig, aber irgendwie auch erleichtert."

Nachbarn die bellen beißen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt