48. Griechenland

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„Papa!", Jonna ließ ihre Reisetaschen fallen und rannte ihrem Vater in die Arme.

„Hey meine Kleine! Schön dich endlich wieder zu sehen! Und das ist also meine Enkelin, mmh?", er betrachtet Talia, die ruhig im Tragetuch vor Jonnas Brust schlief.

„Darf ich vorstellen, Talia Luise, Talia, das ist dein Opa!"

„Opa klingt aber bannig alt!", grummelte er und strich Talia einmal über den Kopf, dann musterte er seine Tochter kritisch. „Ich würde ja gerne sagen dass du gut aussiehst, aber... Du siehst sehr müde aus!"

„Bin ich auch.", murmelte sie. „Der Flug war anstrengend, Talia findet fliegen wohl nicht so gut. Ich glaube, die anderen Passagiere hassen uns jetzt, die erste Stunde hat sie fast durchgehend geweint."

„Dann komm, dann sehen wir zu, dass wir nach Hause kommen, Elena hat das Essen schon fertig."

„Elena also?"

Er lächelte etwas und nickte. „Ja, Elena. Am Anfang hat sie mir nur etwas unter die Arme gegriffen, ich konnte ja weder kochen noch wusste ich wie man einen Haushalt führt und irgendwann... Sie wohnt seit ein paar Wochen bei mir, ich hoffe, das ist okay für dich."

Jonna horchte in sich hinein, war es für sie okay? „Ich freu mich, dass du wieder glücklich bist!", sagte sie und meinte jedes Wort genau so.

„Du wirst sie mögen."

Auf der Autofahrt musste Jonna sich bemühen die Augen offen zu halten, sie wollte nicht unhöflich sein. Elena war wirklich eine unglaublich herzliche und freundliche Person. Sie sah Jonna kurz an, schüttelte den Kopf und sagte etwas auf Griechisch dass sich anhörte, als würde sie feststellen, dass Jonna dringend Schlaf und gutes Essen brauchte. Verständnislos sah Jonna sie an und zuckte entschuldigend mit den Schultern.

„Du müde! Sehr müde! Baby schreit?"

Jonna grinste und nickte.

„Aaaaaah, ich kenne, mein Baby auch! Du geben mir Baby, ich spazieren! Du schlafen! Und essen! Mit Papa!", sie streckte fordern die Arme nach Talia aus. Jonna zögerte, sie konnte doch dieser fremden Person nicht ihr Baby geben.

Ihr Vater wechselte ein paar Worte mit Elena. „Ist schon okay Jonna, Elena kennt sich mit Kindern aus. Sie geht einfach ein wenig mit ihr spazieren und wir können in Ruhe essen und uns unterhalten."

Jonna nickte und hob Talia aus dem Tragetuch, die Kleine blinzelte sie müde an und kurz sah es so aus, als wenn sie wieder anfangen würde zu weinen, doch Elena nahm sie kurzerhand auf den Arm und wiegte sie hin und her.

„Siehst du, ich habe doch gesagt dass sie wunderbar ist.", ihr Vater führte sie auf die Terrasse wo der Esstisch schon gedeckt war. „Setz dich, ich hole schon mal das Essen."

Die Gemüsepfanne schmeckte herrlich, Jonna hatte das Gefühl seit langem nicht mehr so etwas Gutes gegessen zu haben. Ihr Vater beobachtete sie eine Weile schweigend, dann legte er sein Besteck zur Seite und lehnte sich etwas im Stuhl zurück.

„Also, was ist los bei dir?"

„Ich... Ich weiß nicht was du meinst.", sie schaffte es nicht, ihm in die Augen zu sehen und stocherte in ihrem Essen herum.

„Jonna, du bist meine Tochter! Ich habe 18 Jahre lang mit dir in einem Haus gelebt, ich weiß genau, wenn du mir nicht die Wahrheit erzählst und ich weiß auch, wenn bei dir etwas nicht stimmt. Also, warum kommst du jetzt fast fluchtartig zu mir, nachdem wir jahrelang kaum Kontakt hatten? Warum jetzt, mit Baby, aber ohne deinen Freund? Du siehst aus als hättest du seit Tagen kaum geschlafen und wo sind deine Haare? Ich kann mich nicht erinnern dich in den letzten 30 Jahren mit kurzen Haaren gesehen zu haben. Habt ihr Streit? Du und dieser Patrick?"

Nachbarn die bellen beißen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt