19. Weihnachten

1.1K 61 77
                                    

„Sag mal Jonna, muss das mit Heiligabend wirklich sein? Ich habe keinen Bock auf deine Großeltern und meine Eltern würden sich freuen uns da zu haben.", maulte Basti.

Langsam war es Jonna leid, diese ewige Nörgelei wenn es um ihre Familie ging.

„Wir hatten abgemacht, dass wir dieses Jahr den 24. bei meiner Familie verbringen und den ersten Feiertag bei deinen Eltern. Wer weiß, wie viele Weihnachtsfeste ich noch mit ihnen habe."

„Man Jonna, das ist immer so anstrengend und dann müssen wir früh essen und wenn der Pflegedienst durch ist und deine Oma im Bett, dann ist eh alles vorbei und dann sitzen wir um 21°°Uhr da und keiner weiß mehr was mit sich anzufangen. Und deine Großeltern wissen doch am nächsten Tag eh nicht mehr ob du da gewesen bist oder nicht. Warum also der Stress?"

„Weil es meine Familie ist!", fauchte Jonna. „Weil sie mir wichtig sind und weil wir es so besprochen hatten!"

Er packte sie grob am Oberarm und kurz bereute sie ihren Gefühlsausbruch.

Erst sah es aus, als wolle er ihr eine Ohrfeige geben, doch dann besann er sich eines Besseren und ließ sie los.

„Gut... Dann eben zu deiner Familie, aber erwarte keine Freudensprünge von mir."

„Du brauchst nicht mitkommen, ich kann auch alleine fahren und du gehst zu deinen Eltern."

„Weihnachten alleine? Es reicht schon, dass du Silvester nicht mit dabei bist."

Er hatte sie mit seinen Silvesterplänen völlig überrumpelt, einige seiner Kollegen hatten eine Tour nach Berlin organisiert, sie würden am 27. Dezember starten und erst am 2. Januar wieder kommen. Er hatte sie gar nicht gefragt, sondern war davon ausgegangen dass sie mitkommen würde.

„Silvester hast du geplant, du weißt dass ich nicht auf Besäufnistouren durch Clubs stehe, ich kann mir Schöneres für meinen Urlaub vorstellen. Es ist okay, wenn du fährst, aber ich bleibe hier. Punkt!"

„Mach doch was du willst! Wahrscheinlich willst du die Zeit nur nutzen, um mit deinem Nachbarn rumzumachen."

Jetzt flogen bei Jonna alle Sicherungen raus, sie funkelte Basti böse an und wäre am liebsten explodiert. „Was denkst du eigentlich von mir? Da läuft nichts!"

„Das kannst du deiner Großmutter erzählen!", schrie er.

„Die würde mir jedenfalls glauben! Meine Güte, was soll ich denn tun, damit du mir glaubst?"

„Ich wüsste da was!", er zog sie an sich und küsste sie. In dem Kuss war nichts Sanftes, nichts Liebevolles, es war pures Verlangen. Jonna ging der Kuss von Patrick durch den Kopf der so viel anders gewesen war, er hatte sie mit so einer Sanftheit, einer Zärtlichkeit geküsst, so etwas hatte Jonna lange nicht mehr gespürt.

„Basti... Bitte nicht, ich will nicht!"

„Du wolltest wissen, was du tun kannst, damit ich dir glaube, das hier wäre ein Anfang!", knurrte er und zerrte an ihrer Hose.

„Basti..."

„Nun sei ruhig, meine Güte!"

„Schick siehst du aus!", Jonna grinste Merle an, die mit Schlapphut und Schaf unter dem Arm aussah wie ein waschechter Schäfer.

„Na, du siehst auch nicht schlecht aus, du kleiner Engel."

Jonna kicherte, sie trug ein weißes Messdienergewand und hatte sich Flügel und einen Heiligenschein umgeschnallt. „Kannst du ein Foto von mir machen?"

Sie grinste in die Kamera, dann checkte sie ein letztes Mal ob alle Requisiten am richtigen Platz waren.

„Eigentlich gar nicht so schlecht dass wir mitspielen, so haben wir die Bande ein bisschen im Griff, die werden auch jedes Jahr wuseliger. Sind eigentlich alle da?"

Nachbarn die bellen beißen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt