39. Wiedersehen

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Aufgeregt saß Jonna im Zug nach Würzburg, heute würde sie endlich Patrick wiedersehen, die letzten Tage waren sehr komisch gewesen, so lange waren sie seit Monaten nicht voneinander getrennt gewesen. Und auch wenn sie jeden Tag miteinander geskypet hatten, so vermissten sie einander doch, somit war die Entscheidung, ob Jonna zu ihm kommen sollte schnell gefallen. Lächelnd schaute sie auf das neue Ultraschallbild das in ihre, Buch steckte, gestern hatte sie noch einen Termin beim Frauenarzt gehabt und ein neues Bild bekommen, mittlerweile konnte man das Baby gut erkennen, ein fertiges kleines Wesen, das in den nächsten Wochen jetzt nur noch wachsen musste.

Kurz bevor Patrick aufgebrochen war hatten sie dem Pfarrer und der Gemeindereferentin von Jonnas Schwangerschaft erzählt, mittlerweile ließ sich der Bauch auch nicht mehr kaschieren. Ein wenig mulmig war ihnen schon gewesen, auch wenn ihre Gemeinde sehr liberal war und der Pfarrer sie immer als das kleine Gallische Asterix und Obelix Dorf bezeichnete, das fernab vom Vatikan mehr oder weniger tun und lassen konnte was sie wollten. Beide hatten sich mit ihnen gefreut, auch wenn es bedeutete, dass Jonna ab dem Sommer deutlich kürzer treten würde und es schwer werden würde einen Ersatz zu finden. Wobei Jonna noch davon ausging bald wieder einsteigen zu können. Zu den Bandproben würde sie das Baby einfach mitnehmen hatte sie beschlossen, früher konnte man mit der musikalischen Erziehung kaum anfangen hatte sie gemeint und der Pfarrer hatte gescherzt, dass das Baby bei diesen Eltern ja nur ein musikalisches Wunderkind werden würde. In diesem Moment blinkte in ihrem Kopf kurz das Wort „Lügnerin" auf, aber sie wischte die Zweifel schnell beiseite.

Sie war erstaunt, wie positiv alle Menschen in ihrer Umgebung auf ihre Schwangerschaft reagierten, alle freuten sich für sie, es gab niemanden der die Hände über dem Kopf zusammenschlug. Mittlerweile war ihr selbst schleierhaft, wovor sie am Anfang so viel Angst gehabt hatte, alles würde sich fügen, dessen war sie sich inzwischen bewusst.

Sie war gestern noch an ihrem Häuschen gewesen, die Arbeiten kamen sehr gut voran, das Wetter war in den letzten Wochen für April ungewohnt trocken gewesen, so dass die groben Arbeiten mittlerweile fast abgeschlossen waren. Olaf würde sich an den kommenden Wochenenden um die Elektrik kümmern, danach gab es tatsächlich nur noch Feinheiten an denen gearbeitet werden musste.

„Wir erreichen Würzburg Hauptbahnhof in fünf Minuten, wir verabschieden uns von allen Passagieren die hier aussteigen."

Jonna sammelte ihre Sachen zusammen und begab sich zum Ausgang. Ein Mitarbeiter der Gemeinde würde sie am Bahnsteig abholen hatte Patrick ihr gesagt. Schmunzelnd dachte sie an den Abend vor fünf Monaten zurück, als sie nach Schwerin gefahren war, um ihn zu sehen. Es kam ihr vor, als sei dieser Abend bereits eine Ewigkeit her, dabei waren es nur ein paar Monate, Monate in denen sich ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt hatte. Suchend blickte sie sich auf dem Bahnsteig um, bis sie endlich eine junge Frau entdeckte, die sich genauso suchend umsah.

„Jonna?", die junge Frau kam lächelnd auf sie zu.

„Genau die, bin ich, kommen Sie von St. Peter und Paul?"

„Ja, ich bin Nina, sag gerne du!" Die junge blonde Frau reichte ihr die Hand.

„Jonna, hallo Nina!"

„Dann komm mal, Paddy wartet schon auf dich, er sitzt auf glühenden Kohlen."

Bis zum Konzert war nur noch wenig Zeit, wahrscheinlich würden sie sich nur kurz sehen bevor er auf die Bühne ging.

„Ich soll dich fragen, ob du erst ins Hotel oder direkt in die Kirche möchtest, du könntest deine Sachen im Pfarrhaus unterstellen."

„Ich glaube, ich möchte direkt zur Kirche, es ist ja auch schon spät, die Bahn hat leider etwas Verspätung gehabt."

Nachbarn die bellen beißen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt