51. Vatergespräche 2.0

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„Mama, Papa, ich würde euch gerne jemanden vorstellen." Entsetzt starrte Paddy auf seine 16 Jährige Tochter, sollte dies der Moment sein, vor dem er sich immer gefürchtet hatte? Geschockt griff er nach Jonnas Hand und drückte diese. Auch sie musterte ihre Tochter die glücklich lächelnd vor ihnen am Frühstückstisch saß.

Er räusperte sich, versuchte seine Sprache wiederzufinden. „Wen denn?", krächzte er endlich.

„Claas! Er ist... Er ist... So süß!"

Paddy schloss die Augen und seufzte. Claas also, er würde ihn erwürgen, mit seinen eigenen Händen, wenn er nur daran dachte, dass dieser Kerl seine Tochter anfasste, seine kleine Babytochter. „Claas?"

Talia nickte heftig. „Ja, er geht in meine Parallelklasse, auf der Ferienfreizeit hat er mich geküsst!"

Geküsst? Paddy wurde schlagartig schlecht. Er hatte gewusst, dass es ein Fehler gewesen war Talia mit einem Haufen anderer Jugendlicher wegfahren zu lassen, das konnte ja nicht gut enden. Und nun hatten sie den Salat, Talia brachte einen Jungen mit nach Hause.

„Es gibt da noch etwas das ich euch sagen muss!", Talia lächelte noch breiter. „Class und ich bekommen, ein Kind, wir werden Eltern, in drei Wochen ist es soweit!", sie stand auf und präsentierte ihren dicken Bauch. Paddy hatte das Gefühl, dass ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, Sterne tanzten vor seinen Augen und immer wieder wischte er sich über seine Schweißnasse Stirn. Das konnte doch nicht sein, das konnte doch einfach nicht sein.

Schweißnass schreckte Paddy aus dem Albtraum hoch, sein Atem ging schnell und sein Herz raste. Der Mond schien ins Schlafzimmer, Jonna neben ihm schien tief und fest zu schlafen. Er setzte sich etwas auf und blickte in das Bett seiner kleinen Tochter. Talia hatte die Augen offen, sah ihn an und strampelte etwas mit den Beinen. Bevor Jonna wach werden konnte stand er auf und nahm sie hoch. Er verzog etwas das Gesicht als er die volle Windel roch und ging schnell ins Kinderzimmer um dem ein Ende zu setzen. Kurz darauf saß er mit ihr im Wohnzimmer und gab ihr das Fläschchen. Seit einiger Zeit fütterten sie zumindest in der Nacht zu, Jonna hatte sich zwar anfangs dagegen gesträubt, sie wollte einfach das Beste für ihre Tochter. Es hatte viel Überzeugungsarbeit gekostet ihr klar zu machen, dass das Beste für Talia eine entspannte und ausgeschlafene Mutter war. Jetzt konnte Paddy immer wieder eine Nachtschicht übernehmen und Jonna durchschlafen.

„Ach man Talia, versprich mir bitte, dass du deine Mutter und mich niemals so überrascht wie eben im Traum, ja! Und wenn du uns wirklich liebst, dann fängst du einfach nicht an dich für Jungs zu interessieren bevor du 20 bist oder noch besser, 25. Nicht dass ich dir dein Glück nicht gönnen würde, aber es ist schwer! Verstehst du das?"

Talia strampelte aufgeregt mit ihren Beinchen und gluckste etwas. Stumm betrachtete er seine Tochter, sie war in den letzten Wochen unheimlich groß geworden, 3,5 Monate war sie mittlerweile alt und er konnte sich nicht mehr vorstellen wie es ohne sie gewesen war. Vorsichtig hob er sie auf seine Schulter und klopfte ihr vorsichtig auf den Rücken bis er das leise Bäuerchen hörte.

„Braves Mädchen!", murmelte er und legte sie auf seinen Oberschenkeln ab. Talia verzog ihr Gesicht zu einem breiten Lächeln, immer noch ging ihm dabei das Herz auf, er war sich sicher niemals etwas Schöneres als dieses Lächeln gesehen zu haben. Im Flur standen schon die Koffer bereit, am nächsten Tag würden die Vorbereitungen für die Weihnachtstour starten und Talia und Jonna würden ihn begleiten. Katinka hatte einige Tage Urlaub und würde in der ersten Zeit als Kindermädchen fungieren bis sich alles eingespielt hatte. Er war sich sicher, dass es dieses Mal klappen würde, Talia war entspannter, sie weinte viel weniger und auch er und Jonna waren mittlerweile in ihre Elternrolle hineingewachsen.

Nachbarn die bellen beißen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt