Verschlafen blinzelte Jonna in die Dunkelheit, der Wecker zeigt 2:38Uhr und sie war von Musik geweckt worden. Sie brauchte ein paar Sekunden um sich zu orientieren und zu erkennen, dass die Musik von nebenan kam.
Seufzend ließ sie sich in die Kissen fallen, das war die dritte Nacht in Folge in der Patrick mitten in der Nacht anfing Musik zu hören oder zu machen, so ganz sicher war sie sich da nicht, sie wollte auch nicht die nöhlige Nachbarin sein, die dauernd auf der Matte stand um sich zu beschweren. Mittlerweile fehlten ihr aber etliche Stunden Schlaf und sie hatte keine Ahnung, wie sie den kommenden Arbeitstag überstehen sollte.
Sie zog sich einen Pullover und dicke Socken über und tapste verschlafen über den Flur. Vor seiner Wohnungstür lauschte sie einen Moment, er schien Gitarre zu spielen und das richtig gut. Als die Klingel drückte verstummte die Musik sofort und es herrschte gespenstische Stille. Sie klingelte noch einmal und hörte dann seine schlurfenden Schritte.
„Jonna? Was ist los? Es ist mitten in der Nacht, solltest du nicht schlafen?", wollte er wissen.
„Ja, würde ich gerne, aber ein gewisser Nachbar mimt hier seit Tagen den Troubadour und lässt mich nicht schlafen."
Zerknirscht schaute er sie an. „War ich zu laut?"
„Ein bisschen, ja! Aber hey, du spielst echt gut, von wegen du klimperst nur so vor dich hin."
Er lief dunkelrot an und druckste vor sich hin. „Ich bin jetzt leise, okay?"
„Spielst du mir was vor?", Jonna erschrak sich ob der mutigen Frage. „Schlafen kann ich jetzt eh nicht mehr!", fügte sie entschuldigend hinzu.
Er schien einen Moment zu überlegen, dann trat er einen Schritt zur Seite und ließ sie in seine Wohnung.
„Willst du auch einen Tee?", er deutete auf die dampfende Kanne die auf dem Couchtisch stand.
„Gerne!"
Sie kuschelte sich in die Couch, wärmte ihre Hände an der Teetasse.
„Warum hast du nicht schon früher gesagt, dass ich zu laut bin?"
„Ich wollte nicht unhöflich sein."
Er schmunzelte. „Sind wir über diesen Punkt nicht schon lange hinaus? Waren wir nicht bei Ehrlichkeit vor falscher Höflichkeit angekommen?"
Jonna lief rot an, sie hatte es sich mit ihm nicht schon wieder verscherzen wollen.
„Kommt Basti am Wochenende?"
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, er ist verabredet, aber Katinka kommt."
„Oh, Mädelsabend?"
„Nun... Wenn du magst bist du herzlich eingeladen. Wir kochen, schauen einen lustigen Film und machen uns einfach einen netten Abend."
„Gerne! Ihr versteht euch gut oder? Also Katinka und du?"
„Ja, sehr gut! Sie ist meine beste Freundin, das war aber nicht immer so, früher war sie einfach die nervige kleine Schwester, aber als ich ausgezogen bin wurde es schlagartig besser. Sie war da 13 und ich hatte ein bisschen das Gefühl sie im Stich zu lassen."
„Warum? Ist es nicht ganz natürlich dass man auszieht, wenn man erwachsen ist?"
„Wir hatten nicht die Kindheit die man sich vielleicht für ein Kind wünscht, wir sind hauptsächlich bei unseren Großeltern aufgewachsen und es war schon komisch sie zurück zu lassen. Aber ich habe einen Ausbildungsplatz in einer anderen Stadt bekommen und dann bin ich eben ausgezogen."
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Nachbarn die bellen beißen nicht
FanfictionDer neue Nachbarn scheint direkt aus der Hölle zu kommen. Laut, unfreundlich, nachtaktiv und irgendwie komisch, das findet zumindest Jonna, die nebanan wohnt und sichmit ihm die Schlafzimmerwand teilt.