21. Showdown

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Immer wieder schaute Jonna auf den Ring an ihrem Finger. Der erste Schock war mittlerweile verflogen und es ging ihr richtig gut.

Patricks Reaktion hatte sie ziemlich traurig gemacht, aber eigentlich hatte sie auch nichts anderes erwartet, er würde ihre Beziehung zu Basti nie verstehen, aber zumindest konnten sie wieder miteinanderreden, auch wenn sie es noch vermieden sich zu oft über den Weg zu laufen, da hatte auch die Silvesternacht nichts dran geändert. Sie freute sich mittlerweile über den Antrag, zeigte es doch, wie sehr Basti sie liebte, er wollte sie heiraten, den Rest seines Lebens gemeinsam mit ihr verbringen. Sie hatte so gute Laune, dass sie mittags spontan nach der Arbeit in den Zug gestiegen war um Basti zu besuchen. Er war gestern aus Berlin wieder gekommen und sie hatten sich seit Weihnachten nicht mehr gesehen.

Sie wusste, dass er gegen 17°°Uhr von der Arbeit nach Hause kommen würde und hatte beschlossen ihn zu überraschen, sie würde gleich einkaufen und für sie beide kochen. Zwar musste sie morgen früh wieder bei der Arbeit sein, aber das war es ihr wert, was war schon eine durchgemachte Nacht?

Schwer bepackt machte sie sich auf den Weg in den dritten Stock, vor seiner Wohnungstür machte sie ein Foto von sich und schickte es ihm, vielleicht schaffte er es so etwas früher nach Hause zu kommen. Sie schloss die Tür auf und schob die Taschen in den Flur. Sie stutzte kurz als sie unbekannte Schuhe neben der Tür stehen sah, aber dann war sie sofort mit ihren Gedanken beim Abendessen. Sie hatte alles für Nudeln mit Knoblauchscampis gekauft, Bastis Lieblingsessen, zum Nachtisch wollte sie ein Tiramisu vorbereiten. Sie summte leise vor sich hin, als sie auf einmal Geräusche aus dem Schlafzimmer hörte. Sie zuckte zusammen, was war das? War sie nicht alleine zuhause? War Basti vielleicht doch schon da? Sie beschloss nachzusehen und schlich zum Schlafzimmer. Vorsichtig öffnete sie die Tür und erstarrte bei dem Bild das sich ihr bot. Sie sah lange blonde Haare, die rhythmisch auf und ab hüpften, sie sah nackte Haut, viel nackte Haut und sie hörte ein eindeutiges Stöhnen. Unfähig sich zu bewegen stand sie in der Tür und starrte auf die blonde Frau. Lisa, das musste Lisa sein! Und Basti... Ihr Basti... Lisa... Basti... Lisa... Basti... In ihrem Kopf war nur Leere, nur diese beiden Namen die immer wieder auftauchten.

„Basti", ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, aber anscheinend laut genug, dass die zwei sie gehört hatten. Mit einem spitzen Schrei wickelte sich Lisa in die Bettdecke und Basti starrte geschockt auf Jonna, die kalkweiß im Türrahmen stand und immer noch verzweifelt nach Worten suchten.

„Jonna! Es ist nicht das wonach es aussieht! Glaub mir, bitte!", er sprang aus dem Bett und warf sich Boxershorts und ein T Shirt über.

Langsam sickerten die Worte in ihren Kopf, es ist nicht das, wonach es aussieht? Was war es denn dann bitte? Langsam löste sich ihre Starre und Wut machte sich breit.

„Sag mal spinnst du? Willst du mich verarschen? Es ist nicht dass, wonach es aussieht? Was ist es denn dann? Ist sie aus Versehen auf dich drauf gefallen? Nackt? Während du nackt bist? Hältst du mich für komplett bescheuert?"

Sie machte auf dem Absatz kehrt und wollte aus der Wohnung rennen. Kurz bevor sie die Tür erreichte hielt er sie am Pullover fest.

„Jonna! Bleib stehen, verdammt noch mal!"

„Warum sollte ich?", zischte sie. „Was ich eben gesehen habe reicht mir! Es ist aus! Hier, nimm deinen verdammten Ring, vielleicht will Lisa dich ja heiraten, sofern sie Interesse an so einem Arschloch hat!", schrie sie. Sie zog den silbernen Ring vom Finger und wollte ihn ihm entgegenschleudern, aber er hielt ihren Arm fest und drückte sie gegen die Wand.

„So sprichst du nicht mit mir! Du nicht!", er gab ihr eine schallende Ohrfeige, so dass sie mit dem Kopf gegen die Wand knallte.

„Lass mich! Ich spiele deine Spielchen nicht mehr mit! Lass mich verdammt noch mal los! Ich schreie sonst das ganze Haus zusammen!"

Nachbarn die bellen beißen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt