Katinka saß vor Jonnas und Patricks Haus und atmete noch einmal tief durch. Seit vier Tagen war Jonna nun bei ihr und Olaf, übermorgen würde ihr Flug nach Griechenland gehen und Jonna hatte sie gebeten, noch ein paar Dinge für sie und Talia zu besorgen.
Auf ihr Klingeln passierte erst einmal gar nichts, sie hörte innen im Haus zwar Poltern und Fluchen, aber niemand machte ihr auf. Sie drückte noch einmal den Klingelknopf und ließ ihren Finger liegen, so dass ein nervtötender Dauerton erscholl.
„Was?", Patrick riss wütend die Tür auf und erstarrte, als er Katinka sah, sofort sackte er in sich zusammen.
„Hallo Patrick, darf ich reinkommen?", ohne auf eine Antwort abzuwarten schob sie sich an ihm vorbei. Das Haus war in einem erbärmlichen Zustand, genau wie er. Es müffelte und überall lagen ungewaschene Klamotten und Müll.
„Hi Katinka! Was kann ich für dich tun?", verlegen stand er vor ihr und konnte ihr kaum in die Augen schauen.
„Ich würde mich gerne mit dir unterhalten, aber vorher solltest du duschen gehen, dringend, du stinkst!", angewidert drehte sie sich zur Seite. „Und ich mache in der Zeit etwas Ordnung."
„Ich... Ich... Ach, das bringt doch nichts!", er schob ein paar Klamotten zur Seite und schob die Hände in die Hosentaschen.
„Oh doch! Du gehst jetzt duschen und dann reden wir über den Bockmist den du verzapft hast!", sie schob ihn ins Badezimmer und schloss die Tür, dann machte sie sich daran die dreckigen Klamotten zusammen zu suchen, riss die Fenster auf und setzte einen Kaffee auf. Es dauerte eine ganze Weile, bis Patrick in frischen Klamotten und mit nassen Haaren im Wohnzimmer erschien.
„Setz dich!", wies Katinka ihn an. Er ahnte Böses und ließ sich wie ein Häufchen Elend in die Polster sinken, immer wieder fuhr er sich mit den Händen durch das bleiche Gesicht.
„Komm, sag es schon!", murmelte er.
„Was soll ich sagen?"
„Dass ich ein Arsch bin, dass ich so jemanden wie Jonna gar nicht verdient habe, dass ich mich zur Hölle scheren soll und wie ich sie nur betrügen konnte. Und weißt du was, ich kann dir in allen Punkten Recht geben! Ich bin der größte Arsch auf Erden!"
Stumm musterte Katinka ihn. Ihr erster Impuls als Jonna ihr erzählte was vorgefallen war, war wirklich gewesen ihm mit der Bratpfanne eins überzuziehen, mit der Gußeisernen, damit es auch ordentlich weh tat, niemand verletzte ungestraft ihre Schwester! Aber ihn nun hier sitzen und leiden zu sehen machte sie doch nachdenklich.
„Ich kann dir leider nicht widersprechen! Jonna leidet und du Idiot bist Schuld daran, aber irgendwas sagt mir dass ich mir deine Version anhören sollte bevor ich die Bratpfanne raushole. Also, was ist passiert?", abwartend sah sie ihn an.
Tränen traten in seine Augen und er zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß, dass ich fertig war, wegen Jonna, wegen Talia, der ganzen Situation. Ich hatte sie weggeschickt, kennst du das, wenn richtige Entscheidungen sich falsch anfühlen? Ich wollte mit jemandem sprechen, mit jemandem der nicht in der Situation drin steckt, der ganz objektiv beurteilen kann was grade nicht rund läuft. Mel... Sie gehörte in Würzburg zum Team der Gemeinde, wir hatten über den Tag ein paar gute Gespräche, sie klang so vernünftig, so abgeklärt, ich dachte, sie wäre vielleicht ein guter Ansprechpartner. Abends waren wir mit allen weg, quasi als Abschluss der Tour, ich habe eigentlich gar nicht so viel getrunken, glaube ich zumindest. Ich hatte sie vorher gefragt, ob sie noch Zeit für ein Gespräch hätte, deswegen wollte ich nüchtern bleiben. Ich kann mich an zwei Bier erinnern und auch noch, dass wir irgendwie ins Hotel gegangen sind und auf mein Zimmer und dass wir reden wollten. Ich kann dir aber noch nicht mal sagen, ob wir wirklich miteinander gesprochen haben. Das nächste was ich weiß ist, dass ich am nächsten Morgen wach geworden bin und nackt war und sie... Sie auch! Ich habe meine Klamotten genommen und bin geflüchtet!", er schlug die Hände vor sein Gesicht und schluchzte leise. „Du musst mir glauben, ich wollte Jonna nicht wehtun! Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. Ich weiß es wirklich nicht!"
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Nachbarn die bellen beißen nicht
FanfictionDer neue Nachbarn scheint direkt aus der Hölle zu kommen. Laut, unfreundlich, nachtaktiv und irgendwie komisch, das findet zumindest Jonna, die nebanan wohnt und sichmit ihm die Schlafzimmerwand teilt.