Nachbarn die bellen beißen nicht

37. Die Verhandlung

„So! Das war es!", ächzend stützte Patrick sich auf den Spaten und betrachtete das keine Kirschbäumchen das nun in seinem Garten stand.

Es war mittlerweile Anfang April, die Sanierungsarbeiten waren im vollen Gange, das Haus hatte mittlerweile neue Fenster und alle Wände waren neu verputzt, als nächstes kamen die Fußböden dran, wenn es in dem Tempo weiterging konnten sie vielleicht schon früher einziehen.

Das Handy in seiner Hosentasche begann zu vibrieren, er stellte den Spaten zur Seite und nahm das Gespräch an.

„Hi Jonna, was gibt es?"

„Du hast Post... Von der Staatsanwaltschaft."

Beide wussten was das bedeutete, sie hatten nur darauf gewartet, dass demnächst Bastis Prozess beginnen würde.

„Magst du ihn aufmachen und lesen?"

Es raschelte, dann herrschte einen Moment Stille.

„Jonna?"

„Du bist als Zeuge geladen, am Donnerstag den 14. April um 10°°Uhr im Oberlandesgericht."

„Hast du auch einen Brief bekommen?"

„Ja, ich soll am gleichen Tag, eine Stunde später dort erscheinen."

„Brauchst du einen Anwalt?"

„Ich denke nicht, da es steht dort nur, dass ich eine Aussage machen soll."

„Okay, ich bin hier auch fertig und komme jetzt nach Hause, soll ich Pizza mitbringen?"

„Gerne!"

„Und Jonna... Nicht durchdrehen bitte! Ich bin unterwegs und dann reden wir in aller Ruhe drüber, okay!"

„Hi Merle, du hier? Das wusste ich nicht, sonst hätte ich dir auch eine Pizza mitgebracht.", verlegen stand Patrick vor Jonnas Freundin.

„Schon gut, ich habe spontan gedacht ich schau vorbei, wir müssen noch die nächsten Gruppenstunden für den Erstkommunionkurs vorbereiten. Aber vielleicht komme ich einfach morgen wieder?"

„Ich wollte sie nicht vertreiben!", murmelte Patrick, als Jonna zu ihm ins Wohnzimmer kam.

„Schon gut, ich habe heute Abend eh keinen Kopf für irgendwelche Gruppenstunden, wir machen das morgen ganz in Ruhe!"

„Der Gerichtstermin geht dir ziemlich nah oder?"

Jonna nickte. „Ich habe Basti seit... Seit dem Tag nicht mehr gesehen und es ist irgendwie komisch."

Er legte seinen Arm um sie und zog sie an sich. „Das wird schon, es sind so viele Leute anwesend, er wird sich hüten etwas Falsches zu tun oder zu sagen."

Nervös saß Patrick auf dem Stuhl und blickte unbehaglich zwischen dem Richter und dem Staatsanwalt hin und her, das alles war ziemlich ungewohnt für ihn, dass Jonna alleine draußen auf dem Flur warten musste machte sein Unbehagen nicht besser.

„Herr Kelly, Sie wissen, dass Sie nicht aussagen müssen?"

Er nickte, das wusste er, man hatte es ihm gesagt, aber er hoffte, dass Jonna vielleicht um ihre Aussage herumkam, wenn er es tat.

„Gut, woher kennen Sie den Angeklagten?"

„Er war der Freund meiner Nachbarin, da ist man sich zwangsläufig ab und an über den Weg gelaufen."

„Wie können Sie Ihr Verhältnis zu Herrn Horn beschreiben?"

„Distanziert. Wir hatten nie wirklich viel miteinander zu tun."