„Jonna, du musst das nicht machen!", krächzte Patrick. Seit zwei Tagen lag er auf ihrem Sofa, von wirren Fieberträumen und bellendem Husten geplagt. Sein Hals fühlte sich an als wäre er mit Schmiergelpapier ausgekleidet und es fiel ihm schwer klar zu denken. Jonna hatte ihn kurzerhand auf ihr Sofa verfrachtet und kümmerte sich um ihn.
„Sei schon still! Natürlich kümmere ich mich um dich! Und jetzt trink deinen Tee und schone deine Stimme, du brauchst sie bald."
„Du bist so eine herzlose Krankenschwester, weißt du das eigentlich?", er versuchte zu lachen, was aber in einem bellenden Hustenanfall endete.
„Genau! Deswegen werde ich jetzt auch einkaufen gehen. Heute Abend gibt es Hühnersuppe, soll ich sonst noch was mitbringen?"
„Ich weiß nicht... Ich habe eigentlich überhaupt keinen Appetit auf irgendetwas, ich will einfach nur schlafen."
„Dann mach das doch! Wenn dir noch was einfällt ruf mich einfach an. Kann ich dein Auto nehmen?"
„Klar!", murmelte er mit halb geschlossenen Augen.
Jonna schnappte sich den Autoschlüssel und zog die Tür leise hinter sich ins Schloss.
Mittlerweile war es November geworden, sie hatte seit diesem Abend nicht mehr mit Basti gesprochen, er versuchte immer wieder sie zu erreichen, aber sie ging nicht ran. Sie brauchte einfach noch Zeit um sich über ihre Gefühle klar zu werden. Patrick war indessen immer wichtiger geworden, sie verbrachten unheimlich viel Zeit miteinander, er war sogar einige Male mit zu den Bandproben gekommen, wollte aber im Gottesdienst dann doch nicht mit vorne stehen. Er hatte den Erstkommunionkindern einen Nachmittag Rede und Antwort gestanden und ihnen alles über das Leben im Kloster erzählt was zu vielen großen Augen und sehr interessanten Gesprächen geführt hatte. Jonna war langsam aber sicher wieder dabei die Alte zu werden, alle Wunden waren verheilt und sie ertappte sich immer wieder daran, dass sie an manchen Tagen nicht ein einziges Mal an Basti dachte.
Während sie in der Obst- und Gemüseabteilung nach frischen Zutaten für die Hühnersuppe suchte klingelte ihr Handy, ohne auf das Display zu schauen nahm sie den Anruf an.
„Na, ist dir doch noch was eingefallen?", fragte sie fröhlich.
„Hi Jonna!"
Ihr fiel fast das Handy aus der Hand, es war Basti. Bevor sie ihn wegdrücken konnte sprach er schnell weiter. „Bitt leg nicht auf! Können wir reden?"
Sie seufzte, sie wusste, dass sie mit ihm sprechen musste, so oder so verdiene er eine Entscheidung.
„Gut! Am Wochenende?"
„Kommst du zu mir oder soll ich zu dir kommen?"
Jonna knibbelte nervös an der Unterlippe. „Wir treffen uns am Domcafe. Sonntag um 15°°Uhr, das ist ein neutraler Ort."
„Jonna, mir tut es wirklich leid was passiert ist."
„Ja, das sagtest du bereits... Mehrfach! Sonst noch etwas?"
„Ich liebe dich Jonna, vergiss das nicht!"
„Wir sehen uns Sonntag!", sie legte auf und steckte das Handy zurück in ihre Tasche.
Mit fahrigen Bewegungen packte sie weiter wahllos Obst und Gemüse in den Wagen, griff nach irgendeinem Brot und etwas Aufschnitt. Patrick hatte laut eigener Aussage eh keinen Hunger und ihr war der Appetit gründlich vergangen.
Zuhause warf sie einen Blick ins Wohnzimmer, Patrick schnarchte leise und warf sich unruhig hin und her, er schien wieder Fieber zu haben. Vorsichtig legte Jonna ihre Hand auf seine Stirn und zuckte erschrocken zurück, er glühte förmlich. Das Stirnthermometer zeigte 40,2 Grad an und kurz haderte sie, ob es nicht doch besser wäre einen Arzt zu rufen, doch dann entschloss sie sich dazu es erst einmal mit Wadenwickeln zu versuchen.
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Nachbarn die bellen beißen nicht
FanfictionDer neue Nachbarn scheint direkt aus der Hölle zu kommen. Laut, unfreundlich, nachtaktiv und irgendwie komisch, das findet zumindest Jonna, die nebanan wohnt und sichmit ihm die Schlafzimmerwand teilt.