Prolog

207 20 46
                                    

23. Februar 2019 – Samstag, 03:24 Uhr

* * *

Vom Alkohol und dem in meinen Knochen dröhnenden Bass vollkommen benebelt, schmiegte ich mich an Owens Brust. Mit den Fingerspitzen zaghaft seine nackte verschwitzte Haut berührend, zeichnete ich vollautomatisch die Grand Canyon ähnelnden tiefen Linien seiner Muskulatur nach. Sie zuckte unter meinen sanften Berührungen triebhaft auf.

Der rot lackierte Nagel meines Zeigefingers zog einen kleinen Kreis um seine hervorgehobene Brustwarze. Die Musik und all die Becher, die ich mir bereits heruntergekippt hatte, ließen mich jegliche Hemmungen vergessen. Alles, was ich in diesem Augenblick wollte, war Owen Haut an Haut zu spüren.

Seine Hände blieben an meiner Taille liegen und umschlangen meinen Körper noch fester. Die Lippen aufeinandergedrückt, bewegten sie sich wie ein Tanz zueinander. Ein Tanz voller Gefühle und Energie, der ein Feuer zwischen uns zum Zischen bringen konnte. Ich streckte mich dem attraktiven Jungen entgegen und seufzte leise in den Kuss hinein.

Der langanhaltende Kuss intensivierte sich zwischen unseren eigenen Welten. Von Sekunde zu Sekunde schien er immer feuchter und stürmischer zu werden. Das war Owen zu verdanken. Er wollte immer tiefer zu mir hervordringen, sodass ich allmählich die Kontrolle über meinen eigenen Körper verlor.

Ich wanderte mit den Händen an seinen Schultern hinauf und legte sie in seinen Nacken. Die Finger ineinanderflechtend, zog ich seinen Kopf näher zu mir herab. Wir konnten einander nicht gehen lassen – egal, wie sehr wir es wollen würden.

Seine Zunge, die von Speichel überzogen war, berührte leicht meine Lippen. Eine winzige und dennoch zärtliche Berührung, die meine Lippen dank der sensitiven Nerven erzittern ließ. Als Antwort öffnete sich mein Mund wie von selbst und ließ unsere Zungenspitzen aneinander stoßen. Immer mehr Blut wurde in mein Gesicht gepumpt, ließ mir das Dopamin zu Kopf steigen und förderte das hungrige Verlangen nach mehr.

Dieser Strom kroch mir unter die Haut und lud meinen gesamten Körper auf. Ich vergrub die Hände tiefer in seinem dichten braunen Haar. Dabei drückte ich die Fingerspitzen willensstark gegen seinen Schädel. Der Alkohol heizte meine Haut in gleichmäßig pulsierenden Abständen auf, als würde ich in einer nebeligen Wolke eingehüllt sein. Sie ließ mich die laute Musik mit den durcheinander schreienden Stimmen überhaupt nicht mehr wahrnehmen.

All meine Sinne haben sich voll und ganz auf Owens angeraute Lippen fokussiert. Sie schmeckten nach der erfüllenden Wodka-Mischung, die wir zuvor noch auf Ex getrunken hatten, um uns aufeinander fallen lassen zu können. Dank der gemischten Limonade sind sie zu Beginn noch von einem klebrigen Film überzogen gewesen. Inzwischen war davon keine Spur mehr zu erschmecken.

Äußerst sanft und empfindsam bissen sich meine Zähne in seiner Unterlippe fest. Diesmal entwich ihm ein Stöhnen. Das gehauchte Geräusch aus seiner Kehle führte dazu, dass ich mein Körpergewicht immer mehr auf ihn verlagerte, mein Herz einen Purzelbaum nach dem anderen schlug, das energetische Feuer in meiner Brust aufloderte und sich mein Kopf auf einem Karussell der Gefühle immer schneller drehte.

Trotz alle er eingeladenen Gäste und der gefüllten Bude schienen wir in dieser verwinkelten Ecke etwas ungestörter bleiben zu können. Die anderen tanzten und sangen als gäbe es keinen Morgen mehr. Das dürfte für einige sturzbetrunkene Jugendliche sicherlich auch der Fall sein. Darüber musste ich mir glücklicherweise keinerlei Gedanken machen, denn in Owens Armen lag der Duft von Sicherheit – gemischt mit einem Hauch seines Aftershaves und einer Menge Schweiß

Dem Klang der Musik folgend, schmiegte sich meine Brust an seine und spielte mit seinen Gelüsten. Owens Rücken lehnte an der Wand an. Ich drängte mich an ihn, um den größtmöglichen Körperkontakt mit ihm beizubehalten. Das Reiben unserer Beine, Arme und Oberkörper ließen mich wahnsinnig werden. Wahnsinnig erregt.

ASHES ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt