32. Auswege

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„Sag mal, wo sollen wir beide heute Nacht eigentlich schlafen?", skeptisch blickte Patrick auf die schmale Blümchencouch im Wohnzimmer.

„Nicht hier, wenn du das denkst.", lachte Jonna und zog ihn mit sich. Bis jetzt hatte er noch nicht viel vom Haus gesehen, es war an der Zeit das zu ändern. Unschlüssig stand Jonna vor der unscheinbaren Tür, so lange hatte sie die Räume dahinter nicht mehr betreten.

„Was ist hinter der Tür?", wollte Patrick wissen, der Jonnas Zögern wahrnahm.

„Mein Zuhause!", murmelte sie und drehte zögernd den Schlüssel im Schloss. „Die Wohnung steht leer seitdem mein Papa nach Griechenland gegangen ist. Wir nutzen nur ab und an unsere alten Kinderzimmer wenn wir mal über Nacht bleiben müssen. Eigentlich wollten wir daraus schon längst eine Ferienwohnung machen, aber irgendwie..."

„Warum ist keiner von euch hier eingezogen? Die Lage ist doch wunderschön, es scheint genug Platz zu geben und ihr würdet eine Menge Miete sparen."

„Zu viele schlechte Erinnerungen!", seufzte Jonna. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen hier glücklich zu werden, das Haus hat so vielen Menschen Unglück gebracht, es gab hier so viele Dramen, ich fühle mich hier einfach nicht wohl. Also, hier ist das Badezimmer, das haben wir für uns alleine und direkt nebenan", sie öffnete die Tür zu einem kleinen Zimmer, „mein altes Kinderzimmer." Nervös stand sie im Türrahmen, es war ihr etwas unangenehm, dass Patrick nun ihr ehemaliges Kinderzimmer sehen würde. Seit ihrem Auszug hatte sich dort nichts getan, in den Bücherregalen standen immer noch ihre Jugendromane, auf dem kleinen Sofa saßen sorgfältig aufgereiht ihre alten Kuscheltiere.

„Gemütlich!", schmunzelte er und sah sich grinsend um, dann fing er schallend an zu lachen. „Jonna, nicht dein Ernst oder?"

Sie lief dunkelrot an, als sie entdeckte was ihn so erheiterte. „Oh... Das habe ich echt vergessen! Das... Ähm.. Nun..." An ihrer Wand am Kopfende des Bettes hing ein großes Megaposter von Paddy in Lederhose. Die langen Haare wallten sich um seinen Körper und er lächelte strahlend und rotwangig in die Kamera. „Ich bin echt lange nicht mehr hier drin gewesen!", murmelte sie und trat verlegen von einem Fuß auf den anderen.

„Also, ich fühle mich ja geehrt, dass ich hier hänge, aber könntest du mir trotzdem einen Gefallen tun?"

„Na?"

„Wenn ich die nächsten Nächte in diesem Bett schlafen soll... Können wir das Poster bitte abnehmen? Ich glaube ich bekomme Albträume, wenn ich von meinem 20Jährigen Ich beim Schlafen beobachtet werde."

Jonna grinste ihn spitzbübisch an. „Nun... Also eigentlich mag ich das Poster. Was bekomme ich denn, wenn ich es abnehme?"

Er zog sie an sich, küsste sie und ließ seine Hände unter ihr Shirt gleiten. „Ist das ausreichend?"

„Nun", schmunzelte Jonna. „Ich könnte mich drauf einlassen." Sie ließ ihn stehen und kletterte auf ihr Bett um an das Poster zu kommen. „Zufrieden?"

„Yapp! Definitiv besser!", er half ihr vom Bett und küsste sie erneut.

„Meinst du, das klappt heute Nacht mit uns beiden hier?", verlegen deutete sie auf das schmale Bett.

„Wird schon gehen! Dann müssen wir uns halt gut aneinander kuscheln, damit keiner rausfällt.", er grinste breit und Jonna haute ihm leicht gegen den Oberarm.

„Was du gleich wieder denkst.", sie ging zum Kleiderschrank und zog einen Satz Bettwäsche heraus, den sie ihm zuwarf. „Hier, mach dich mal nützlich und bezieh das Bett. Ich reiß hier mal überall die Fenster auf, damit der Muff verfliegt."

Nachbarn die bellen beißen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt