56. Schwanger

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Nervös saßen Paddy und Jonna im Wartezimmer der Arztpraxis, Jonna war schon Blut abgenommen worden, das Schlimmste hatte sie hinter sich. Immer wieder drückte Paddy ihre Hand, um sie aufzumuntern oder ihr Mut zu machen, sie wusste es nicht, es war ihr auch egal, Hauptsache er war da. Sie hatten in der letzten Woche doch seine Geschwister eingeweiht, es wäre sonst auch schwer zu erklären gewesen, warum sie für einen Tag zuhause durch die halbe Republik fuhren. Schweren Herzens hatten sie Talia bei Katinka gelassen, aber sie wollten ihr die zwei langen Autofahrten nicht zumuten. Heute Morgen waren sie in aller Frühe aufgebrochen und morgen würden sie wieder zurückfahren. In den ersten Stunden hatte Jonna immer wieder auf ihr Handy geschaut in der Angst einen Anruf von Katinka zu verpassen, doch irgendwann hatte Paddy sie sanft ermahnt, dass Talia bei ihrer Tante gut aufgehoben war und zur Not seine Geschwister noch da wären, es gab genug Menschen die sich kümmern würden.

Die Frauenärztin begrüßte sie freundlich, hörte sich Jonnas Sorgen und Bedenken an, nickte ab und an und bat sie dann zum Ultraschall.

„Ich werde mir ihre Narbe genau anschauen, den Arztbrief aus dem Krankenhaus habe ich auch bereits gelesen, es schien ja damals keine Komplikationen gegeben zu haben oder?"

Jonna schüttelte den Kopf. „Alles ist reibungslos gelaufen und gut verheilt. Wenn die Narbe nicht in Ordnung ist, was kann passieren?"

„Nun, es ist ja nicht nur die Bauchdecke durchtrennt worden, sondern auch die Gebärmutter. Hier besteht die Gefahr dass die frische Narbe nicht hält und im Verlauf der Schwangerschaft reißt, dann könnten Sie im Schlimmsten Fall verbluten oder das Kind verlieren. Ich schaue sie mir jetzt an und dann sehen wir weiter. Wenn es medizinische Einwände gegen die Schwangerschaft gibt muss man auch einen Abbruch in Erwägung ziehen, dann steht das Wohl der Mutter im Vordergrund."

Jonna schluckte, wenn ihr Baby durch ihr unvorsichtiges Verhalten sterben müsste, das würde sie sich wahrscheinlich nie verzeihen. Auch Paddy sah ziemlich mitgenommen aus und trottete mit in den Untersuchungsraum. Während die Ärztin den Bauchraum schallte saß er neben Jonna und umklammerte ihre Hand.

„Gut, gut, anhand der Blutwerte setzen wir Ihre Schwangerschaft auf die fünfte Woche fest, also noch ziemlich früh. Die Narbe sieht soweit gut aus, wenn Sie allerdings sagen, dass Sie das Risiko nicht tragen wollen, dann würde ich sie an die Beratungsstelle der Diakonie verweisen, dann..."

Vehement schüttelte Jonna den Kopf. „Nein! Das ist keine Option! Also wenn Sie sagen, dass die Schwangerschaft möglich ist, dann werde ich das Baby bekommen!" Ein Strahlen ging über ihr Gesicht und auch Paddy war die Erleichterung anzusehen.

„Es wird wahrscheinlich nicht so leicht sein wie die erste Schwangerschaft, ich würde Sie gerne regelmäßig hier bei mir sehen um Sie engmaschig zu überwachen. Sie sollten sich schonen, noch mehr als bei der ersten Schwangerschaft, das heißt nicht schwer heben, viel Ruhe, wenig Stress, gesunde Ernährung. Ich baue da ganz auf ihren Partner dass er Sie mit ihrem ersten Kind unterstützt und im Haushalt mithilft. Wenn Sie möchten kann ich Ihnen ein Schreiben für die Krankenkasse fertig machen, dann bekommen sie eine Haushaltshilfe."

Jonna sah Paddy kurz an doch dieser schüttelte leicht den Kopf.

„Nein, ich glaube das brauche ich nicht, ich habe genügend Unterstützung."

„Gut! Falls Sie Ihre Meinung ändern melden Sie sich. Ich mache Ihnen noch ein Rezept für Vitamine fertig, leiden Sie an Übelkeit? Brauchen Sie etwas in der Richtung?"

Jonna schüttelte wieder den Kopf, abgesehen von den Stimmungsschwankungen ging es ihr hervorragend, aber auch schon bei Talia war sie von Übelkeit verschont geblieben.

„Gut, dann würde ich sagen, wir sehen uns in drei Wochen wieder, einen Termin machen Sie bitte draußen am Empfang! Und herzlichen Glückwunsch.", lächelnd schob sie Jonna den Mutterpass über den Schreibtisch und schüttelte ihre Hand.

Nachbarn die bellen beißen nichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt