„Paddy?", vorsichtig rüttelte Jonna an seiner Schulter.
„Mmmmh...", er brummelte kurz und drehte sich dann zur Seite.
„Hey, Paddy... Aufwachen, ich glaube, es geht los!"
„Mmmmmhhhh..." er zog sich die Decke über den Kopf und schnarchte leise.
Seufzend rollte Jonna sich aus dem Bett und streckte den Rücken durch. Seit zwei Stunden lag sie wach und horchte in sich hinein. Das Ziehen im Rücken das sie bereits am Nachmittag verspürt hatte war mittlerweile in den Bauch gewandert und kam alle paar Minuten.
Patrick hatte wieder einmal die halbe Nacht in seinem kleinen improvisierten Studio verbracht und an Songs gearbeitet und nun schlief er wie ein Toter. Jonna kannte diesen Zustand mittlerweile, sie wusste dass sie keine Chance hatte ihn wach zu bekommen. Sie goss sich einen Tee auf und trat in den Garten hinaus. Es war mittlerweile Ende Juli, der Sommer zeigte sich von seiner schönsten Seite und obwohl die Tage sonnig warm waren, waren die Nächte mittlerweile empfindlich frisch.
Am Himmel konnte sie die ersten Rottöne schimmern sehen, nicht mehr lange und die Sonne würde aufgehen.
Mit ihrer Teetasse in der Hand setzte sie sich auf die Bank die nah am Wasser stand und schloss kurz die Augen. Sie liebte diese Stunden am Morgen wenn die Welt noch schlief, wenn der Tag noch frisch und unberührt war und es draußen nach warmer feuchter Erde und Meer roch. Eine erneute Wehe ließ sie zusammenzucken, sie biss die Zähne zusammen und warf einen Blick auf ihr Handy, seit der letzten waren gerade einmal fünf Minuten vergangen. Wenn sie ihr Kind nicht hier im Garten zur Welt bringen wollte, dann musste sie Patrick irgendwie wach bekommen.
Ihre Kliniktasche stand schon seit einer Woche gepackt im Flur, auch wenn sie eigentlich noch ein paar Tage Zeit bis zum Stichtag hatte. Das Babyzimmer war mittlerweile fertig eingerichtet, in den Schubladen der Wickelkommode lagen winzige Bodys und Strampelanzüge, sie hatten Windeln und Schnuller besorgt und unendlich viele Dinge von Maite geschickt bekommen, die Unmengen an Mädchenklamotten hatte.
Im Schlafzimmer zog Jonna die Vorhänge auf und riss die Fenster auf, Patrick brummte wieder und wickelte sich fester in seine Bettdecke. Jonna riss ihm unsanft die Decke weg, was ihr einige gemurmelte Flüche einbrachte.
„Jonna... Man! 10 Minuten noch!", blaffte er.
„Nein! Jetzt! Das Baby kommt!"
Schlagartig war er wach und stand neben dem Bett. Er fuhr sich durch die zerzausten Haare und blickte sich hektisch um.
„Das Baby? Jetzt? Oh Gott... Ich... Jetzt?", er rannte in die Küche, auf der Suche nach dem Autoschlüssel.
Kopfschüttelnd stand Jonna im Schlafzimmer und sah ihm schmunzelnd dabei dazu wie er die Schubladen aufriss.
„Was suchst du?"
„Autoschlüssel! Ah, da!", er schnappte sich die Babyschale und Jonnas Reisetasche, das Letzte was Jonna wahrnahm war das Knallen der Haustür.
Sie biss sich auf die Unterlippe um nicht laut loszulachen, er war in Boxershorts und T Shirt losgerannt und hatte sie vergessen. Es dauerte eine knappe halbe Minute, bis er die Haustür wieder aufschloss und sie verlegen anblickte. Jonna reichte ihm wortlos einen Stapel frischer Klamotten und schob ihn ins Bad. „Geh duschen! Bitte! Dafür ist noch Zeit!"
Sie kochte einen starken Kaffee und befüllte zwei Thermobecher, sie schmierte ein paar Brote für ihn und griff schlussendlich noch nach einer Banane.
Vorsorglich setzte sie sich schon einmal ins Auto, nicht dass er doch noch ohne sie fahren würde.
„Wie oft kommen die Wehen?", mit nassen Haaren und dem T Shirt auf Links ließ er sich auf den Fahrersitz fallen.
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Nachbarn die bellen beißen nicht
FanfictionDer neue Nachbarn scheint direkt aus der Hölle zu kommen. Laut, unfreundlich, nachtaktiv und irgendwie komisch, das findet zumindest Jonna, die nebanan wohnt und sichmit ihm die Schlafzimmerwand teilt.